Schluss und Aus: Nationalspielerin Célia Šašić beendet ihre Karriere im Alter von 27 Jahren. Eben noch war sie WM-Torschützenkönigin geworden.
Trotz verschossenem Elfmeter: Célia Šašić hat eine starke WM gespielt.
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Ganz überraschend kam die Meldung in dieser Woche nicht: Célia Šašić, aktuelle Champions-League-Siegerin sowie Torschützenkönigin der Bundesliga und bei der Weltmeisterschaft, hat ihre Karriere beendet – mit 27 Jahren. Sie wolle nun zunächst ihr Studium beenden, sich beruflich orientieren und eine Familie gründen, ergo Kinder kriegen.
Jeder männliche Kollege in einer ähnlichen Situation wäre wohl umgehend von allen Fußballexperten für verrückt erklärt worden, bei Šašić bleibt die große Aufregung aus. Schaut man auf die Rahmenbedingungen des Frauenfußballs, ist das auch gar nicht verwunderlich.
Spielerinnen fehlen schlicht die Anreize, ihre Karriere etwa in der Manier eines Nicolas Anelka bis zum Letzten auszupressen. Der 36-jährige ehemalige Europameister wurde kürzlich als Spielertrainer des FC Mumbai in der fußballerisch bedeutungslosen indischen Super League vorgestellt – für 800.000 Dollar pro Jahr.
Im Frauenfußball gibt es solche Optionen nicht: keine lukrativen Rentenverträge in exotischen Ligen, keine Klubeigentümer, die sich für viel Geld mit dem Prestige großer Namen schmücken wollen.
Fußball-WM in Kanada
Jetzt ist's vorbei: Die USA haben nicht nur den Weltmeistertitel geholt, sondern Japan auch mit einem stolzen 5:2 besiegt.
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1:0 schon in der dritten Minute: Toschützin Carli Lloyd (r.), hier im Zweikampf mit Japans Rumi Utsugi.
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Platz 3 bei der Fußball-WM in Kanada geht an: England. Das Team gewann 1:0 gegen Deutschland.
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Nun heißt es Abschied nehmen vom Nationalteam: Bundestrainerin Silvia Neid und Torhüterin Nadine Angerer.
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Japan gewinnt im Halbfinale der Fußball-WM mit 2:1. Damit stehen die Titelverteidigerinnen erneut im Finale. Die Gegnerinnen kommen aus den USA, doch wie das ausgegangen ist, wissen wir ja nun schon. Nicht gut für die Japanerinnen.
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Bei den Engländerinnen gab's vor dem kleinen Finale noch Tränen.
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2:0 gewannen die USA im Halbfinale gegen Deutschland, die USA stehen im Finale, Deutschland ist raus. Gegen den späteren Titelträger.
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Die deutsche Torhüterin Nadine Angerer schaut dem Ball hinterher. Bei den Toren von Carli Lloyd und Kelley O'Hara war sie machtlos.
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Titelverteidiger Japan ist der Minimalist des Turniers, oft gewannen die Japanerinnen ihre Spiele nur mit einem Tor Unterschied. So auch das Viertelfinale gegen Australien (hier Yuki Ogimi und Laura Alleway), in dem erst in der 87. Minute der entscheidende Treffer gelang. Die Halbfinals stehen damit fest: Deutschland trifft auf die USA, Japan spielt gegen England.
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Aus der Traum vom Endspiel im eigenen Land: Die Kanadierin Kadeisha Buchanan nach dem Spiel gegen England, dass die Kanadierinnen 1:2 verloren. England steht damit erstmals in einem Halbfinale einer WM.
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Eleganter, spielstärker, einfach besser: Die Französinnen waren im Viertelfinale das bessere Team. Leonie Maier und Elodie Thomis (r.) im Zweikampf. Am Ende rettete sich Deutschland mit einem umstrittenen Elfmeter in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen.
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Erneut war sie die Heldin: Nadine Angerer. Im Viertelfinale gegen Frankreich hielt sie den entscheidenden letzten Elfmeter der Französinnen. Im Spiel waren die Deutschen unterlegen, am Ende war es die deutscheste aller deutschen Tugenden, die das Team rettete. Noch einmal die große Bühne für Angerer, die nach der WM ihre Karriere beenden will.
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Mana Iwabuchi (l.) und – in eher unnatürlicher Haltung – Kirsten van de Ven. Japan geht gegen die Niederlande in der 10. Minute durch Saori Ariyoshi in Führung. Das 2:0 (Mizuho Sakaguchi, 78.) macht alles klar. Der Anschlusstreffer fällt erst in der Nachspielzeit. Der Titelverteidiger steht im Viertelfinale gegen Australien.
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Wenn ein Team eine Torhüterin einwechseln muss, bedeutet das normalerweise nichts Gute. So auch hier: Kolumbiens Catalina Perez hatte nach einer Notbremse im Achtelfinale der WM in Kanada die Rote Karte gesehen, Stefany Castano muss sie ersetzen. In Unterzahl hatten die Südamerikanerinnen dem Titelfavoriten USA wenig entgegenzusetzen und verloren 0:2.
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Hoch, höher, England: Lucy Bronze übersteigt die norwegische Mannschaft, ein Bild, das zum Achtelfinalspiel passte, das England durch ein wunderschönes Weitschusstor von Bronze mit 2:1 für sich entschied. Dabei führte Norwegen bereits und hatte die Partie im Griff – bis zum überraschenden Ausgleich. Der Sieg Englands bedeutete gleichzeitig die Olympia-2016-Qualifikation für die deutsche Mannschaft.
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Sie kämpfe, sie rannte, sie ackerte, doch alles vergebens: Marta Vieira da Silva, fünffache Weltfußballerin, wird auch 2015 keinen großen Titel gewinnen. Im Achtelfinale war für Brasilien nach einer 0:1-Niederlage gegen die australischen „Matildas“ Schluss. Und dann regnete es auch noch!
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Hier hingegen lacht der Sommer. Also in echt jetzt: Eugenie Le Sommer (l.) klatscht mit ihrer Teamkollegin Elodie Thomas ab. Mit Frankreich haben die beiden am Tag des Sommerbeginns das Viertelfinale erreicht, Gegner Südkorea wurde 3:0 besiegt.
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Dort wartet Deutschland. Nur einmal wurde Nadine Angerer beim Achtelfinalspiel in Ottawa überwunden und vorne gelangen vier eigene Treffer. Damit war Mitfavorit Schweden besiegt, Deutschland kann vom dritten Titel weiterträumen.
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Wir wollen hier ja gar nicht über Frisuren reden. Aber diese hier wird uns schon fehlen. Für Gaelle Enganamouit und Kamerun war im Achtelfinale Schluss, gegen China verloren die Afrikanerinnen 0:1.
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Blicken wir zurück in die Gruppenphase und auf diesen Jubelsprung von Abby Wambach. Im dritten Spiel der USA erzielte sie gegen Nigeria das entscheidende 1:0. Sie freut sich über den Einzug ins Achtelfinale – und ihren 14. Treffer bei einer WM-Endrunde. Damit hat sie noch die Chance, in Kanada zur neuen WM-Rekordtorschützin zu werden.
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Doch da ist ja auch noch Marta. Der Brasilianerin gelang mit ihrem Elfmetertreffer zum 2:0-Endstand gegen Südkorea bereits ihr 15. WM-Tor. Nun kann sie nicht mehr nachlegen. Pech gehabt.
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Nicht nur Marta forderte die Südkoreanerinnen heraus, im zweiten Spiel mussten sie außerdem der Frau mit der Maske entgegentreten: Wendy Acosta (l.) vom WM-Neuling Costa Rica.
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Dabei gelang den Mittelamerikanerinnen der späte 2:2-Ausgleich und anschließend gab es eine der schönsten Torjubelszenen durch Karla Villalobos. Half aber nix: Am Ende der Vorrunde war Costa Rica dennoch ausgeschieden.
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Genau wie auch die Spielerinnen von der Elfenbeinküste. Die verzweifelten selbst am vermeintlich leichten Gruppengegner Thailand und verloren 2:3, mit drei Niederlagen mussten sie nach Hause fahren. Thailand allerdings auch.
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Im ersten Spiel kam es für die Elfenbeinküste dabei so richtig dicke. 0:10 gegen Deutschland! Sophie Aguie (r.) rammt Celia Sasic um – die trotzdem drei Tore erzielte.
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Hier bejubeln die deutschen Spielerinnen ein weiteres Tor von Melanie Behringer.
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Für andere war das Weiterkommen mit mehr Schmerzen verbunden: Etwa für Rachel Rinast, die mit der Schweiz nur knapp als Gruppendritte die Vorrunde überstand.
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Dabei gelang auch den Schweizerinnen ein 10:0-Sieg. Gegen Ecuador nämlich. Hier sehr schön: Das Zopfballett von Nancy Aguilar und Eseosa Aigbogun.
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Dabei wollten wir doch nicht über Frisuren reden! Aber gut, die hier noch. Kanadas Rekordtorhüterin Karina LeBlanc (110 Spiele) hat sich extra ein Ahornblatt auf die Schläfe rasieren lassen. Sie ist bei ihrer Heim-WM allerdings nur Ersatzspielerin.
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Ihre Torhüterkollegin Stephanie Labbe beim Training. Was genau macht sie da?
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Und die kanadischen Fans? Denen gefällt's! In Kanada ist Frauenfußball deutlich populärer als Männerfußball. Sogar wenn es regnet.
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Ebenfalls Thema auf den Rängen: Der Kunstrasen, auf dem in Kanada sämtliche WM-Spiele – durchaus zum Unmut der Spielerinnen – ausgetragen werden.
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Spiele ohne kanadische Beteiligung waren dabei nicht immer unbedingt ausverkauft.
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Skeptischer Blick auf den Ball: Die Niederländerin Vivianne Miedema (r.) und die Neuseeländerin Hannah Wilkinson. Miedemas Team gewann mit 1:0.
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Zugepackt: Kolumbiens Torhüterin Sandra Sepulveda beim 3:0-Sieg gegen Mitfavorit Frankreich. Die Französinnen konnten sich mit Siegen gegen England und Mexiko trotzdem noch für das Achtelfinale qualifizieren, wo auch Kolumbien steht.
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Die Kolumbianerinnen widerlegten nebenbei die These, dass nur im Männerfußball lamentiert und mit den Schiris diskutiert werde.
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Zurück an den Anfang: Ob Olympische Spiele, European Games, Bundesjugendspiele in Eisenhüttenstadt oder eben die Fußball-WM – auf einen hohen Peinlichkeitsfaktor bei der Eröffnungsfeier ist Verlass.
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Und um diesen Pott geht's bei der WM in Kanada. Die letzten Jahre stand er in Asien: Japan gewann das Finale der WM 2011 in Deutschland gegen die USA im Elfmeterschießen. 2015 konnten sie alle drei Vorrundenspiele gewinnen, zählen aber dennoch allenfalls zum erweiterten Favoritenkreis.
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Eine Möglichkeit für Šašić wäre gewesen, ähnlich wie ihre Nationalmannschaftskolleginnen Nadine Angerer und Anja Mittag, noch einmal für einige Jahre Erfahrungen in einer anderen Liga zu sammeln. Dadurch hätte sie womöglich noch einmal eine nationale Meisterschaft feiern können, die in ihrem mit EM-Titeln und einer Olympiamedaille gut gefüllten Trophäenschrank noch fehlte. Šašić hatte jedoch immer betont, dass ihr ein Verein, in dem sie sich wohl fühlt, wichtiger ist, als Geld und Renommee. Auch deshalb hat sie neun Jahre ihrer Karriere beim sportlich chancenlosen ehemaligen Bundesligaverein SC 07 Bad Neuenahr verbracht, ehe sie 2013 nach Frankfurt wechselte.
Das letzte große Ziel verpasst
Die Erfolgsaussichten in der Nationalmannschaft mögen ihre Entscheidung ebenfalls beeinflusst haben. Mit dem Ausscheiden im WM-Halbfinale gegen die USA hat Šašić das letzte große Ziel mit dem DFB-Team deutlich verpasst. Die Aussichten auf ein erfolgreicheres Abschneiden in vier Jahren sind zumindest vage.
Im Frauenfußball gibt es keine lukrativen Rentenverträge in exotischen Ligen.
Auch die Hoffnungsträgerin der vorherigen WM, Šašić’ ehemalige Mitspielerin Fatmire Alushi, legte nach Ablauf der vergangenen Saison eine Pause ein. „Es gibt Dinge im Leben, die sind wichtiger als Fußball“, sagte sie und wartet auf ihr erstes Kind. Für Topathletinnen, die nicht bis Mitte dreißig warten wollen, ist es eben wesentlich schwerer, eine Entscheidung für ein Kind mit der Karriere in Einklang zu bringen. als für Männer.
Die deutsche Frauennationalmannschaft jedenfalls trifft Célia Šašić’ jetziges Karriereende hart. Auch wenn sie sich bei der WM in den entscheidenden Spielen ähnlich schwer tat wie ihre Offensivkolleginnen – ihre Quote von 63 Toren in 111 Länderspielen spricht für sich. Noch-Bundestrainerin Silvia Neid hat wenig Zeit, eine Nachfolgerin aufzubauen. Im kommenden Jahr spielen die DFB-Frauen bei den Olympischen Spielen in Rio, ein Jahr darauf steht die Europameisterschaft in den Niederlanden an.
Vielleicht folgen bis dahin auch noch weitere Spielerinnen Šašićs Beispiel.
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