Kolumne Generation Camper: Schönste Wanderroute 2014
Frankfurt leistet sich einen geschlossenen grünen Gürtel. Und auf dem „GrünGürtel-Wanderweg“ kann man die Stadt wunderbar umrunden.
D iese Skyline! Der Blick von der Frankfurter Deutschherrnbrücke auf die attraktiv gruppierten Bürotürme ist atemberaubend. Vor allem bei Sonnenuntergang, wenn der Main das abendliche Lichtermeer spiegelt. "Das ist großes Kino", befand jetzt auch Michael Sänger, Chef des Deutschen Wandermagazins. Jenes führende Magazin, das dem Frankfurter "GrünGürtel-Wanderweg", einem 66 Kilometer langen Rundweg ums Stadtgebiet, den Titel "Deutschlands schönste Wanderroute 2014" verlieh.
Start- und Landebahnen und lauter Schandtaten innerhalb der Mauern dieser attraktiven Bürotürme - man traut dieser Stadt eher Schlechtes zu. Aber diese Skylineblicke müssen die Jury des Magazins kirre gemacht haben. Dieser Wanderweg ist, ich zitiere die Jury, "eine Schleichspur und vor allem ein Bremsweg für alle vom Alltag Gejagten. Er hält respektvoll Distanz zur Stadt, umgeht sie auf leisen Sohlen durch Wiesen, Weinberge,
Streuobstwiesen, Flussauen, über Sanddünen oder durch dichten Wald. Komische Kunst, eine Fähre, glänzende Fernsichten, bezaubernde Einsichten, überraschende Begegnungen und die Gewissheit, jederzeit den lustvollen Tippeltakt mit der Überholspur von Mainhattan vertauschen zu können - ein erstaunliches Erlebnispotential."
Der Preis des Magazins ging an das Frankfurter Umweltamt, das den GrünGürtel seinerzeit initiierte. Der damalige Umweltdezernent Tom Koenigs hatte dafür 1991 einen einstimmigen Beschluss der Frankfurter Stadtverordneten erwirkt. Der GrünGürtel erhielt sogar eine eigene Verfassung. "Auch Städte tragen einen Gürtel", so das Wandermagazin, "meist ist es der sprichwörtliche Speckgürtel.
Die Rhein-Main-Metropole Frankfurt hingegen leistet sich einen geschlossenen grünen Gürtel, der ein Drittel der Stadtfläche ausmacht." Damit ließ Frankfurt andere Metropolen wie Magdeburg, Stuttgart, Köln weit hinter sich. Und sogar Berlin mit seinem großartigen 66-Seen-Weg. Berlin kam auf den 2. Platz. Sollten wir Frankfurter jetzt mal ganz stolz sein?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!