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Kolumne FrauenEine neue "Bräutebude", bitte!

Kolumne
von David Denk

Irgendwann wächst man aus seiner Wohnung raus. Automatisch. Nur wächst man nicht ebenso automatisch in eine größere rein.

Bild: taz

David Denk ist Redakteur im taz-Medienressort.

Während des Studiums in Leipzig habe ich lange in einem WG-Zimmer gewohnt, das mein Freund Axel bei seinem ersten Besuch ebenso spontan wie fachkundig als "Bräutebude" klassifiziert hat. Es war in der Tat ein sehr vorzeigbares Zimmer, in dem man gerne Gäste empfängt. Dass die Damenbesuchquote rückblickend durchaus noch steigerungsfähig gewesen wäre, kann man dem Zimmer nicht vorwerfen: 30 Quadratmeter, vier Meter hohe Decken, Parkett - und als Höhepunkt ein Wintergarten.

Das Zimmer war so schön, dass ich dort knapp drei Jahre blieb - auch wenn es mit 283 Euro pro Monat für Leipziger Verhältnisse recht teuer war und meine fünf MitbewohnerInnen gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig waren (aber das würden die über mich auch sofort sagen). Was ich etwa bis heute nicht verstehe, ist, dass die meisten ihr Zimmer nur zum Studieren, Duschen und Kochen (oder was sie dafür hielten) verlassen haben - zur Nahrungsaufnahme sind sie schnell über den 40-Quadratmeter-Flur zurück in ihre Behausung gehuscht. Dabei war die Küche weitestgehend ungezieferfrei, und einen Esstisch gab es auch.

Allein der Flur meiner Leipziger WG war größer als die Ein-Raum-Wohnung, in der ich seit meinem Umzug nach Berlin wohne. "Bräutebude" hat sie noch keiner genannt. Hässlich ist sie allerdings auch wieder nicht - nur ein bisschen dunkel, unkonventionell geschnitten und eben nicht gerade weitläufig. Meine Schuhe beispielsweise lagern in einem Haufen hinter der Tür, für meine Bücher bräuchte ich dringend ein neues Regal. Die Wohnung ist zu klein, ich bin aus ihr rausgewachsen. Deswegen habe ich beschlossen, umzuziehen. Bei diesem guten Vorsatz ist es auch nach gefühlten 50 Wohnungsbesichtigungen geblieben. Ich finde einfach nichts. In meiner Verzweiflung greife ich zu fragwürdigen Mitteln, einem Hilfeaufruf in meiner Kolumne: Altbau, zwei Zimmer, am liebsten mit Balkon, für rund 500 Euro warm - mehr will ich doch gar nicht!

Gestern habe ich Stephanie Kloß, die Sängerin von Silbermond, an der Kollwitzstraße gesehen und kurzzeitig Sozialneid entwickelt: Die wohnt bestimmt da und hat kein Problem damit, Fantasiemieten zu zahlen. Ach was, wahrscheinlich hat sie die Bude gleich gekauft. Und bar gezahlt. Unsereins besichtigt Hinterhofwohnungen im benachbarten Wedding, obwohl ich da nun wirklich nicht hinwill. Aber der Mietspiegel treibt mich raus aus Prenzlauer Berg, dabei will ich nirgendwo anders wohnen.

Letzte Woche habe ich aus schierer Verzweiflung sogar eine Wohnung tief in Neukölln besichtigt. Sie war sehr schön, groß und echt günstig, einziehen werde ich dort trotzdem nicht, weil mir die Gegend nicht gefällt. "Entweder die Lage passt oder die Wohnung", hat meine Freundin Alex meinen Schlamassel gestern kommentiert, "dass beides stimmt, kannst du vergessen." Sie muss es wissen: Am Wochenende ist sie in eine sehr schöne Einraumwohnung gezogen - in einer Gegend, in die sie nie wollte.

Ich habe Angst davor, dass sie recht behält und ich irgendwann in meiner Einraumwohnung am Helmholtzplatz sterbe - erschlagen von einem zusammenbrechenden Bücherregal.

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Ressortleiter tazzwei

1 Kommentar

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  • BM
    Benjamin Müller

    Meine Güte, schon wieder eine unterdurchschnittliche Kolumne. Vor zwei Wochen die unerträgliche Apple-Werbung und jetzt das nächste Sozialneid-Stück. Schreib doch bitte wieder über deine Misserfolge beim weiblichen Geschlecht oder lass das Kolumnieren sein und wechsel in die Nachrichtenredaktion!

     

    Viel Erfolg beim nächsten Versuch.