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Kolumne FernsehenDie Kommen-und-gehen-Woche

Jürn Kruse
Kolumne
von Jürn Kruse

Cindy geht – und das ZDF weiß das nicht zu feiern. Pep kommt – und Sky dreht durch. Und Thomas wird „Erster Moderator“ der „Tagesthemen“ – welch ein Titel.

Er ist da, er ist gut drauf, er spricht perfekt Deutsch: Jan Kirchhoff (l.), neuer Verteidiger des FC Bayern. Bild: dpa

P uh, das war knapp. Fast hätten die verbliebenen „Wetten, dass ..?“-Zuschauer noch etliche weitere Shows mit Cindy aus Marzahn durchleben müssen, diesem rosa Humor-Missverständnis (Haha, ich nenn mich Cindy, ich bin dick, und ick hab ne richtige Berliner Kodderschnauze). Da kann die New York Times noch so viele Artikel über das Phänomen schreiben, als Zuschauer kann man nur froh sein, dass Cindy sich nun zum Spartensender Sat.1 zurückzieht und dort die Promiausgabe von „Big Brother“ moderieren soll. Vermutlich und hoffentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Ich bezweifle, dass das ZDF erkennt, welches Geschenk Ilka Bessin alias Cindy dem Sender beschert hat. Denn die Mainzer wollten die Dame wirklich halten. Das ZDF und Bessin hatten eine Abmachung, dass Cindy bis zur Mallorca-Ausgabe den Sidekick von Markus Lanz gibt.

Danach wollte man sich mit der Komikerindarstellerin zusammensetzen und über die weitere Zusammenarbeit philosophieren. „Ich bin zuversichtlich, dass wir darüber hinaus einen Weg finden werden“, hatte ZDF-Unterhaltungschef Oliver Fuchs im Januar frohgemut angekündigt. Wer sagt schon dem ZDF und „Wetten, dass ..?“ ab?

Mathias Königschulte
Jürn Kruse

ist Medienredakteur der taz.

Die Bessin, die tut so was. Die Mallorcashow war womöglich sogar ihr zu peinlich. Dann doch lieber über Promis im Affengehege herziehen.

Nun behauptet Fuchs, die Zusammenarbeit sei eh nie zeitlich festgelegt gewesen. Klingt wahnsinnig überzeugend. Naja, für Focus Online hat’s gereicht: Die setzten gleich mal drei Redakteure daran, einen Artikel mit der Überschrift „ZDF wollte nie mehr als eine Saison mit Komikerin Cindy aus Marzahn“ zusammenzukloppen. Hätten sie doch lieber nochmal die Volontärin mit dem Stefan-Raab-Duschkopf losgeschickt, um sich abzubrausen und dabei filmen zu lassen.

Apropos filmen lassen. Er war der große Star der Kommen-und-gehen-Woche des deutschen Fernsehens: der neue Bayern-Trainer Pep Guardiola. Sport1 übertrug seine Präsentation live. N-tv auch. N24 auch. Eurosport auch. Sky auch. 500.000 Menschen schauten insgesamt zu. Sky und Sport1 sendeten eigentlich den ganzen Tag nur Pep. Welche Nebenwirkungen eine solche Überdosis haben kann, bewiesen die Sender glücklicherweise gleich selbst: „Viele Trainer kamen, noch mehr gingen“, säuselte da Ulli Köhler für Sky Sport News HD ins Mikrofon. Betäubt von seiner eigenen Sinnlosigkeit.

Solche Fehler dürfen Thomas Roth nicht mehr passieren. Denn er wird – tatataataaaa – „Erster Moderator“, das ist so was wie der „Geliebte Führer“ der ARD. Als „Tagesthemen“-Anchorman muss er zukünftig ganz ernst sagen: „Es kommentierte XY vom Hessischen/Bayerischen/Norddeutschen Rundfunk.“

Darüber hinaus muss er aber auch unverschämt locker Videoeinspieler anmoderieren können, gerade den letzten Beitrag, denn der ist ja meistens total lässig und entlässt die Zuschauer in eine geruhsame Nacht. Und morgen ist ein neuer Tag, vielleicht beginnt dann schon die nächste Kommen-und-gehen-Woche. Ich freu mich. Gute Nacht, Thomas Roth.

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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