Kolumne Die Kriegsreporterin: Fürchtet die Macht der Steinzeitochsen!
Markus Lanz, Markus Schächter, Christian Kracht und die Taliban. Grabenkämpfe! Jetzt!
W as sind das eigentlich für Leute, die beim ZDF arbeiten? Notorische Nörgler sind das. Dauermeckerer. Vergrätzte, unfrohe, ausgetrocknete, graue Menschen, denen man es nie recht machen kann. Im März verlässt Intendant Markus Schächter den Laden, alle 3.500 MitarbeiterInnen sind eingeladen zu feiern - und was machen sie? Sie meckern!
Anstatt sich in Zeiten der ZDF-Verdrossenheit mit ihrem "zermürbenden Defätismus" wie Terrorexperte Elmar Theveßen die Stimmung der Kollegen schönredet, über das Zeichen der Wahrnehmung zu freuen, nölen die Mitarbeiter rum. Wären wieder nur tolle Leute eingeladen, statt dem billigen ZDF-Volk auch mal ein Äppelwoi zu gönnen, wäre es auch nicht recht. Totales Gemeckere, nur weil 75 Millionen an Personalkosten einzusparen sind und ein paar Redakteure gehen müssen. Anstatt dass sie ihren eigenen möglichen Abschied gleich mitfeiern! Aber nein! Dabei bin ich sicher, dass Markus Schächter sehr verantwortlich mit den von mir erhaltenen Gebühren umgeht, und klar ist, für jeden gibt es 1 Würstchen mit Senf, 1 Brötchen und 1 Freigetränk.
Enttäuscht hat mich ja ein ganz anderer ZDF-Mann, der Herr Lanz nämlich. Hatte ich doch just ein Interview mit ihm, als die Frage der "Wetten, dass..?"-Moderation zum ersten Mal aktuell war, im November. Damals sagte er mit sehr klaren Worten, dass und warum die Moderation für ihn nicht infrage käme. Seine Haltung hat er sehr überzeugend vorgebracht. Wir haben das Gesprochene poliert, und das Medium Magazin hat es über den Ticker gejagt, auf dass es überall stand. Sogar im Fahrgastfernsehen der U-Bahn. Und nun das! Nun vielleicht, wahrscheinlich doch. Wie steh ich denn jetzt da?! Mit diesem blöden Gefühl, das entsteht, wenn man jemandem geglaubt hat, wenn man dachte, etwas sei echt. Wenn man vertraut hat. Das ist nicht schön. Ich bin enttäuscht. Ich werde niemals wieder einem Fernsehmann vertrauen. Nie wieder. Da ist was kaputt, für immer.
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Auch kaputt oder zumindest angeschlagen ist das Renommee des Spiegel-Kollegen Georg Dietz, der in seiner Kritik des neuen Christian-Kracht-Buchs ebendiesem rechtes Gedankengut unterstellt. Das bringt nun die Freunde Krachts auf den Plan, die in den wichtigen Feuilletons des Landes gut verteilt sitzen. Und 17 andere Menschen, die sich in einem offenen Brief beschwert haben.
Eigenartigerweise blenden sie Dietz argumentatorisches Standbein, einen veröffentlichten, mitunter erschreckenden Mailverkehr zwischen Kracht und dem Künstler David Woodart, schlichtweg aus. Dieser scheint in der Tat sehr völkische Ideologien zu offenbaren. Warum wird das ignoriert? Frage ich mal in diesen offenen Zeilen und hoffe auf eine Antwort. Auf jeden Fall super PR. So eine PR hätte ich auch gern, zumal mein Büchlein "Beruhigt euch!", das letzte Woche erschien, so verlässlich von der FAZ verrissen wurde. Grabenkämpfe! JETZT!
Total beruhigt bin ich allerdings, dass die Taliban nicht vor unserer Tür stehen. Aus Furcht vor der Macht der Steinzeitochsen hat der afghanische Minister für Kultur und Information Fernsehmoderatorinnen angewiesen, im Fernsehen ein Kopftuch zu tragen und sich nicht stark zu schminken. Nicht auszudenken, bei uns fiele die Moderatorinnenbemalung weg und man würde anfangen, auf die Inhalte zu achten! Die Rettung der Pressefreiheit aber liegt nicht fern: Am 26. kann man Yoga machen und dadurch Reporter ohne Grenzen unterstützen. Da hätten auch die Afghanen mal draufkommen können. Mit einem satten Sat Nam! zurück nach Berlin!
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