Kolumne Press-Schlag: Die können sich alle warm anziehen
Die Titelverteidigung von Borussia Dortmund ist das Ergebnis einer modernen, schnellen Spielweise. Damit wird die Mannschaft die Dominanz des FC Bayern brechen.
M eister. Bereits zum dritten Mal ist ihnen die Titelverteidigung gelungen, aber diesmal ist es mehr als nur eine kurzfristige Konkurrenz zu den Bayern. Uli Hoeneß versucht das noch herunterzuspielen und meint, man müsse sich zwar schon ein bisschen warm anziehen, aber nicht sehr, denn die Dortmunder hätten im Unterschied zu den Bayern keine wirklichen Weltklassespieler.
Nach vier Pleiten in Serie gegen den BVB hört sich das wenig überzeugend an. Hoeneß dürfte sich zudem ärgern, dass die großen Talente zu Dortmund gehen, jedenfalls wenn sie ein wenig Grips haben. Entscheidend ist, dass Dortmund in der Lage ist, wichtigen Spieler wie Sahin zu ersetzen, zentrale Figur der letzten Meisterschaft, oder diese Saison Götze, der lange ausfiel. Und das liegt an Klopp, der weit mehr als ein Motivator ist und der dieser Truppe einen bestimmten Spielstil vermittelt hat.
Man kann sich darüber streiten, welchen Einfluss ein Trainer auf eine Mannschaft hat. Jupp Heynckes beispielsweise hat in den neunziger Jahren mit Eintracht Frankfurt die damals beste europäische Vereinsmannschaft zerstört.
KLAUS BITTERMANN ist Autor der taz.
Und ich behaupte, dass Real Madrid die Champions-League auch ohne Heynckes gewonnen hätte. Klopp aber hat durch kluge und anfänglich durchaus unpopuläre Personalentscheidungen eine junge Mannschaft geformt, die die Dominanz der Bayern im deutschen Fußball brechen wird.
Bayern spielt Fußball von gestern
Wer das Spiel der Bayern gegen Real Madrid gesehen hat, hat den Fußball von gestern gesehen. Weltklassespieler im Sinne von Hoeneß versuchten sich in Einzelaktionen durchzusetzen, ein richtiges Zusammenspiel fand nicht statt, mehr taktisches Ballgeschiebe und überharte Zweikämpfe. Schön war das nicht anzusehen. Solche Mannschaften sind im Prinzip leicht auszurechnen, und wenn man es versteht, Robben und Ribéry lahmzulegen, dann funktioniert das ganze Spiel nicht mehr.
Dortmunds Spielweise besteht im fast körperlosen und fast ohne Zweikämpfe auskommenden Kombinationsfußball, in dem der Ball hin und her flippert, bis plötzlich ein Schwarzgelber allein vor dem Tor steht. Diese moderne, schnelle Spielweise ist häufig beschrieben worden.
Sie erfordert junge lauffreudige Spieler, die vor allem die Technik haben, Bälle anzunehmen und präzise weiterzuleiten. Es ist die Spielweise Barcelonas, nur risikofreudiger und weniger auf Spieldominanz ausgerichtet. Und deshalb wird Dortmund auch in der nächsten Saison Meister, und Europa wird sich warm anziehen müssen.
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