Kolumne Fernsehen: Souverän ist anders
Wie verfilmt man das Leben von "Wüstenfuch" Rommel? Darüber streiten sich Produktionsfirma, Nachfahren und Historiker. Wird da am Ende "braune Soße" serviert?
V or Nico Hofmann und seiner Produktionsfirma Teamworx ist kein Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte sicher: "Stauffenberg", "Die Flucht", "Dutschke", "Mogadischu", Helmut Kohl ("Der Mann aus der Pfalz") und jetzt eben "Rommel". Die Quoten sind gut bis hervorragend, sodass alle Sender Schlange stehen, um ihr Programm mit einer der stargespickten Produktionen zu schmücken.
Teamworx dominiert den Markt der TV-Events - leider dominiert damit auch die Langeweile, denn die Machart der Filme unterscheidet sich nicht wesentlich. Das ist das Erfolgsrezept. Auch die Branche sieht die Überteamworxung kritisch: Neid spielt bei KonkurrentInnen sicher eine Rolle - aber auch die Sorge um die Vielfalt im deutschen Fernsehen.
Eine andere Sorge hat in dieser Woche einen Streit zwischen Teamworx und der Enkelin des "Wüstenfuchses" Erwin Rommel, dessen letzte Monate der Film zeigt, wiederbelebt: die über das Ansehen ihres Opas, der von Hitler 1944 in den Suizid getrieben wurde.
David Denk ist Medienredakteur der taz.
Im BamS-Interview beklagte Catherine Rommel eine partielle Orientierung des Drehbuchs an der Darstellung des Holocaustleugners David Irving: "Braune Soße und Ansichten eines Ewiggestrigen darf man nicht im Film verarbeiten." Wer würde ihr da widersprechen?
Ganz so einfach ist die Sache aber nicht. So schwer es ist, sich ein klares Bild von der widersprüchlichen Figur des Wehrmachtgenerals Erwin Rommel zu machen: Die Angehörigen dürften die Letzten sein, denen das gelingt. Sie sind befangen, wollen, dass ihr Vorfahr so dargestellt wird, wie sie ihn kannten beziehungsweise wie die Familie seiner gedenkt.
Und für sie wurde Erwin Rommel vom Saulus zum Paulus, vom Hitler-Fan zum Hitler-Kritiker - eine Schwarz-Weiß-Darstellung, mit der sich Historiker bis heute schwertun. Die Sichtweise der Angehörigen ist mehr als verständlich. Grundlage für einen Film allerdings kann und darf sie nicht sein.
Ungleich ernster zu nehmen ist da der Ausstieg der Historikerin Cornelia Hecht, nachdem ihre Bedenken nie wirklich Gehör gefunden hätten. Im Focus attestierte die frühere Fachberaterin dem Teamworx-Film "eine fragwürdige Darstellung" Rommels, die weit hinter die Erkenntnisse der Wissenschaft zurückfalle.
Und Teamworx? Packt die ganz große Keule aus. "Mit dem Revisionismusvorwurf wird eines der wichtigsten ARD-Projekte dieses Jahres denunziert", schreibt Nico Hofmann in einer Stellungnahme. "Dieser Vorwurf ist nicht nachvollziehbar und verärgert." Nicht nachvollziehbar? Zumindest nicht für Hofmann, der persönlich beleidigt wirkt: "Entgegen der Verabredung, über die Dinge im kleinen Kreis zu sprechen, sind diese Unterlagen jetzt wieder gezielt an die Presse gestreut worden."
Eine Diskussion über die Schwierigkeiten der Fiktionalisierung - zumal umstrittener - historischer Figuren blockt er ab. Für ihn gibt es da kein Problem. Souverän ist anders. Wenigstens der SWR steht in bedingungsloser Solidarität zu Teamworx und "verwahrt sich entschieden" gegen den Revisionismusvorwurf. Auf weiterhin gute Zusammenarbeit!
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