Kolumne Der rechte Rand: Ablehnung und Schläge
Um sich über Medienvertreter zu ärgern, muss man im niedersächsischen Dorfmark offenbar kein Neonazi sein. Was Journalisten bei der „Ostertagung“ erlebten.
E in Angriff mit Ansage: Zwei Journalisten, die von der „Ostertagung“ des Bundes für Gotterkenntnisse (Ludendorff) e. V. im niedersächsischen Dorfmark berichteten, wurden Opfer einer Attacke. Nachdem der bekannter Neonazi-Funktionär Steffen Hupka sie zweimal bedroht hatte, schlug er beim dritten Mal zu. Von „Strafanzeigen wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung“, weiß Peter Hoppe zu berichten, Sprecher der Polizeiinspektion Heidekreis.
Am Ostermontag erkannten die Journalisten Hupka, der bei der verbotenen „Nationalen Front“ und der NPD aktiv war. Bedrohlich habe er sich vor ihnen aufgebaut, sei dann aber ins Tagungshotel „Deutsches Haus“ gegangen, erzählt einer der Journalisten. Minuten später sei er wieder herausgekommen, habe einem der beiden angedroht: „Wenn du noch ein Foto machst, nehme ich dir die Kamera weg“ – und sei wieder im Hotel verschwunden. Um schließlich, als die Journalisten TagungsteilnehmerInnen in ihren Trachten aufnahmen, zurückzukommen, erst auf den einen Journalisten, dann auf den anderen einzuschlagen. Einen Camcorder habe Hupka dabei beschädigt, dennoch dokumentiere eine Aufnahmesequenz den Angriff, sagt einer der Journalisten.
Um sich über Medienvertreter zu ärgern, muss man in Dorfmark offenbar kein Neonazi sein: Als am Karfreitag rund 150 Menschen gegen die „Ludendorffer“ und ihr rassistisches Gedankengut protestierten, ärgerte das auch örtliche Gastronomen und Anwohner.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland und schreibt regelmäßig für die taz.
Als nach mehreren Notrufen der drangsalierten Journalisten zwei Polizeibeamte eintrafen, soll einer gesagt haben, er wolle nicht fotografiert werden. „Nein, so war das nicht“, sagt Polizeisprecher Hoppe. Es habe vielmehr „eine klare Ansage“ gegeben, was die Berichterstatter „dürfen und was sie nicht dürfen“. Einer der Journalisten bleibt bei seiner Einschätzung: „Die Botschaft des Beamten war klar: Wir stören.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!