Kolumne Press-Schlag: Kein Friede für Friedhelm Funkel
Der Trainer von Eintracht Frankfurt ist ein Realist aus Überzeugung. Er redet den Träumern nicht das Wort, nur weil es populär wäre.
Es passt zum vermaledeiten Saisonverlauf von Eintracht Frankfurt, dass nach dem kurzen Aufatmen vom Mittwoch prompt ein tiefer Seufzer folgte. Noch nicht einmal über den ersten Saisonsieg gegen den KSC (2:1) durften sie sich richtig freuen. Schon ein paar Stunden später herrschte wieder Katzenjammer beim Fußballklub aus Deutschlands Bankenmetropole. Auf der Homepage des Klubs stand zu lesen: "Vier Hiobsbotschaften nach erstem Sieg." Können die verletzungsbedingten Ausfälle von Abwehrmann Galindo und Mittelfeldakteur Köhler noch verkraftet werden, kommen die nun langwierigen Verletzungen von Allrounder Chris und Kapitän Amanatidis einer Katastrophe gleich. Noch am Mittwoch hatte Eintracht-Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen mit großer Sorge darauf hingewiesen: "Amanatidis und Chris sind für uns durch nichts und niemanden zu ersetzen."
Kein Wunder, dass Trainer Friedhelm Funkel vor dem Auswärtsspiel heute bei Energie Cottbus "keine Purzelbäume" (Funkel) schlagen will, trotz des ersten Saisonsiegs, der ihm vermutlich den Job gerettet hat. Amanatidis Tor bewahrte den 54 Jahre alten Fahrensmann vom Niederrhein wohl vor dem Rauswurf. Noch nach dem Ausgleich schallten die "Funkel raus!"-Rufe so laut wie die Songs bei einem Motörhead-Konzert. Der Erfolg gegen die Badener war erst der zweite der Eintracht in den letzten 16 Ligaspielen. Die Stimmung hat sich in dieser Zeit des Abwärtstrends auf den Rängen und im Verein gegen Funkel gedreht. Eine Niederlage gegen Karlsruhe hätten selbst dem treu zu Funkel stehenden Bruchhagen die Argumente für eine Weiterbeschäftigung genommen.
Funkel hat die Mannschaft vor vier Jahren in der zweiten Liga übernommen, sie in die Bundesliga geführt und dann, mit dem Einzug ins Pokalfinale, vielleicht zu schnell Erfolg gehabt. Wer die Anzugträger des deutschen Meisters von 1959 vor zwei Jahren nach den Spielen im Uefa-Cup bei Fenerbahce oder gegen Newcastle von neuen, alten Zeiten hat schwelgen hören, der ahnt, wie enttäuscht sie nun über den fast einjährigen Abwärtstrend sind. Funkel weiß, dass selbst Siege die Diskussion über ihn nicht zum verstummen bringen werden, sein Vertrag läuft nach dieser Spielzeit aus. Er ist Realist aus Überzeugung, keiner der die Träume von Höherem bedient, nur weil es populär wäre.
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