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Kolumne Press-SchlagSeid verschlungen, Millionen!

Kolumne
von Felix Schwadorf

Kevin de Bruyne, Fußballer des Jahres, will weg von Wolfsburg. Das Gute daran: Der FC Bayern zieht den Kürzeren.

De Bruyne (fliegt in der Mitte) beim DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund Foto: imago/Mausolf

N eulich unfreiwillig ein Gespräch der FC-Bayern-Kundschaft belauscht. Zwei Immobilienmakler bei der Mittagspause. „Ganz klar, wir kaufen den de Bruyne, zack. Und Götze, das kleine Speckröllchen, kriegen die Wolfsburger dann als Entschädigung hinterhergeworfen.“ Dreckiges Lachen.

Oh, mein Fußballgott, warum sind nur alle so schamlos geworden? Und warum fühle ich mich dem so hilflos ausgeliefert? Trost finde ich bei dem fabelhaften Herbert Achternbusch, der dieses Gefühl einst sehr treffend beschrieben hat: „Die Alpen sind schon ein Problem.“ So heißt es in dem Roman „Die Stunde des Todes“. „Dieses Problem muss erst gelöst werden. Solange es so hohe Berge gibt, glaube ich an keine Gerechtigkeit.“

Nun kann man „Alpen“ und „hohe Berge“ mit „FC Bayern“ tauschen, schon sieht man klar. Sicher kann man diesen Koloss ab und an bezwingen, aber man schafft das Problem dadurch eben nicht aus der Welt. Im Gegenteil: Man befeuert dadurch nur die Impotenz- und Kontrollverlustängste, die allen bösen Mächten eigen sind. Oder wie Darth Vader sagt: „You don’t know the power of the dark side.“

Die Todessternmentalität des FC Bayern hat also mit Gerechtigkeit in etwa so viel gemein wie die Zugspitze mit dem Klieversberg. Der ist mit 110 Metern die höchste Erhebung in Wolfsburg. Dort befindet sich der Tennisclub Grün-Gold und man hat einen schönen Blick auf die trostloseste Fußgängerzone Europas. Irgendwo dazwischen: Das Stadion am Elsterweg.

Äonen vor der Volkswagen-Arena, genauer gesagt im Juni 1997, sägte hier das Heinz-Erhardt-Double Willi Reimann als VfL-Trainer seinen Unterarm jubelnd durch die heiße Frühsommerluft. Durch ein 5:4 gegen Mainz 05 feierte Wolfsburg seinen Aufstieg in die Erste Liga. Ein Mainzer Verteidiger namens Jürgen Klopp hatte den VfL mit dem blödesten Ballverlust seiner Karriere nach oben gebracht.

Hohe Berge und gewaltige Wüsten

Seitdem gehört Wolfsburg zum Establishment und ärgert schon mal die Bayern, etwa mit der Meisterschaft 2009 unter dem Tyrannen Felix Magath. Oder in der letzten Saison mit Kevin de Bruyne, der den Rekordmeister beim 4:1-Heimsieg des VfL zutiefst demütigte. Das Imperium lässt sich so was natürlich nicht bieten, in bewährter Manier sollte auch diesmal der beste Spieler des Hauptkonkurrenten schleunigst nach München geholt werden.

Es gibt aber nicht nur hohe Berge, sondern auch gewaltige Wüsten. Von dort stammt Scheich Mansour, Privatvermögen geschätzte 17 Milliarden Dollar. So viel hat nicht mal Uli Hoeneß verspekuliert. Das Hobby des Prinzen aus Abu Dhabi ist Manchester City. Kevin de Bruyne soll dort 275.000 Pfund die Woche verdienen.

Am Wochenende hat Kevin de Bruyne so schlecht gespielt wie selten, eine hundertprozentige Chance zum Siegtreffer beim 1. FC Köln völlig verschludert. Wenn VW in dieser Woche nicht noch schnell 1.000 Mitarbeiter entlässt und das eingesparte Geld diskret in die richtigen Kanäle weiterleitet, wird de Bruyne in Manchester landen.

Was sich schon beim Angebot von Manchester United an Thomas Müller zeigt, wird im Fall de Bruyne wieder deutlich: Im europäischen Maßstab droht der FC Bayern eine Nummer zu werden. Die Regeln des von Karl-Heinz Rummenigge mitdiktierten Financial Fair Plays können mit den einfachsten Bauerntricks umgangen werden. Warum sollte das Kapital denn auf einmal moralisch werden?

Und wer in Deutschland alles plattmacht, darf sich nicht wundern, dass es weltweit eben noch marktradikalere Fressfeinde gibt. Und so steht dann das Alpengebirge vor der Wüste und seufzt: „Solange es so viel Sand gibt, glaube ich an keine Gerechtigkeit.“

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10 Kommentare

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  • Wie schnelllebig unsere Zeit ist, zeigt dieses dieses Beispiel, wo selbst die „allmächtigen“ Bayern aus dem Rennen zu sein scheinen, dafür aber mit Sicherheit einen Mitbewerber um die nationalen Titel weniger haben werden. Zum wiederholten Male behaupte ich, dass abgeschlossene Verträge heutzutage nur Schall und Rauch sind und wegen des hier und da überflüssigen Geldes (das war nur der Anfang!) gegenwärtig und besonders auch in der Zukunft völlig bedeutungslos bleiben, weil diese lediglich zur Startbahn des perfekten Menschenhandels genutzt werden, an dem besonders süchtige „Blutsauger“, die sonst im oder weniger im Rampenlicht stehen, Geldsucht vor sportliche Interessen stellen. Es ist eine sehr traurige Entwicklung, die nur mit einzuführenden kontrollierten finanziellen Höchstgrenzen auch den lässigen Versuchen solcher Scheiche und Oligarchen, wie eben u.a. dieser Mansour, zu stoppen wären!

     

    Wenn diese wahnsinnigen Geldgeschichten so weitergehen, wird das derzeitig noch relativ große allgemeine Interesse am Fußball vermutlich bald den Bach hinunter fließen.....

     

    Natürlich würde ganz deutlich auch meine Sympathie für den Wolfsburger Verein stark sinken, da ich mir genau einen Tag nach der überschäumenden Meisterfeier 2009 ein „Werk-Produkt“ dort abholen durfte und von der für diese Stadt sonst ungewöhnliche Euphorie noch lange zehrte.......

     

    Übrigens ist es längst an der Zeit, ein „Mitwirken“ eines sogenannten Spielerberaters anzuzweifeln, der im „normalen Arbeitsprozess“ bei jeder anstehenden beruflichen Veränderung auch keine Rolle spielt, weil die Bewerber bzw. Beworbenen sich untereinander als vermeintlich spätere Partner ein direktes Persönlichkeitsprofil wünschen!

     

    Das Geschwätz vom „freien Markt“ ersetzt nicht die Freude am sauberen und ehrlichen Sport!

  • aha, 'die Bayern' haben also ihr Geld "selber verdient", wer weiß das schon, ich sage nur Uli ; )

    Ich finde diesen Artikel überhaupt nicht "peinlich", die Wahrheit tut manchmal einfach nur weh : )

  • VW gegen Bayern. Die taz hält zum Konzern. Peinlich. Ich mag den Verein Bayern München nicht. Die Mannschaft spielt einen fantastischen Ball. Es macht Spass, ihnen zuzuschauen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @RPH:

      Geschmacksache. Man kann Rasenschach mögen. Muss es aber nicht.

  • uh. die bösen bayern die ihr geld selber verdient haben sollen nich den kevin von golfsburg kaufen die ihre multimillionen einfach von vw bekommen.

    toll dass da ein unseriöser schaichklub zuvorkommt... da freut sich der kapitalismuskritische fußballromantiker!!

    da kann man doch mit nem hämischen schmähartikel den frust über den allwöchentlichen bayernsieg ablassen!!

     

    selbst für den taz-sportbereich äußerst peinlicher artikel!

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @peter shaw:

      Es soll Menschen geben, die mögen Bayern München nicht. Und den VfL Wolfsburg, Manchester City, Paris St. Germain, Real Madrid ebensowenig. Alle aus dem gleichen Grund: weil sie vor Geld nur so strotzen. Hat nichts mit Sport zu tun.

       

      Als Fussballromantiker hängt mein Herz an Mannschaften, die Fussball mit Leidenschaft spielen, zelebrieren. Die 'positiv bekloppt' sind (Rainer 'Calli' Calmund) sieht, und noch Eier haben.

       

      Lieber mit fliegenden Fahnen untergehen als Fussball verwalten ...

      • @76530 (Profil gelöscht):

        die aufgezählten vereine haben spieler wie christiano ronaldo, yaya toure, zlatan ibrahimovic oder arjen robben.

        wenn das nichts mit sport zu tun hat, dann weiss ich auchnich...

    • @peter shaw:

      Sehr gut!

  • Überflüssiges FCB-Bashing - leider wohl nicht zu umgehen auf dieser Plattform. Und noch einen doppelt dummen Hoeneß-Spruch zusätzlich eingebracht - dafür gibt's ein Fleißsternchen in Gold.

     

    *Wenn* es Herrn de Bruyne um sportliche Herausforderungen geht, kann man diesem exzellenten Spieler für die Saison nur das Beste wünschen. Egal wo - mir persönlich wäre (wie wohl jedem anderen BL-Anhänger) Wolfsburg am liebsten und wenn das nicht sein Wunsch ist, dann eben bei einem anderem Topclub in der Liga. Und wenn es an der Kohle scheitert, dann eben in der PL.

     

    Und wenn er dann in zwei, drei Saisons merkt, dass es wie bei Chelsea für ihn und auch ganz allgemein sportlich nicht läuft, ist er wieder herzlichst willkommen in der Bundesliga. Hier hat er auf jeden Fall begeisterte Anhänger.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ein wunderbarer Artikel für jeden, der wie ich 34 Spieltage pro Saison leiden muss, weil er Bayern München nicht mag. Und niemals mögen wird. Trotz Arjen Robben, der dieses Spiel wahrlich beherrscht.