Kolumne Fernsehen: Gott hasst uns alle
In der Stadt der Engel kommt man nur mit Frauengeschichten in Teufels Küche. Richtig gut kann das Hank, Protagonist der US-Serie "Californication".
G ott zum Gruße, werte Leserschaft! Heute würde ich Ihnen gern meinen Kumpel Hank vorstellen. Hank Moody. Wir haben uns im Internet kennen gelernt. Dabei ist Hank kein großer Freund moderner Kommunikationsformen, besitzt, so weit ich weiß, kein Handy und schreibt mit einem Trumm von Schreibmaschine - wenn er denn mal schreibt. Womit wir schon bei nur einem von Hanks größeren Problemen wären: Er ist ein Schriftsteller, der nie schreibt, weil er stets damit beschäftigt ist, sich der Avancen attraktiver kalifornischer Damen zu erwehren - um dann schließlich doch mit ihnen in der Kiste zu landen.
Ein bisschen neidisch kann man da schon werden - aber auch nur ein bisschen.
Denn Hank Moody (David Duchovny), Protagonist der US-Serie "Californication", bringt sich mit seinen Frauengeschichten immer wieder in Teufels Küche, weswegen er es mittlerweile auch etwas ruhiger angehen lässt. So hat er etwa gleich zu Beginn der ersten Staffel einen One-Night-Stand mit Mia, die, wie sich später herausstellt, nicht nur die Tochter des neuen Partners seiner großen Liebe Karen ist, sondern auch - minderjährig. Von dieser Begegnung hat er also noch länger was. Als die Affäre viel später rauskommt, muss Hank für eine Nacht ins Gefängnis - nicht zum ersten Mal. "God Hates Us All" heißt sein erfolgreichstes Buch - für Hank selbst scheint das ganz besonders zu gelten. Dazu passt auch, dass ebenjenes Buch verfilmt wurde - als romantische Komödie mit dem schönen Titel "A Crazy Little Thing Called Love". Überflüssig zu erwähnen, dass Hank den Film hasst und den Drehbuchautor bei einer Lesung verprügelt.
DAVID DENK ist Medien-Redakteur der taz.
Es ist eine oberflächlich sonnendurchflutete, aber im Inneren finstere Welt, in der "Californication" mit seinen Protagonisten spielt und es dabei längst nicht immer gut mit ihnen meint. Manche verlieren nur ihren Job oder ihre Frau, andere gleich ihr Leben. Selten hat man in einer US-Serie so viele blanke Brüste gesehen - und so viel schiere Verzweiflung. Wenn Los Angeles der verkommenste Ort auf diesem Planeten ist, woran "Californication" keinen Zweifel lässt, dann ist Hank Moody dessen Zentrum, der Master of Desaster. Eine Rolle, um die er sich nicht beworben hat - sie wurde ihm vom Schicksal (oder besser: von Drehbuchautor Tom Kapinos) zugedacht.
Die Tiefe von Kapinos Büchern drängt sich allerdings nicht auf - man kann sich auch einfach nur an den schönen Menschen und deren coolen Sprüchen freuen, verpasst so aber all die kulturellen Verweise, mit denen "Californication" so übervoll ist wie Venice Beach mit Analgebleachten. So sind die Titel von Hanks Büchern etwa bei der Metalband Slayer "geliehen".
Anders als in Deutschland, wo "Californication" zuletzt nachts bei RTL2 versendet wurde, ist die Serie des Pay-TV-Senders Showtime in den USA so erfolgreich, dass schon nach der Ausstrahlung der ersten Folge von Staffel vier eine fünfte in Auftrag gegeben wurde. Tom Kapinos hat offenbar noch viel vor mit meinem Kumpel Hank Moody. Eher unwahrscheinlich, dass der so bald wieder zum Schreiben kommt.
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