piwik no script img

Kolumne LustobjekteKiffer, Künstler, Tropenarzt

Smileys und Plattitüden wie "Ich habe eine humorvolle Ader." Die Suche nach dem Traummann ist mühsam. Vor allem auf Elitepartner.de.

B ei Martha ist es einfach. Sie hat genau zwei Kriterien bei der Partnersuche. Der Mann muss gut verdienen und erfolgreich sein, alles andere ist verhandelbar. Beim Kaffee erzählt sie von ihrem neuen Freund (gutverdienend, erfolgreich). Ich gebe mir nicht mal Mühe, meine Frustration zu verbergen.

"Du findest bestimmt auch bald einen tollen Typen", sagt Martha. Ich schaue sie zweifelnd an. "Ach ja? Und wen? Nur, damit ich mich schon mal vorfreuen kann." Martha zieht an ihrer Zigarette. "Nennen wir ihn Ben."

"Was macht Ben denn so?" "Ben könnte Tropenarzt sein." "Ich hätte lieber einen Künstler." "Ben sammelt Kunst. Bei ihm hängt ohne Ende Neo Rauch in der Küche. Aber er kifft ein bisschen zu viel." "Hm." "Künstler nehmen nun mal Drogen!" "Ich dachte, er wäre Tropenarzt?"

privat
FRANZISKA SEYBOLDT

ist Redakteurin bei taz.de.

Ob ich es nicht mal mit Elitepartner probieren wolle, fragt sie. Ich halte ein imaginäres "Hallo? Gehts noch?!"-Schild hoch. Onlinedating. So verzweifelt bin ich noch lange nicht.

Abends melde ich mich bei Elitepartner an – natürlich zu Recherchezwecken. Das Ergebnis: 251 Akademiker, die in Berlin wohnen, zwischen 25 und 39 sind und größer als 1,66 Meter. Alle potenziellen Kandidaten mussten den Satz "Das Besondere an mir ist, dass …" mit mindestens sieben Wörtern ergänzen. Fein, so fallen gleich neunzig Prozent durch das Traumprinzenraster – dank Smilies und Plattitüden wie "Ich habe eine humorvolle Ader".

"Andere bezeichnen ihn als sehr attraktiv"

Die Profile der Übriggebliebenen: Ein Jurist hat bei der Frage zu seinem Äußeren "Andere bezeichnen ihn als sehr attraktiv" ausgewählt. Weg damit. Ein anderer benutzt den Ausdruck "kühles Bierchen". Igitt. Der sagt bestimmt auch Schlepptop.

Später im Bett überlege ich: Warum fällt es Frauen in meinem Alter so schwer, den perfekten Mann zu finden? Einen, der ein bisschen verrückt ist, aber zuverlässig. Der Blumen mitbringt. Nicht am Lebensstil und den Klamotten rummäkelt, aber ein Mindestmaß an Interesse aufbringt. Einen, der mit dreißig nicht beziehungsgestört ist, mit den Freunden auskommt und keine Angst hat, bei den Eltern vorstellig zu werden.

Ach so, eins noch: Er muss auch meine Fehler lieben. Aber da gibt es eigentlich nicht so viele. Außer, dass ich absolut keine Kompromisse eingehen kann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

taz am wochenende
Jahrgang 1984, Redakteurin der taz am wochenende. Bücher: „Rattatatam, mein Herz – Vom Leben mit der Angst“ (2018, KiWi). „Theo weiß, was er will“ (2016, Carlsen). „Müslimädchen – Mein Trauma vom gesunden Leben“ (2013, Lübbe).
Mehr zum Thema

23 Kommentare

 / 
  • J
    John

    Hier waren heute morgen noch etliche ironische bis sarkastisch-kritische Leserkommentare zum Artikel zu finden. Heute abend sind sie gelöscht. Waren sie nicht nach dem Gusto der Autorin oder der taz-Frauenfraktion?

     

    Ihr seid mittlerweile mindestens so schlimm wie die Presse, gegen die ihr vor vielen Jahren angetreten seid. Ihr merkt es nur nicht und ihr haltet kritische Stimmen für schädliche radikale Spinnermeinungen. Auch darin gleicht ihr euren einstigen Gegenern.

     

    Das sagt euch einer, der einst eure Nullnummer begeistert in den Händen hielt.

  • R
    robert

    "Warum fällt es Frauen in meinem Alter so schwer, den perfekten Mann zu finden?"

     

    Weil es erstens keine perfekten Menschen gibt, und weil diese Frauen ganz offenbar krasse Fehlvorstellungen über den eigenen "Marktwert" haben.

    Ihr müsst halt dem Mann schon ein bisschen mehr bieten, als alle eure Konkurrentinnen.

  • J
    John

    Hier waren heute morgen noch etliche ironische bis sarkastisch-kritische Leserkommentare zum Artikel zu finden. Heute abend sind sie gelöscht. Waren sie nicht nach dem Gusto der Autorin oder der taz-Frauenfraktion?

     

    Ihr seid mittlerweile mindestens so schlimm wie die Presse, gegen die ihr vor vielen Jahren angetreten seid. Ihr merkt es nur nicht und ihr haltet kritische Stimmen für schädliche radikale Spinnermeinungen. Auch darin gleicht ihr euren einstigen Gegenern.

     

    Das sagt euch einer, der einst eure Nullnummer begeistert in den Händen hielt.

  • R
    robert

    "Warum fällt es Frauen in meinem Alter so schwer, den perfekten Mann zu finden?"

     

    Weil es erstens keine perfekten Menschen gibt, und weil diese Frauen ganz offenbar krasse Fehlvorstellungen über den eigenen "Marktwert" haben.

    Ihr müsst halt dem Mann schon ein bisschen mehr bieten, als alle eure Konkurrentinnen.

  • EH
    Eric Hegmann

    Respekt vor anderen sowie die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, gehört zu einer erfolgreichen Partnersuche dazu. Beides ist jedoch bei den beschriebenen Argumentationsketten kaum zu erkennen, wenn nicht sogar eher das Gegenteil. Vielleicht hilft ja, sich vorzustellen, dass Partnersuche so individuell ist, dass es nicht EINEN Lösungsweg gibt, der für jeden passt. Online Dating mag vor allem für Menschen, die die Liebe auf den ersten Blick erwarten suchen, aufgrund der Projektionsfalle durch Eindruck aus erster Mail und Profilbild, besonders ungeeignet sein, aber das sollte nicht dazu führen, jene zu verunglimpfen, die mit mehr Geduld und wachstumsorientiert an die Partnersuche gehen. Oder ganz kurz: die eigene Wahrnehmung ersetzt keine Recherche.

  • MR
    Mister Right

    Ach, ein Mann benutzt das falsche Wort und ist damit aus dem Rennen? Die Lady wird wohl noch lange suchen, wenn sie solche überzogenen Ansprüche hat. Obwohl, verstehe, das ist sicher Satire?

  • J
    John

    Mein Rat:

     

    Täglich vor dem Schlafengehen alte Ausgaben von Emma lesen, dann vergeht "das" von selbst.

     

    Kostprobe: "3. Nur der Mythos von der zentralen Bedeutung des Koitus sichert Männern das Sexmonopol über Frauen, macht sie unentbehrlich denn penetrieren können nur sie."

     

    (http://www.emma.de/ressorts/artikel/abtreibung-218/penetration/)

     

    oder:

     

    "Die psychologische Bedeutung dieses in sich gewaltsamen Aktes des Eindringens ist für Männer (und Frauen) sicherlich von Bedeutung. Bumsen – wie es so traurig treffend heißt – als höchste Demonstration männlicher Herrschaft und weiblicher Unterordnung." (Emma Ausgabe 3/1977)

     

    Wollen Sie sich das antun?

     

    Herzliche Grüße

    Ein Beta-Mann

  • B
    Ben

    @ von Das Niveau

     

    Righty-right !

    Und Frau Seyboldt hat ein Wasserbett !

  • T
    T.V.

    Perfektionisten könnten die Kolumne als Anzeichen dafür nehmen, daß die Autorin selbst beziehungsgestört ist. Bei den ganzen 'perfekten' Vorbildern auf Plakat, in Fernsehen/Internet/Werbung etc. ist das aber auch wirklich nichts besonderes mehr, wie xonra unten schon schreibt. Ist nur die Frage wie man die Störung definiert und mit ihr umgeht. Viel Erfolg jedenfalls.

  • F
    foobar

    Ist das hier eine Tageszeitung oder ein Tagebuch?

  • A
    atypixx

    Ein Artikel wie aus der Schülerzeitung. Bloß dass die im Zweifel mehr über "online-Dating" wissen.

  • T
    tschüssikovski

    wer heutzutage noch einen partner sucht, ist selbst schuld.

  • L
    Lox

    Tschüssikowski! :o)

  • F
    fedbert

    Eine Mode. Anscheined braucht langsam jede Zeitung ihre Sybille Berg: in der Blüte ihrer Jahre angestrengt verbleibende Urban-Exotin, die dünkelhaftes Blogblech für Journalismus hält. Bitte noch ganz viele Jützels, die das konterkarieren!

  • MB
    madame butterfly

    ja sicher, künstler nehmen nun mal drogen. auch so ne schöne stereotype plattitüde. oberflächlicher geht's kaum.

  • TA
    taz als Partnervermittlung?

    Was mag wohl Sinn und Zweck dieses Textes sein?

    Hofft die Autorin nun auf reichlich Leserzuschriften von Männern, die in ihr Raster fallen?

    Sicher eine gute Idee, weil gratis - im Gegensatz zu anderen Partnerbörsen.

     

    Ich glaube auch, dass das ehemals hohe Niveau dieser Zeitung momentan am Boden zerstört ist. Der eigene Niedergang ist schließlich immer eine tragische Sache...

  • A
    Antoine

    Ach Mädel...

    Am besten gehst Du in die Ecke und singst ein trauriges Lied.

  • E
    Elitesingle

    Eigentlich wollte ich mich nie beim Online-Dating anmelden, aber wenn die Chance besteht, bei Elitepartner.de ® Franziska S. zu treffen, werde ich mich mal aufs Registrierungsformular stürzen.

     

    Bis nachher,

     

    Elitesingle (Berliner Akademiker zwischen 25 und 39 und größer als 1,66)

     

    (Oder immer die Warschauer Straße auf- und abgehen. Früher oder später treffen wir uns da.)

     

    P.S. Muss es Elitepartner.de ® sein, oder kann es auch ein anderer Dienst als Elitepartner.de ® sein? Wieviel Euro kriege ich pro Erwähnung von Elitepartner.de ® und pro Verschweigen der zahlreichen Konkurrenten von Elitepartner.de ®?

  • S
    Schroedingers

    Das Modell Schroedingerskatze koennte funktionieren:

     

    Verweilen wir doch einfach am PC - und innerhalb der vernetzten virtuellen Kisten koennte er existieren, der perfekte Partner..oder auch nicht..oder doch..oder nicht?

     

     

     

    Was gibt es denn an Smileys auszusetzen???

    ;)

  • DN
    Das Niveau

    dieser Zeitung versteckt sich zur Zeit unter dem Bett und weint.

  • X
    xonra

    Dieser elende Perfektionismus wird uns über die Medien vermittelt. "Traummänner" und Frauen gibt es auf der Strasse und überall sonst, wo es noch Menschlich zugeht. Die selbst gestylten Gesellen bei den Partnerbörsen sind oft nah an der Lächerlichkeit, mit ihren Superlativen und Spießerattitüden. "Elite Partner mit Niveau" ist doch das letzte.

  • U
    Uli

    "Ein anderer benutzt den Ausdruck "kühles Bierchen". Igitt. Der sagt bestimmt auch Schlepptop."

    Da musste ich herzlich lachen, solche Typen kennt wohl jeder.

  • MP
    Mr. Perfekt

    Dazu kann man ja eigentlich nur eins sagen: Wer an den perfekten Menschen/Mann glaubt ist einfach nur selbst Schuld an seinem Unglück!