Kolumne Pressschlag: Loden-Kalle und die Exklusivität
Der Startschuss für die die totale TV-Vermarktung der Bundesliga kam aus München. Ein paar verbitterte Fans werden sie wohl nicht verhindern.
K arl-Heinz Rummenigge hat gesprochen, Loden-Kalle, Rolex-Rummenigge, oder – wie ihn das Männermagazin GQ nennt – das „Mastermind im Milliarden-Business“. In dieser Fachzeitschrift („Die Profianleitung für David Beckhams neue Frisur: der Quiff“) hat Rummenigge nicht nur sein Büro in der Säbener Straße in München fotografieren lassen, „das Machtzentrum des deutschen Fußballs“, er hat auch Klartext gesprochen.
Der CEO der FC Bayern München AG ist einer, der die Zeichen erkennt, einer, der Flugtaxis benutzen würde, wenn sie in Bayerns Luft schon zugelassen wären, ein Mann von morgen. Über die Einnahmen aus dem Rechtemarkt für Livebilder der Bundesliga hat er gesagt: „Sie werden noch explodieren.“ Dafür würden Apple, Amazon und Netflix sorgen. Für die gebe es nur eine Frage: „Ist das Recht exklusiv?“.
Mit diesem Satz hat Rummenigge den Startschuss gegeben zur totalen Aufsplitterung der Bundesligaspieltage. So etwas wie die beinahe schon niedlichen Protestaktionen der Fans von Eintracht Frankfurt gegen das erste reguläre Montagsspiel in der Bundesliga wird das gewiss nicht verhindern. Und wenn Borussia Dortmunds Südtribünenstammgäste Montagsspiele boykottieren, dann wird der Klub vielleicht bald einfach weniger Dauerkarten verkaufen. Nicht nur im Pott wird es jede Menge Leute geben, die sich freuen, wenn es endlich leichter wird, Karten für den Versicherungspark zu bekommen.
Beim FC Bayern wissen sie, dass vor allem die Fans, die nur einmal im Leben von weit her anreisen, besonders viel Geld im Fanshop nebst angeschlossenem Fußballstadion lassen. Die wahren TV-Anhänger des Fußballsports wissen die Aufsplitterung der Liga ohnehin zu schätzen. Würden so wie ehedem alle Spiele am Samstag um halb vier angepfiffen, kaum einer könnte wirklich sagen, warum die Bayern so überlegen auftreten, wenn sie nur wollen, woran es im HSV-Spiel krankt und dass sich die Spielanlage des BVB unter Peter Stöger erheblich verändert hat. Sie sind brave Kunden.
Es geht eben ums Geschäft. Zu diesem tragen Ultras wenig bei. Sie haben Karten für die billigsten Plätze und sind wahrlich nicht die besten Kunden in den Fanshops. Ein Bundesliga-CEO, der sich exklusiv von GQ porträtieren lässt, hat im Zweifel eh kein Herz für die Kurven.
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