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Kolumne FernsehenStark bleiben, liebe Leser!

Kolumne
von David Denk

Der Kolumnist geht. Die Berichterstattung über das böse Fernsehen geht weiter. Leider.

Genug gesehen? Fernseher auf der Internationalen Funkausstellung. Bild: dapd

H iermit verabschiede ich mich von dieser Kolumne und vom deutschen Fernsehen. Ich werde es mehr vermissen als es mich. Allerdings kann ich keine Entwarnung geben: In einem halben Jahr komme ich wieder und werde in meiner Abwesenheit vertreten von Jürn Kruse, der einen größeren Fernseher besitzt als ich und ihn mindestens ebenso gern benutzt. Er soll sogar schon – mehr als einmal! –, freiwillig einen Privatsender eingeschaltet haben.

Ja, lieber taz-Leser, jetzt heißt es stark sein, solche Leute gibt es, sogar welche mit Abitur und Job, und sie sind mir bedeutend lieber als Menschen, die nicht fernzusehen schon für eine Leistung halten, für den Ausdruck der einzig richtigen Gesinnung.

Ein Fernsehprogramm druckt die taz ja eigentlich nur noch als Geisterbahnersatz ab, damit diese Leute sich gruseln können und nach dem Schauer vom wohligen Gefühl durchströmt werden, alles richtig gemacht zu haben, als sie den Fernseher 1987 aus dem Fenster schmissen. Für sie ist ihre ausgestellte Unwissenheit, ja Ignoranz, ein Distinktionsmerkmal: Seht her, ich gucke nicht!

Bild: privat
David Denk

ist Co-Ressortleiter von tazzwei/Medien und ab jetzt im 6-monatigen Sabbatical.

Überflüssig zu erwähnen, wie dümmlich ich diese Haltung gegenüber dem Massenmedium Nummer Eins finde. Dass das Fernsehprogramm dem manchmal in nichts nachsteht, entbindet eine alternative Zeitung wie die taz nicht davon, Scheiße auch Scheiße zu nennen, sondern verpflichtet sie gerade dazu. Mit dem gleichen Argument könnte man auch die FDP ignorieren, auf die Idee ist aber komischerweise noch niemand gekommen.

Mit Ausnahme der Besprechungen von Arte-Dokus über die Missstände auf diesem Planeten, den wir ja von unseren Kindern nur geborgt haben, steht die Berichterstattung über Fernsehinhalte unter Banalitätsverdacht. Diese Dokus müssen dann noch nicht mal unbedingt gut gemacht sein, gut gemeint reicht schon. In deren Bewertung werden dann auch bereitwillig die journalistischen Kriterien über Bord geworfen, auf die bei Unterhaltungsinhalten überzogen gepocht wird.

Sicher wird Entertainment die Welt nicht retten, es will lediglich den Irrsinn versüßen, wie der Krimi zwischen zwei Suhrkamp-Bänden. Ich brauche das. Wer ein Leben ohne Zerstreuung und ein bisschen Trash führt, ist mir suspekt. Auch dafür liebe ich das Fernsehen, nicht nur die HBO-Serien, auch das deutsche, und genau daran leide ich oft genug. Denn ein Programm, das selbst bei den Öffentlich-Rechtlichen auch den dümmsten anzunehmenden Zuschauer nicht überfordern will, opfert das Gleichgewicht aus Informations-, Bildungs- und Unterhaltungsanspruch.

Besonders aufregen kann ich mich über „Günther Jauch“. Aus unerfindlichen Gründen wird dieser angebliche Polittalk, in dem ja eigentlich nur „Skandalbücher“ promotet werden, auch in taz-Konferenzen noch ernst genommen. Klar ist der Sendeplatz prominent, doch das Format hat mit dem Tribunal für Jörg Kachelmann am Sonntag den letzten Rest Autorität verspielt. Die selbstherrlichen Reaktionen auf Kritik an der Sendung taten ihr Übriges. Vielleicht hat sich das ja bis zu meiner Rückkehr rumgesprochen.

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Ressortleiter tazzwei

8 Kommentare

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  • SM
    Sascha Mantscheff

    David Denk geht. Egal. Das Fernsehprogramm der taz bleibt. Ärgerlich. Die Fernsehkolumne auch. Zum Kotzen. Ein Medium, das strukturell nicht anders kann, als Müll zu produzieren, muss man nicht auch noch be-schreiben. Dass es das Massenmedium Nr. 1 ist hier bei uns, ist dasselbe Argument wie das mit der Scheisse und den Fliegen. Guten Appetit meinethalben, aber müssen wir deswegen weiterhin lesen, was hinten rauskommt?

  • W
    Wernero

    Herr Denk, glauben Sie irgendwie härter drauf als Leute, die nicht fernsehen? Ich verstehe es wohl nicht. Aber seien Sie doch bitte nicht neidisch auf die, die einfach was Anderes zu tun haben. Ihnen jedenfalls viel Freude bei dem, was Sie im nächsten halben Jahr vorhaben. Mit Fernsehen hat es ja scheinbar nix zu tun. Nix für ungut.

  • RA
    ralf ansorge

    der hier so gescholtene jauch hat mal sehr richtig gesagt daß fernsehen die dummen dümmer und die klugen klüger macht.es gibt auch dumme bücher,zeitungen oder kolumnen in selbigen.ganz zu schweigen von beiträgen in netzforen.allgemeine fernsehschelte zeugt von unkenntnis,genauso wie pauschale medienbeschimpfung wie man sie in tazforen immer wieder liest.wenn jemand aufs fernsehen verzichtet-auch ok.aber ein besserer,klügerer mensch ist man deshalb noch lange nicht,herr kein kunde

  • T
    T.V.

    Zur Zerstreuung gibt es irgendwie genug andere Möglichkeiten, gewisse Sendungen zu schauen verursacht mir zu viel körperliche Schmerzen.

  • KK
    Kein Kunde

    Ich gehöre auch zu diesen suspekten Menschen ohne Fernseher.

    Bin sogar so hardcore, dass ich bei Bekannten die Wohnung verlasse und den Besuch abbreche, wenn im Hintergrund stumpfes Programm die Geselligkeit berieselt.

    Um dennoch nicht ganz auf den Trash zu verzichten habe ich damit begonnen mir das Ganze in komprimierter Form zuzuführen.

     

    www.fernsehkritik.tv

     

    Das hilft mir ganz gut über das Elend hinweg.

  • H
    Harald

    Dabei dachte ich bisher, das TV Programm wird nicht nur von der taz abgedruckt, sondern auch gemacht.

     

    Wie gerne würde ich manches mal "Zerstreuung und ein bisschen Trash" im TV finden. Nur jedes Mal, wenn ich willig einschalte, muss ich nach spätestens 20 Minuten wieder aufgeben.

     

    Die Triefsoße auf Wackelpudding verursacht mir doch jedes Mal Sodbrennen. Aber ich will nicht ungerecht sein. Die Abgehängten und die Benachteiligten dieser Gesellschaft haben schließlich auch Rechte. Diesem Recht trägt das TV in vorbildlicher Weise Rechnung.

     

    Für mich bleibt immerhin noch Ullrich von Heesen.

  • G
    Gregor

    Wenn mir nicht so langweilig waere, wuerde ich das hier auch ignorieren. Wenn mir nicht so langweilig waere, wuerde ich keinen TV schauen und auch keine Zeitungen im Internet lesen. Warum ist mir bloss so langweilig? Warum faellt mir nichts besseres ein, als TV zu schauen und Zeitungen im Internet zu lesen? Es kann nicht gut sein, weil mir ist selbst dabei noch sterbenslangweilig... Ratet mir was!

  • J
    JohnReed

    Sehr guter Beitrag, danke.