Kolumne Press-Schlag: Das Ereignis zum Emblem
Zwischen den Pokalfinalspielen wurde das Logo der Frauenfußball-WM in Deutschland vorgestellt. Franz Beckenbauer findet es "wunderschön". Doch es ist vor allem eines: ernst.
ANDREAS RÜTTENAUER ist taz-Sportredakteur.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ein olympischer Fackelläufer hat sich nicht auf das Logo für die Frauenfußball-WM 2011 geschlichen. Das, was da in der rechten oberen Ecke des nagelneuen Emblems, welches am Samstag zwischen den Pokalfinals vorgestellt wurde, zu sehen ist, hat mit Olympia nichts zu tun. Das Organisationskomitee will damit keine Grußbotschaft an die olympische Bewegung senden. Als Protestnote gegen China soll man das Strichmännchen schon gar nicht verstehen. Ist ja auch logisch. Wenn im Sommer des Jahres 2011 in Deutschland das erste WM-Spiel angepfiffen wird, dann wird niemand mehr über Tibet sprechen oder über Menschenrechte. Dann redet alles nur noch über das gute Deutschland, das Land, von dem aus der Frauenfußball seinen Siegeszug durch die Sportwelt vollenden soll.
Die Präsentation des Logos weckte am Samstag durchaus Erinnerungen an die Männer-Heim-WM. Als damals das Logo vorgestellt wurde, wunderte man sich landauf, landab. Drei penetrant grinsende Nullen sollten die WM symbolisieren. Das Emblem wurde verrissen. Und dann kam die WM, und wieder wunderte man sich. Vier Wochen lang wurden Bilder von penetrant grinsenden Deutschen (Nullen?) in die weite Welt gesendet. Das Ereignis war dem Logo gerecht geworden.
Am Samstag herrschte nun nicht gerade Begeisterung über das Gesicht der nächsten Frauen-WM. Einzig Franz Beckenbauer das Logo "wunderschön". "Es hat etwas mit Fußball zu tun", freute er sich. Rechteckig ist es, dominiert von den Farben Schwarz, Rot und Gold, und einen Namen hat es auch: Arena Deutschland. Kein Lachen, kein Grinsen. Frauenfußball ist eine ernste Angelegenheit, das sagt das Emblem, und eine deutsche. Das Ereignis könnte dem Logo erneut gerecht werden.
Und was soll es jetzt darstellen, das Strichmännchen? Steffi Jones, die Chefin des Organisationskomitees der Frauen-WM? Das Skelett von Sepp Blatter, dem Chef des Internationalen Fußballverbands? Die Kanzlerin gar? Wer es errät, der muss ein wahrer Frauenfußballversteher sein.
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