Kolumne Das Schlagloch: Satan im Sudan
Seit Darfur zur Chiffre für das Böse geworden ist, zieht es Stars und Schauspieler dorthin.
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Erst das Brandenburger Tor, nun die Blockade des Berlin-Marathons? Der Protest der Letzten Generation ist nötig und muss weiterhin sichtbar bleiben.
Leser*innenkommentare
David Dagan
Gast
Es ist unverantwortlich den Darfur Konflikt so zu bagatellisiern wie es ein zitierter Kritiker in diesem Beitrag tut – ohne Korrektur des Autors.
“Die meisten von uns würden sich genauso verhalten, wenn sie keine andere Möglichkeit hätten zu überleben.”
Wenn Regierungsflugzeuge die eigene Bevölkerung bombardieren, wenn Milizen systematisch Babys umbringen und Frauen vergewaltigen - kämpfen die Angreifer da ums Ǖberleben?
Wenn die Regierung in Khartoum Hilfsgüter für hungernde Flüchtlinge blockiert und die Menschen nach Kalkül sterben lässt – das soll Ǖberlebenskampf sein?
Es sei gar nicht so, das “Schwarze” gegen “Araber” kämpfen, argumentiert Trojanows Gesprächspartner ausserdem. Gut, das ist eine Vereinfachung. Wahr ist aber, dass das Morden in Darfur auf ethnischer Basis erfolgt. Es ist ein Konflikt zwischen Völkergruppen, der auf übelster Weise von der Regierung in Khartoum aufgepeitscht und ausgenutzt wird. Das zu leugnen, ist viel schlimmer als es zu vereinfachen.
In Trojanows Bild ist es hoffnunglos. Die Helfer sind Zyniker, und wenn sie sich nicht gleichmässig für jede Tragödie einsetzen sind sie Heuchler zugleich. Und wenn die Hilfe kommt ist sie sowieso inkompetent - oder nur ein Alibi für selbstinteressierte Manöver des Westens.
Ja, die Situation in Darfur ist kompliziert. Das Bedeutet aber nicht, dass wir dort nicht Opfer und Täter erkennen können oder dass wir die Lage nicht ändern können. Ja, der Westen macht in Afrika vieles falsch. Aber deswegen sollten wir nicht das nötige Selbstvertrauen verlieren, einiges richtig zu machen.
joel gilgen
Gast
Lieber Trojanow
Sie verdienen auch an diesem konflikt. merken sie das nicht: dieser artikel dient der unterhaltung, mehr nicht.
Dr. Armin Wagner
Gast
Ja, im Smalltalk bei Erdnuessen ueber Khartums Daechern laesst sich trefflich ueber die Wirksamkeit der UN debattieren. Woher weiss Herr Trojanow, dass diese bislang nichts bewirkt hat? Richtig mag sein, dass der Einsatz in Darfur (UNAMID)schwerfaellig in Gang gekommen ist. Richtig ist auch, dass der Einsatz im Suedsudan (UNMIS)auch im vierten Jahr nicht alle Probleme geloest hat und sie nicht allesamt loesen wird. Demgegenueber bleibt festzuhalten, dass das Gewaltniveau in diesem viel aelteren Konflikt gerade im Vergleich zur UN-Mission im Kongo deutlich geringer ausfaellt, was offensichtlich durch die dichte Ueberwachung des Comprehensive Peace Agreement on the ground gerade durch die UN ganz wesentlich erst ermoeglicht wird. Das Noetige ist schwer zu erreichen; das Moegliche schafft immerhin fuer die Menschen vor Ort schon einen Unterschied. Freilich, aus solcher Graswurzelperspektive bleibt es ein langatmiges und muehseliges Geschaeft; aus der Vogelperspektive ueber den Daechern Khartums ist man bestimmt viel schlauer...
Dr. Armin Wagner
Senior Staff Officer Monitoring & Verification
United Nations Mission In Sudan
Khartoum
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Ulrich Delius
Gast
Trojanows Kritik an Clooneys Darfur-Engagement geht ganz nach dem Zeitgeist. Es ist chic, sich über Polit-Engagement von Hollywood-Größen zu mokieren. Zwar vereinfachen sie Vieles und haben ihre Selbstvermarktung immer im Blick. Doch ihnen gelingt es immerhin, Öffentlichkeit zu schaffen, wo wie im Sudan ein Staat systematisch eine Krisenregion von der Außenwelt abriegelt. Clooney hat in zwei Jahren für den Völkermord in Darfur mehr Öffentlichkeit geschaffen, als es jemals für den Südsudan in 37 Jahren Genozid gegeben hat. Es ist einfach, Clooney zu kritisieren, doch wo bleiben die kritischen Zwischenrufe von Intellektuellen wie Trojanow für ein Ende des Mordens im Kongo, in Sri Lanka oder in Burma?
Mit seiner Kritik an hochbezahlten "Helfern" spricht Trojanow ein heikles Thema an.Mangelnde Kooperation der Helfer untereinander sowie die
fehlende Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung haben schon manchen Hilfseinsatz fragwürdig erscheinen lassen.
Trojanows Charakterisierung der Lage in Darfur greift jedoch reichlich kurz. Wer von einem Abflauen des Mordens in Darfur spricht, weil die "Kämpfe zu zwischenzeitlichen Lösungen geführt haben", muss sich schon fragen lassen, warum denn dann 280.000 Darfuris in den letzten 12 Monaten vor neuer Gewalt geflohen sind! Den Völkermord in Darfur zum brutalen Überlebenskampf der Opfer der Ausbreitung der Wüsten zu erklären, ist gewagter als Clooneys Vereinfachungen. Denn eine solche Banalisierung ignoriert jede politische und historische Erfahrung aus fast vier Jahrzehnten Krieg,Genozid und Vertreibung im Sudan. Von einem ausgezeichneten Afrikakenner wie Trojanow wäre eigentlich ein differenzierteres Bild Darfurs zu erwarten.
Ulrich Delius, Gesellschaft für bedrohte Völker, Göttingen