Kolumne Frauen: Alles fit im Schritt
Dutzende Damen können nicht irren? Denkste! – Oder: Ruhestörender Lärm in der Schlaf-Mailbox.
Liebe Herta Pohl, Sabrina Braun, Christine Kraemer, Stefanie Guenther, Doris Becker - noch einen Moment Geduld bitte -, Angelika Albrecht, Senta Fischer, Jutta Schulze, Martha Engel, Johanna Werner, Herta Zimmermann, Ute Brandt, Gerda Becker, Bettina Richter, Anna Baumann, Sabrina Vogt, Sabine Schmidt, Helga Schwarz - geht gleich los -, Rosa Lange, Heike Schmid, Bettina Lorenz, Steffi Schulte, Astrid Thomas, Katrin Schulte, Heike Dietrich, Prof. Dr. Gisela Huber, Dr. Melanie Becker, Uta Herbert, Brigitte Kraus, Sarah Vogt - Sind Sie noch da? -, Anita Schwarz, Sara Bauer, Anita Schulte, Charlotte Walter, Daniela Neumann, Bettina Richter, Hilde Klein, Ingrid Sommer, Petra Wolf, Michaela Engel, Angela Pohl, Alexandra Pfeiffer - Wir sind sofort durch -, Angelika Schulz, Susanne Sommer, Hildegard Meier, Heidi Meyer, Sylvia Sauer, Barbara Schumacher, Anne Walter, Beate Sommer, Christel Schumacher, Susanne Krause, Claudia Zimmermann - puh, geschafft -,
meine verehrten Damen, hoffentlich habe ich keine von Ihnen vergessen, haben Sie herzlichen Dank für Ihre zahlreichen in den letzten Wochen in meinem Postfach eingegangenen Mails, in denen Sie sich so rührend um meinen Gesundheitszustand sorgen. Das schmeichelt mir sehr. Dabei kennen wir uns nicht, sind einander meines Wissens nie begegnet. Oder täusche ich mich da etwa?
Umso mehr hat es mich zunächst verwundert, welch vertraulichen Ton Ihre aus dem Einerlei der Pressemitteilungen, Textangebote und Spam-Mails herausstechenden Schreiben umstandslos anschlagen: "Ihre Gattin im Schlafzimmer schöner bumsen" heißt es in der Betreffzeile Ihrer Mail, Frau Schwarz, oder, etwas lyrischer, "Die Knospe im Schlafraum besser zur Exk-tase bringen" in der von Frau Sommer, oder prosaisch-prägnant wie bei FrauAlbrecht "Mehr St-ehkraft im Bett".
Sie, meine Damen, fallen, jede auf Ihre Art, ganz schön mit der Tür ins Haus. Dafür gebührt Ihnen - wie mir nach einem kurzem Moment der Verwunderung klar wurde - mein aufrichtiger Respekt, da ich klare Worte überaus schätze. Es sei denn, sie kommen von Dieter Bohlen. Da sie aber ausnahmslos von Damen stammen, die - das unterstelle ich jetzt einfach mal - mit beiden wohlgeformten Beinen im Leben stehen, bin ich Ihnen dafür sehr dankbar.
Doch - und nun komme ich zur für Sie unangenehmen Seite dieser Replik - ich muss Ihre so freundlich unterbreiteten Hilfsangebote leider ausschlagen. Denn für die angepriesenen Präparate habe ich schlichtweg keine Verwendung: Danke, es geht mir gut! Machen Sie sich um mich keine Sorgen! Alles fit im Schritt - höhö! Deswegen bitte ich Sie hiermit eindringlich, mich aus Ihrem Verteiler zu nehmen und nicht weiter über Ihre Angebote zu informieren.
Denn ich gedenke, mein Geld in der näheren Zukunft anderweitig zu verjubeln. Gern können Sie ab dem Jahr 2040 nochmal auf mich zukommen.
Eine Frage hätte ich allerdings noch: Wie sind Sie, meine verehrten Damen von der Viagrafront, an die Fehlinformation gelangt, dass Ihre Produkte für mich interessant sein könnten? WER - WAR - DAS?!?!?!
Ich als Journalist weiß natürlich, wie wichtig Informantenschutz ist. Da es sich hier jedoch um einen klaren Fall von Denunziation handelt, gebietet es, wie ich finde, Ihre Mitmenschlichkeit, meine Damen, Ihre Quellen offenzulegen, damit ich mich schrecklich an dem Übeltäter rächen kann. Aber das soll nun wirklich nicht Ihre Sorge sein!
In der Hoffnung auf Ihre Kooperationsbereitschaft verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Ihr David Denk
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