Kolumne Press-Schlag: Mit Ilja Rogoff gegen Eiern München
Mit einem unglaublich guten Gedächtnis für Müll wie dem meinen werde ich diese Informationen nie wieder los.
Die Liga schleppt sich spieltagmäßig zur Neige, und ich pfeife aus dem letzten Loch. Es ist eh alles Scheiße, wenn man doppelbelastet ist. Muss mich neuerdings nämlich außer über die Bundesliga und Ergebnisse wie Schalke - Hannover 1:1 auch über die sogenannte Moorhuhn-Liga ärgern: Dieses Computerspiel, das sich erstaunlicherweise vor ein paar Jahren in einer Welt voller WoW-Süchtiger ausgebreitet hatte, die sich für ihren esoterischen Kinderquatsch als Druiden, Schamanen oder Blutelfen zu Gilden zusammenschließen, dieses Hühnergeballer, das man nach dem Finanzbilanzskandal von 2004 totgehofft hatte, gibt es jetzt als Fußballversion.
Und wie heißen die virtuellen Federviehvereine? Hahn-Over 96, Eiern München, Feder Bremen, Ei-Pracht Frankfurt und Boooack-Russia Dortmund. Hi-hi-hilfe!! Wieso muss ich so etwas mitbekommen? Mit einem unglaublich guten Gedächtnis für Müll wie dem meinen werde ich diese Informationen nie wieder los. Wie kann ich mir darüber Gedanken machen, wieso die wohl zu zaghaft interimstrainierten Schalker jetzt schon keine Lust mehr haben, wenn Moderatorenformulierungen à la "Schalke 04 hat Federn gelassen" mich nur wieder an die Moorhuhnverschwörung erinnern? Und muss Frankfurts Verteidiger Kyrgiakos in der debakulösen Partie gegen Stuttgart ausgerechnet mit einer Gesichtsmaske spielen, die an einen vorgebundenen Hahnenschnabel erinnert?
Aber gut. Liegt ja an mir. Brauche wohl mal wieder eine Handvoll Ilja-Rogoff-Knoblauchpillen, um mich besser aufs Wesentliche konzentrieren zu können. Andererseits: Wenn es stimmt, dass Ilja Rogoff ein bulgarischer Bauer war, der Mitte des letzten Jahrhunderts mit über 130 Jahren starb, dann thanks, but no thanks. So lange will ich gar nicht aus dem Mund stinken.
Wie kam ich jetzt vom nasenoperierten Griechen zur Knoblauchfahne? Oh Gott, nicht dass ich mir noch selbst Vorurteile nachweise. Beschließen wir also diesen überflüssigen Spieltag mit einem positiven Vorurteil. Asamoah über den designierten Schalke-Trainer Fred Rutten: "Ich kenne den Trainer bisher auch nur aus der Zeitung. Aber er ist Holländer." Dem kann ich nur anfügen, dass der Wochenmarkt in Enschede in den 80ern eine weiland unglaubliche Lakritzauswahl zu bieten hatte.
Und wenn ich bitte schön noch mal kurz an das Ergebnis Hansa-Rostock-verliert-mit-1:3-gegen-den-HSV erinnern darf, wobei im viel zu flachen Hinterkopf zu behalten wäre, dass dies Hamburgs letzte Saison mit Huub Stevens ist, der sympathischerweise lieber in der Nähe seiner chronisch kranken Ehefrau in Eindhoven als an der zugigen Waterkant Spieler anschreien möchte. Glücklicherweise gibt es da oben eben doch mehr als Herman van Veen.
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