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Kolumne KonversationDreimal eine, egal wie und wann

Kolumne
von Natalie Tenberg

Gegen die Krankheit der Saison helfen meist Tabletten. Aber so einfach ist das Leben dann doch nicht.

M an soll ja nachfragen, wenn man etwas nicht verstanden hat. Der Mensch nämlich, in seiner verschwurbelten Art, neigt zu Missverständnissen. Was dem einen total klar und einleuchtend formuliert erscheint, das ist dem anderen ein unauflösbares Rätsel.

Neulich beispielsweise fühlte ich mich nicht gut. Ich ging an einem Donnerstag zum Arzt, der bescheinigte mir eine Infektion und verschrieb mir ein Antibiotikum. "Dreimal eine", lautete seine Dosierungsanleitung, oder besser: So kam es bei mir an. Dreimal eine, das klingt zunächst einmal ziemlich simpel. Doch schon kurz nachdem ich das Rezept am Empfang abholte, kam ich ins Grübeln. Sollte ich an drei Tagen nur eine Tablette nehmen oder an nur einem Tag drei? Oder sollte ich so lange dreimal täglich eine Tablette nehmen, bis die Packung leer war?

Mit Antibiotikum ist nicht zu spaßen, wenn man es nicht richtig einnimmt, züchtet man Resistenzen, und ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass die Menschheit eines Tages gar keine Heilmittel mehr zur Verfügung hat, nur weil ich meines falsch eingenommen hatte. Wahrscheinlich, versuchte ich mich zu beruhigen, stand das sowieso alles ganz klar und deutlich entweder auf der Medikamentenverpackung, im Beipackzettel oder die Apothekerin wüsste Bescheid.

Bild: taz

Natalie Tenberg ist Redakteurin im Ressort tazzwei.

"Oh, das habe ich leider nicht hier, das müsste ich Ihnen bestellen", sagte sie. "Kein Problem", erwiderte ich. Und so verschob sich die Frage nach der korrekten Einnahme noch um einen Tag, nämlich auf den Freitag. Da hatte ich dann erst nachmittags Zeit, wieder zur Apotheke zu gehen.

Die Apothekerin händigte mir das Präparat aus. Der Packung konnte ich entnehmen, dass es sich um zehn Filmtabletten handelte, zur Behandlung bakterieller Infektionen. Ein weißer Kasten prangte auf dem rosafarbenen Karton. "Einnahmehinweise" stand darüber. Der Kasten selbst war in dreimal einen kleinen Kasten unterteilt und leider, leider leer. "Wissen Sie, wie man die hier dosiert?", fragte ich die Apothekerin. Sie schaute sich die Verpackung an und riet mir, meinen Arzt anzurufen. Sicher sei sicher. Leider ging in der Praxis, es war eben schon spät geworden, nur der AB ran mit dem Hinweis, sich in Notfällen an den Kassenärztlichen Dienst zu wenden. Mein Anliegen, sah ich ein, war jetzt so dringend nicht. Ich hoffte noch immer auf den Beipackzettel.

Da stand, Frauen sollten bei einer unkomplizierten Harnwegsinfektion einmalig drei Tabletten nehmen. Also alle auf einmal. Schade nur, dass ich keinen Harnwegsinfekt hatte, dann wäre das Leben so einfach gewesen. Gut aber, dass ich auch nicht an der Krankheit litt, die gleich darunter aufgelistet wurde. Bei einem unkomplizierten Tripper nämlich - dieses Medikament war anscheinend der Tausendsassa der pharmazeutischen Kunst und konnte einfach alles - solle man, hier war kein Geschlecht angegeben, auch drei Tabletten auf einmal nehmen. Also ganz klar anders dosieren, als mir "dreimal eine" intuitiv sagen würde.

"Dreimal eine, was bedeutet das?", fragte ich dann am Samstag einen mir nahe stehenden Arzt. Er schaute das Präparat an, kratzte sich am Kopf und riet mir, am Montag nachzufragen. Aber wollte ich wirklich so viele Tage nach meinem Besuch fragen müssen, was mit einer so simplen Aussage gemeint sei? Wollte ich nicht. Also nahm ich am Sonntag eine Tablette, am Montag die nächste, und am Dienstag die letzte.

Meine Infektion verschwand schließlich. Für alle durch mich verursachten Resistenzen möchte ich mich entschuldigen. "Dreimal eine" war aber auch wirklich missverständlich formuliert.

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2 Kommentare

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  • H
    hto

    "Konversation" - ich sage es ja immer wieder, das Bewußtsein der Menschen ergötzt sich nicht nur blödsinniger Überproduktion von konsumautistischem Kommunikationsmüll, es ist auch nicht wirklich vernünftig kompatibel mit dem Internet - Prinzip konfusionierte Kondition!?

  • TR
    Tonja Reyntjes

    Zur Steigerung der Wirksamkeit hätte ich auch noch den Karton geschluckt.

    Samt der wohl zehnfach gefalteten Gebrauchsinformation (die nach dem Prinzip der konditionierten Aversion funktioniert).

     

    Das allopapthiert selbst homöopathische Schüssler-Salz-Akupunktions-SM-Spielchen (samt gruppengynamischer LSD-Präparation) mit allen Begleit- und Überflug-Viren bei den Antipoden.