Kolumne Kreaturen: Natürlich gibt es auch Affen

Hochbeinige Katzen, harmlose Hunde und laute Geckos – in Indonesien trifft man auf viele wundersame Wesen. Das tollste ist aber etwas anderes.

Flatter, flatter: Jede Menge Action auf dem Vogelmarkt in Malang. Bild: Brake

1. Katzen: In Jakarta sind Katzen allgegenwärtig. Sie sind so beiläufig vorhanden wie bei uns Krähen oder Fliegen, und entsprechend gibt es quasi keinerlei Tier-Mensch-Interaktion. Jakartas Katzen sind klapperdürr, haben kurzes, struppiges Fell und fast alle einen Stummelschwanz (offenbar ein kollektiver Gendefekt). Ihre Augen sind ein wenig schmaler, ihre Köpfe ein wenig dreieckiger, ein Siamkatzeneinschlag ist deutlich zu sehen. Auch sind sie sehr hochbeinig, was sie noch dünner und staksiger erscheinen lässt – wie bemitleidenswert niedliche AT-ATs.

2. Hunde: Setzt man mit der Fähre von Java nach Bali über, kommt man vom Katzen- ins Hundeland: Das Überleben der vermutlich harmlosesten Straßenhunde der Welt ist durch die hinduistischen Opfergaben gesichert, kleinen Körbchen aus Palmblättern, gefüllt mit ein paar Blüten und gekochtem Reis, die überall herumliegen, um die 2.a Götter gnädig zu stimmen.

3. Fledermäuse: Die Fledermäuse in Indonesien sind größer als bei uns und sie haben ein anderes Flugmuster. Während deutsche Fledermäuse wie Stroboskopblitze durch den Nachthimmel zucken, fliegen die indonesischen langsamer und gleichmäßiger und bleiben meist unter einem Baum, als wären sie mit einer Schnur angebunden.

4. Schmetterlinge: Auch die Schmetterlinge sind hier größer, und ihr Flügelschlag ist nicht so flatterig, mehr sanft schwingend. Zudem sind ihre Muster punktlastiger und vielfältiger.

5. Fische: Wenn ich jetzt alle Arten nennen würde, die man allein beim Schnorcheln von der Oberfläche aus sehen kann, ist der Artikel voll. Deshalb nur zwei Highlights: Clownfische! Und Mantarochen! Direkt neben mir!

Gacker, gacker: Hühnerfamilie auf dem Busbahnhof von Semarang. Bild: Brake

6. Vögel: Ambivalentes Thema. Einerseits gibt es überall Hühner – als Kampftiere, Eierproduzenten oder auf der Speisekarte. Dazu kommen Ziervögel in Käfigen. Andererseits sind wilde Vögel im Alltag selten. Dass es in einem Land, das fast nur aus Küste besteht, keine Möwen gibt, ist geradezu verstörend. Und auch die Angry Birds, die ich vor zwei Jahren noch auf allen T-Shirts, Taschen, Motorradhelmen, Zuckerwattepackungen usw. gesehen habe, sind so gut wie ausgestorben. Ihre Rolle hat wenn auch in geringerem Umfang, 6.a Doeramon übernommen, die japanische Gadget Cat from the Future.

7. Nagetiere: Im Nationalpark Bali Barat sah ich ein Schwarzes Riesenhörnchen. Es ist rund 40 Zentimeter groß. Also eigentlich ein Schwarzes Horn.

8. Krebse: Meine Lieblingstiere waren die Krebse. Die Standardkrebse, die so akkurat wie kleine Roboter seitwärts am Strand entlanglaufen. Die kleinen Einsiedlerkrebse mit ihren Mobile Homes. Und auch die Sorte, bei der die eine Zange viel größer ist als die andere, als wären sie Profi-Armdrücker. Ganz toll.

9. Affen: Natürlich gibt es auch Affen.

Gecko, gecko: Nachtkrachmacher, ebenfalls in Semarang. Bild: Brake

10. Wolken: In der Regenzeit (aus Gründen der Abkühlung und Abwechslung unbedingt für Resien zu empfehlen) entwickeln die Wolken hier ein Eigenleben, sie machen die verrücktesten Sachen und bauen kilometerhohe Türme. Einen so dreidimensionalen Himmel habe ich noch nirgends auf der Welt gesehen.

11. Geckos: Erst machen sie zweimal „Kekkekkek-kekkekkek-kekkek-kek“ und dann ein paarmal „Queck-ko“, und dann ist man wach und fragt sich, wie so kleine Wesen so laute Geräusche machen können. Ansonsten gilt: Länder mit Echsenpräsenz im Alltag sind Ländern ohne Echsenpräsenz im Alltag bei gleicher Qualifikation vorzuziehen.

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Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.

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