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Kolumne Press-SchlagAuf dem Platz ist alle Theorie grau

Kolumne
von Markus Völker

98 Prozent der Pässe eines Augsburgers kamen an, seine Elf verlor 1:4. Der Fußball entzieht sich einer statistischen Erklärung. Das beweist auch der 5. Bundesliga-Spieltag.

Er trifft und läuft: Mario Gomez. Bild: reuters

N achdem die deutsche Leichtathletik nur noch eine Schwerathletik ist, lohnt ein Blick auf den Fußball, wo es ja noch ein paar ausdauerstarke Läufer geben soll. Und siehe da: Die besten Mittelstreckenläufer dieses Bundesliga-Wochenendes waren in Dortmund am Start.

Der Borusse Kevin Großkreutz rannte im Spiel gegen Hertha BSC Berlin 12,3 Kilometer. Sein Kollege Shinji Kagawa brachte es sogar auf 12,4 Kilometer. Und so viel schlechter waren Lukas Piszczek oder Marcel Schmelzer auch nicht.

Man könnte einwenden, dass sie sich trotzdem nicht für das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes qualifizieren würden, weil sie ja 90 Minuten für ihre Strecke brauchten, aber so viel schlechter als die echten deutschen Leichtathleten, also jene, die zur Abwechslung mal keine Eisenkugeln wuchten oder Disken in den Orbit schießen, sind sie damit auch nicht.

taz
Markus Völker

ist Sport-Redakteur der taz.

Das Problem bei den laufstarken Borussen war eher: Sie haben trotz rekordverdächtiger Kilometerschrubberei nicht gewonnen. Gegen einen Aufsteiger. Was sagt uns das? Erst mal, dass Laufen allein nicht reicht. Und zweitens, dass dieser neumodische Statistik-Schnickschnack, der uns sicher bald verrät, wie viel eine Flatulenz zur Beschleunigung des Spielers X beiträgt, nur bedingt aussagekräftig ist.

7,9 Kilometer gerannt, vier Tore geschossen

Es mag die Apologeten der harten Zahlen überraschen, aber es können Mannschaften als Sieger vom Platz gehen, die nur 35 Prozent Ballbesitz hatten. Und es können Teams verlieren, deren Passgenauigkeit um zehn Prozent höher lag als die des Gegners. Lauffaule Team können ebenso reüssieren wie zweikampfschwächere. Das alles kommt vor. Und das sind nicht nur Ausnahmen von der Regel.

Dies soll nun kein Plädoyer für das gemütliche Traben mit Ball werden, weiß Gott nicht, es ist gut, dass die Jahre des gepflegten Standfußballs hinter uns liegen. Aber hinter den nackten Zahlen versteckt sich eine Wahrheit, die sich nur offenbart, wenn die Zahlen in Relation gesetzt werden zum Spielsystem, zu den individuellen Fähigkeiten der Spieler und meinetwegen auch noch zu der berühmten Tagesform. Erst dann ergibt sich ein Bild.

Die Totalüberwachung der Spieler und die Kolportage der Werte in die Öffentlichkeit mag der Transparenz dienen, aber manchmal ist der Datenwust so aufschlussreich wie die Windows-Programmieranleitung für einen, der einfach nur seinen Computer benutzen will. Oder was sagt uns, dass Mario Gomez bis zur 73. Minute nur 7,9 Kilometer gerannt ist, aber vier Tore geschossen hat? Oder dass 98 Prozent der Pässe des Augsburgers Hosogai bei seinen Mitspielern angekommen sind, seine Elf aber 1:4 verloren hat?

Fußball scheint ein Spiel zu sein, das nur mit komplexen Mitteln zu erfassen ist. Oder wie es die Borussia-Legende Alfred "Adi" Preißler einst formulierte: "Grau is alle Theorie - entscheidend is aufm Platz." Scheint immer noch gültig zu sein.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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3 Kommentare

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  • S
    Sporni

    Ein nicht sehr durchdachter Kommentar: Statistiken im Fußball sind sehr hilfreich, wenn man sie zu interpretieren weiß. Z.B. könnten Sie - wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, die Dortmunder Laufstatistik mit den vorherigen Spielen zu vergleichen - festgestellt haben, dass die Dortmunder diesmal so viel laufen MUSSTEN, weil sie der Hertha nicht wie gewohnt schon im Angriffsdrittel den Ball abjagen konnte. D.h. die hohen Laufleistungen waren ein Merkmal für das misslungene Dortmunder Pressing.

    Und so weiter und so fort. Sie sagen ja im Mittelteil des Kommentars selbst, dass die Statistik in Bezug zu Spielsystem etc. gesehen werden müsse. Damit ist der Rest des Kommentars hinfällig bzw. unsinnig.

  • MB
    Moritz Becker

    Dass heutzutage die Statistiken umfangreicher sind als vor 10 - 20 Jahren ist wohl klar. Und auch klar ist, dass die Statistiken keinen Sieger vorraussagen können. Es gilt nicht, dass wer mehr Ballbesitz hat oder mehr läuft automatisch gewinnt! Da haben sie nix neues entdeckt Herr Völker. Fussball ist ein Sport, der sich nicht in ein System oder eine Statistik packen lässt. Und das ist auch sehr gut so! Statistiken verfälschen oftmals auch den wahrgenommenen Eindruck, desweiteren kann man auch mit Statistiken lügen siehe der Hund der Eier legt!

    Allerdings sind diese ganzen Statistiken für Trainer im Profi wie auch Amateurbereich so wie auch für taktikinteressierte Laien sehr interessant! Natürlich will nicht jeder wissen, wie viel Gomez gelaufen ist und auch nicht jeder will die Heatmap (Karte mit den Aufenthaltsorten auf dem Spielfeld eines Spielers) von Götze sehen.

    Aber denen Leuten, die es wissen wollen und die es interessiert, denen sollten sie bitte die Statistiken lassen!

  • S
    Sportistmord

    Man fragt sich manchmal echt, wofür die Redakteure ihr Geld bekommen.LAAAAAAAANGWEIILIGGG und schlecht geschrieben...