Kolumne Jungswelten, Mädchenwelten: Danke, Jungs
Es ist ein Klassiker unter den Jungsvergnügen - Motörhead ist in der Stadt. Da kann Ü. zur Hochform auflaufen und mir Lederjackenschränke vom Hals halten.
W ir müssen die Warze sehen. Ja, logisch. Die Warze, was sonst? Ü. fragt mich, ob ich mit zu einem Motörhead-Konzert gehen will. Und ist schon von meiner Zusage beeindruckt. Manchmal ist es einfach, Jungs zu beeindrucken. Ü. ist nicht der einzige, und ich nutze das natürlich, um noch weitere echte Kerle zu beeindrucken. Vom Konzert aus rufe ich meinen besten Freund und Rocker der alten Schule an, damit er ein bisschen mithören kann. So macht man das, unter Jungs.
Beeindruckt bin ich aber dann auch - diese Horde Männer, die wirklich so aussehen, wie man sich das vorher gedacht hat, und ganz friedlich und gelöst in die Halle strömen. Und während des Konzerts höflich auf die Schulter tippen, um vorbeizukommen und ganz selbstverständlich den eigenen Kumpel beiseite schieben, wenn man selbst weiter nach vorne will. Und das wollen wir. Aber nicht zu weit, so ganz traue ich der Horde doch nicht.
Ü. bemüht sich, dafür zu sorgen, dass mir kein 90-Kilo-Lederjackenschrank mit langen Haaren in die Arme fliegt. Außerdem erzählt er mir reihenweise Details der Bandgeschichte, die ich entweder nicht höre oder sofort wieder vergesse, aber ich nicke immerzu anerkennend. Ist doch toll, wenn man ab und an eine Plattform für Gentleman-Allüren und Angeberwissen über die lauteste Band der Welt bieten kann. Jungs halt.
Ö. ist Redakteurin bei taz.de.
Ach so, Musik gibt's auch. Oder zumindest einen konstanten Lärmpegel, der bei mir aber immerhin stetes Kopfnicken verursacht. Die Performance ist nett, der Schlagzeuger, Mikkey Dee, seine schönen Oberarmmuskeln, seine Urschreie und gorillahaftes Winden sind wirklich reizend. Jungs unter sich, sehr erfrischend. Ich habe den ganzen Abend, anderthalb Stunden halten die ältlichen Herren durch, ein vermutlich etwas dümmliches Grinsen im Gesicht. Danke dafür, Jungs.
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