Kolumne Press-Schlag: Die etwas andere Grundversorgung
Die Handball-WM wird von einer Bank, der DKB, übertragen. Warum wir uns an das neue deutsche Sportfernsehen gewöhnen müssen.
A uch wenn das viele Handballfans gern hätten: Es gibt kein Grundrecht auf Ausstrahlung einer Handball-WM im frei empfangbaren Fernsehen. Handball gehört auch nicht zur „Grundversorgung“, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Übertragungen von Olympischen Spielen und wichtigen Fußballspielen garantieren soll. Handball ist nicht wichtig. Selbst wenn die deutschen Ballwerfer Europameister geworden sind und Dritter bei den Sommerspielen von Rio, sie müssen sich trotzdem weit hinter den Fußballern einreihen und nun schon zum zweiten Mal nach 2015 hart darum kämpfen, dass überhaupt Bewegtbilder der in der kommenden Woche beginnenden WM zu sehen sind.
Der katarische Medienkonzern beIN Sports hat die Rechte der vergangenen und dieser WM beim Handballverband für etwa 90 Millionen Euro gekauft. Doch Verhandlungen mit ZDF und ARD scheiterten ebenso wie mit Sport1, Sky oder sportdeutschland.tv. Weil sich die Probleme schon früh andeuteten, soll der Chef des internationalen Handballverbandes, Hassan Moustafa, im Sommer einen Bittbrief an Angela Merkel geschrieben haben. Aber die Kanzlerin winkte ab. Zuletzt riefen der deutsche Handballchef und sein Vize die Politik um Hilfe. Man möge doch bitte ein paar Hebel in Bewegung setzen, damit die WM nicht im Nirwana verschwinde.
Es ist schwer zu sagen, ob nicht doch politischer Einfluss geltend gemacht wurde, jedenfalls ist die WM nun beim Tochterunternehmen der Bayerischen Landesbank gelandet, der Deutschen Kreditbank DKB, die unter anderem die Handball-Liga unterstützt und ihre Werbebanden bei vielen Wintersportevents aufstellen lässt. Im Verwaltungsrat der Landesbank sitzt der bayrische Finanzminister.
Es ist jetzt viel von „Erleichterung“ unter den Handballfreunden zu lesen. Von „Rettung“ wird geschrieben. Dabei gehört dieser Poker um Rechte künftig zu den Usancen einer Medienlandschaft, die in Bewegung ist. Bequeme und vor allem billige Lösungen für den Konsumenten gibt’s immer weniger.
Mächtige Player
Es konkurrieren große Player, beIN aus Katar, die Perform-Gruppe (DAZN) oder Discovery (Eurosport). Sie setzen ihre Marktmacht ein. Das führt zu einer gewissen Unübersichtlichkeit. Früher fläzte man sich vor den Fernseher und konnte davon ausgehen, dass das Wichtige frei übertragen wird. Heute muss man Spartenkanäle und Internetportale durchforsten, um das Passende zu finden.
So wird Sportschauen zum Planspiel – und zu einem recht teuren Vergnügen. Hätte es den Deal mit der Kreditbank nicht gegeben, der findige und solvente Handballfan wäre übrigens nicht zu kurz gekommen. Er hätte sich nur eine Pharao-TV-Box für etwa 120 Euro kaufen müssen. Eine etwas billigere Lösung wäre wohl mit der Android-TV-Box und der beIN-App möglich gewesen.
In der Zukunft des Sportfernsehens wird immer weniger frei Haus geliefert. Der stärkere Konkurrenzdruck wird auch dazu führen, dass derjenige, der die Rechte in den Händen hält, keinen besonderen Wert auf hohe journalistische Standards legen muss. Die Sportfans sind ja schon froh, wenn sie ihre Mannschaft überhaupt sehen. Das ist die neue Grundversorgung. Hauptsache, es flimmert.
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