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Kolumne BesserKapitalismus? Klar, aber nicht bei uns

Deutsche Journalisten finden den Kapitalismus toll, solange es nicht um ihren eigenen Arsch geht. Wenn es aber eine Zeitung trifft, ist die Demokratie in Gefahr.

Versuchen Sie einmal, sich mit dem Internet zu bedecken und Sie werden sehen: die gedruckte Zeitung wird nicht verschwinden. Bild: mjuzi / photocase.com

J emand, es könnte Georg Lukács gewesen sein, hat einmal bemerkt, Journalisten seien deshalb besonders verkommene Subjekte, weil bei ihnen die Aufspaltung des bürgerlichen Individuums in den Citoyen, der sich als Teil des Gemeinwesens versteht und als solcher handelt, und den Bourgeois, der rücksichtslos seine eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgt und verfolgen muss, auf eine zutiefst hässliche Form aufgehoben ist: In all seinem Tun, dem Schreibschreibmachen, wähnt sich der Journalist als Citoyen („Bleibt zu hoffen, dass …“), wo er doch nur seinen ureigenen Interessen als Marktteilnehmer nachgeht.

In den vergangenen Wochen traten die Kolleginnen und Kollegen gleich in Kompaniestärke an, um den Beweis zu erbringen, dass diese wenig schmeichelhafte Feststellung so falsch nicht ist. Die Insolvenz der Frankfurter Rundschau und die Einstellung der Financial Times Deutschland, so war beinahe überall zu lesen, seien zwar die Folge „verpasster Gelegenheiten“ und „mangelnder Geschäftsmodelle“, bedrohten im Ergebnis aber nichts weniger als die Meinungsfreiheit, die Demokratie, den Weltfrieden – darunter machen es Journalisten, deutsche zumal, nicht.

Ach, die Rundschau

Bild: taz
Deniz Yücel

ist Redakteur bei taz.de.

Doch was war geschehen? Die Financial Times Deutschland, die am Freitag zum letzten Mal erscheinen wird, hat in den zwölf Jahren ihres Bestehens keinen Cent verdient. Dass der Verlag nun bei diesem Produkt genau jene Kriterien von Rentabilität und Profit walten lässt, auf die Kommentatoren jener Zeitung stets so bescheidwisserisch wie kaltherzig verwiesen, wenn es, sagen wir, um das Schicksal von Nokia-Arbeitern oder Schlecker-Angestellten ging, ist für die Beteiligten vielleicht lehrreich und sicherlich unangenehm. Aber mehr auch nicht.

Und die Frankfurter Rundschau? Ach, die Frankfurter Rundschau, das wissen Sie doch selber.

Als vor einem halben Jahr Schlecker dichtmachte, kommentierte die Welt – noch so ein alimentiertes Blatt, das nur deshalb existiert, weil der Verlag an anderer Stelle genug Geld mit rassistischen und notgeilen Dumpfbacken verdient – ganz abgebrüht:

„Natürlich ist es ein schwerer Schlag für die 11.000 Mitarbeiterinnen der Drogeriekette, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Und es ist aus der Sicht jeder einzelnen Frau verständlich, dass sie sich so viel Abfederung und finanzielle Hilfe wie möglich wünscht. Doch als hilfsbedürftig und unselbstständig dargestellt zu werden, hilft ihnen nicht. […] Die Schlecker-Frauen sind in Wirklichkeit sehr eigenständig, und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen gut.“

Die Pleite von Schlecker war nicht Folge davon, dass plötzlich niemand mehr Verwendung für Toilettenpapier und Duschgel gehabt hätte. Auch ist nicht bekannt, dass durch die Schlecker-Pleite irgendwo Toilettenpapier und Duschgel ausgegangen wären. Alles blieb wie gehabt, nur eben ohne Schlecker. Aber den Kapitalismus finden deutsche Journalisten auch nur solange klasse, wie es nicht um ihren eigenen Arsch geht.

Besser: Die Zeitungsverlage beenden ihr selbstmitleidiges Jammern und schaffen das, was inzwischen jedem besseren Pizzabäcker gelingt: im Internet Geld verdienen.

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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45 Kommentare

 / 
  • SA
    Simon Arbitrage

    Es ist bezeichnend, wie sich reihum die gesamte Linke Szene selbstentlarvt.

     

    Neoliberal ist die FTD, richtig.

    Neoliberal ist nicht die Politik, sie wird nur entweder so von den Linksradikalen dargestellt oder redet selbst danach, um Sozialdemokratische Politik (Sozialismus) durchzuführen. Mit einzelnen Ausnahmen des Neoliberalismus, also einem Liberalismus mit staatlicher Ordnung.

  • HL
    Heike Lindenborn

    Ich bin mit dem Lesen, NICHT NUR der "taz" immer sehr fix fertig. Namen ändern sich, Inhalte leider nicht.

     

    Wer denkt z.B. bei dem Thema "Sozialismus" eigentlich daran, daß sozial nur bedeutet, daß man in einer Gemeinschaft lebt. Wer weiß schon, daß die Begriffe "links" oder "rechts" zu sein ihren Ursprung in der Sitzverteilung der "Volksvertreter" haben?

  • S
    Schroedingers

    Ganz ehrlich?

     

    OHNE diese brutalst einseitigen, pseudopointierten dabei jedoch zumeist einfach nur beleidigenden Artikel eines Deniz Yuezel, der selbst hach so oft im Stile einer so furchtbar armen, beleidigten Leberwurst daherkommt, - waere ich schon laengst zahlender taz Abonnent.

     

    Herrn Yuecel werde ich jedoch bei der taz sicherlich nie finanziell alimentieren. Das ist MEIN Ausdruck im Zeitungssektor freier Marktwirtschaft - alle gekauften oder nicht gekauften oder gar vebrannten Klopapierrollen nun rum oder num. Und da kann die taz noch so viele pop-up Fenster im GEZ Stil auf ihren Seiten schalten :P

     

    @Latino:

    Heribert Prantl ist SZ und ist nicht "einfach okay" sondern deucht mir eher einer Art Gotteserscheinung im Vergleich zu dem Level diverser hiesiger Autoren...

  • F
    Felix

    Einen Referrer-Link auf pizza.de in einen Artikel einzubauen, also ohne Kennzeichnung bezahlte Werbung zu schalten, ist für die taz anscheinend ein würdiger Weg, im Internet Geld zu verdienen.

  • C
    Claus

    Herr Yüzel,

     

    ich bin Redakteur der Wirtschaftsmedien von Gruner-und-Jahr, zu denen die FTD gehörte.

     

    Das allein reicht für Sie offensichtlich aus, um zu wissen, dass ich ein skrupelloser neoliberaler Raubtierkapitalist bin. Denn aus der Lektüre der FTD können Sie diese Ansicht eigentlich nicht gewonnnen haben. Oder ist das für Sie einfach irgendwie alles dasselbe: Wirtschaftsjournalismus - Wirtschaft- Kapitalismus - Marktwirtschaft - Heuschrecke - böser Mensch?

     

    Irgendwie aber auch konsequent, denn: Verlage und Journalisten - diese beiden Begriffe verwenden Sie ja auch begriffsidentisch. Erstaunlich eigentlich nur, dass Sie dann Mitleid mit Schlecker-Kassiererinnen haben. Oder ziehen Sie einen Unterschied zwischen denen und Ihrer Geschäftsleitung? Ja? Warum eigentlich?

  • HF
    Holger Frankenberg

    "Die Welt – noch so ein alimentiertes Blatt, das nur deshalb existiert, weil der Verlag an anderer Stelle genug Geld mit rassistischen und notgeilen Dumpfbacken verdient"

     

    "an anderer Stelle"? Das Krawallblatt "Die Welt" wird doch auch nur von "rassistischen und notgeilen Dumpfbacken" gelesen! Axel Springer kann nicht anders.

  • T
    tron-X

    Ich finde es eine Frechheit, das sie versuchen in diesem schönen Land mit ihrer Intelligenz das restliche Volk auszugrenzen. Wie können sie nur so infam die Wahrheit präsentieren? Haben sie denn überhaupt kein bisschen Patriotismus im Blut!

     

    Lassen sie uns mit Verstand in Ruhe, das verstehen wir sowieso nicht.

     

    Und außerdem ist die Pressefreiheit nichts anderes als die Freiheit der Meinung derjenigen die diese besitzen.

    Deswegen ist es egal ob die alle den Bach runtergehen, die haben lange genug gegen Anstand, Recht und Mitbestimmung gehetzt. Vielleicht kommen die dann mal mit richtiger Arbeit in Berührung, so richtig mit Lohnsteuerkarte Arbeitgeber, Schichtdienst, Höllenlärm, schwer Körperlich...vielleicht vergeht ihnen dann mal das Geschwätz....

  • BY
    BRUNO (jetzt YÜZEL PROBLEM BÄR)

    Ja das geht natürlich nur wenn die Zensur einer Vollpappnase :O( diverse unbequeme Kommentare veröffentlichen würde!!!

     

    Also meine Deniz, walte deines Amtes und lege deinen Rotstift zur Seite und rücke mal eben meinen zuvor gesendeten Kommentar ins Rampenlicht ;O)

     

    P.S. natürlich nur wenn du nicht zu feige dazu bist :O(

     

    P.S.P.S wenn doch feige, dann weiß ich zu mindestens, dass dich die Ines an den Eiern hat :O)

     

    Also, du süßer kleiner Pappnasen-Spatz der da so Rum-Lümmelt bei der Taz mach mal Ratz Fatz sonst holt dich die Katz, schmatz, schmatz :O/

  • SR
    Shining Raven

    Herr Yücel schreibt über die FTD:

     

    "Dass der Verlag nun bei diesem Produkt genau jene Kriterien von Rentabilität und Profit walten lässt, auf die Kommentatoren jener Zeitung stets so bescheidwisserisch wie kaltherzig verwiesen, wenn es, sagen wir, um das Schicksal von Nokia-Arbeitern oder Schlecker-Angestellten ging, ist für die Beteiligten vielleicht lehrreich und sicherlich unangenehm."

     

    Ich kann mich nur dem Vorredner Falk anschliessen, wer so etwas über die FTD schreibt, hat sie anscheinend nie gelesen! Hier fand sich eine ausgesprochen wirtschaftskritische Berichterstattung, oft mit originellen investigativen Berichten. Die Kommentarseiten waren so gar nicht markradikal und neoliberal, im Gegenteil, sie waren sehr kritisch gegenüber diesen (Fehl-) Entwicklungen, und sie war eine der wenigen Publikationen in Deutschland, wo man vernünftige volkswirtschaftliche Analysen finden konnte, und nicht nur neoliberalen Hurra-Journalismus.

     

    Ich kann nur sagen, keine Wunder, dass die sich nicht im Markt halten konnte, denn gerade was dort geschrieben wurde, wollten wahrscheinlich viele der potentiellen Anzeigenkunden gerade nicht lesen.

     

    Wie der Chefökonom Thomas Fricke in seiner (vorletzten?) Kolumne am Freitag in der FTD schreib, es ist schon ironisch: Die FTD fällt dem wirtschaftlichen Einbruch der Anzeigen zum Opfer, in der Folge einer Eurokrise, die es wohl so nicht geben würde, wenn die Bundesregierung auch nur annähernd den Analysen und Ratschlägen in der FTD gefolgt wären.

     

    Unter anderem hat sich die FTD auch für eine Anhebung des Lohnniveaus in Deutschland eingesetzt, um die Leistungsbilanzungleichgewichte in der Eurozone abzubauen. Wie gesagt, so gar nicht neoliberaler mainstream, im Gegenteil.

     

    Leider setzt sich Herr Yücel damit gar nicht auseinander, aber dann könnte man auch nicht so schön auf angebliche Heuchelei von Jorunalisten bei einer Zeitung eindreischen, die "Financial" im Namen trägt, und daher ja nur marktradikal sein kann....

  • MH
    Markus Hoffmann

    Wie immer ein nur halbgarer Rant von Deniz Yüzel. Sehr bezeichnend, dass Herr Yücel den Verkauf von Klosettpapier mit dem von Tageszeitungen für vergleichbar hält... hat ja beides mit Scheiße zu tun, wie diese Kolumne mal wieder zeigt. Natürlich ist es egal, wo ich mein Shampoo kaufe, ob bei SCHLECKER oder bei DM; aber es ist doch völliger Nonsens, dass auf Zeitungen zu übertragen. Oder soll ich, falls die TAZ mal eingeht einfach irgendeinen Scheiß von SPRINGER lesen? Womit ich wieder beim Thema Klosettpapier wäre...

  • H
    hto

    Ja, den Kapitalismus finden die meisten scheisse. Aber wenn es dann konkret darum geht ein menschenwürdigeres System in wirklicher Wahrhaftigkeit zu gestalten, dann greift sehr schnell wieder die Funktionalität / Hirnwäsche in gutbürgerlich-gebildeter Suppenkaspermentalität auf systemrationaler Sündenbocksuche - NEIN NEIN NEIN, ein System OHNE Steuern und Zinsen zahlen, OHNE "Sozial"-Versicherungen, OHNE Zeit-/Leistungsdruck zu einer Karriere von Kindesbeinen, usw., also OHNE blöd-, stumpf- und wahnsinnige Symptomatik in "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei", DAS KANN NICHT GEHEN, das hatten wir doch schon!!!

  • B
    Besserwessi

    Und die TAZ macht so manches mal vor, wie man im Internet Scheisse zu Geld macht ! GO, Deniz, GO ! :)

  • T
    Tim

    Auch die FDP findet den Kapitalismus übrigens nur dort gut, wo ihre eigene Klientel nicht betroffen ist. "Liberalisierungen klar, immer gern, gut fürs Gemeinwohl - aber bitte nicht in unserem eigenen schönen warmen Nest".

  • BP
    BRUNO (NICHT PROBLEM BÄR)

    Geld mit rassistischen und Not-Geilen Dumpf-Backen zu verdienen???

    Meine liebe Deniz, dieses versuchen doch die Tazen schon seit Jahren mit dir, Geld zu verdienen. Du bist sozusagen die Personifizierte NOT-GEILE Pappnasen Hure der Taz ;O)HA,HA,HA,...

     

    Grüße, Pappnasen Jongleur :O)

  • LS
    Ludwig Staab

    Sehr schön! Mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, Herr Yücel!

  • A
    antimurks

    Genauso wie mit den Armutsimigration von Romas, da rufen die linken Journalisten auch, "Klar, aber nicht bei uns (ins Viertel)".

     

    Links reden, aber rechts leben. Sehr Verlogen!

  • AM
    Andreas Müller

    Um als Journalist nicht zum Lumpen zu werden, braucht man einen sehr starken Charakter. Da man solch heroische Tugend (von Kant bestimmt als "moralische Gesinnung im Kampfe"!) schlechterdings nicht verlangen kann, ist das Resultat hierzulande ein allgegenwärtiger Lumpenjournalismus.

     

    Dessen Flaggschiff 'BLÖD' ist es in der 'causa Wulff' gelungen, sich als seriöses Blatt zu inszenieren, wofür die Lumpen auch noch mit einem hochangesehenen Journalistenpreis behängt wurden. Ist hier die Auflage, sprich: die Rendite das Maß aller Dinge, so leistet sich der Springer-Konzern mit der 'Welt' ein Kampfblatt der rechten Gesinnung, welche den Zusammenhang von konservativem Liberalismus und faschistischer Ideologie offen zutage treten lässt.

     

    Kein Zufall folglich, dass 'Welt' wie die Historikerin Cora Stephan oder der halb-debile, spätpubertär retardierte Gideon Böss in der um den deutschen Faschisten Henryk Mittelinitial M. Broder gewundenen 'Achse des Guten' das einheimische Reich ihrer Wahrheit gefunden haben. Die 'Achse' kooperiert eng mit der rassistischen Schweizer 'Weltwoche', die das gesunde Volksempfinden schon mal zur gewaltsamen Notwehr gegen die anbrandende Flut krimineller Roma anstachelt. Lumpen!

  • D
    drui

    Ich möchte aber auch mal anmerken, dass die TAZ seit vielen vielen Jahren auch keine Gewinne macht oder zumindest kostendeckend arbeitet, weder im Internet noch sonst wo.

     

    Sie wird nicht von Verlagsmäzenen subventioniert, nicht von rassistischen und notgeilen Lesern (immerhin!), aber von (eher antikapitalistischen) Genossen. Diese nehmen es hin, dass ihre Anteile Jahr für Jahr weniger wert sind und dass es in der Realität eine akzeptierte Praxis ist, die TAZ-Verluste durch mehr Genossen und mehr Genossenschaftsanteile auszugleichen.

     

    Ansonsten hat der Autor natütlich völlig recht. Die Verlage bemitleiden sich und hoffen auf ein Gesetz, dass Google zwingt deutsche Journalisten zu finanzieren, auch dann, wenn diese immer weniger Leser finden.

  • R
    rudolf

    tja,beobachter hh,für sie hätte "vfb fan"wohl noch satire dazuschreiben sollen.schon seltsam dass man geschriebenes wort nicht versteht.klasse antwort von "vfb fan"gewesen.

  • T
    tazwarum

    Danke Deniz Yücel, das war nötig, auch in Richtung der Kollegen! Wenn sich die tazwei (Ausnahme Kommentare und persönliche Kolumnen) weiterhin das so unsäglich belanglose Geschreibsel Marke Feddersen and friends leistet, werden sich bald all die Abonnenten verflüchtigen, die in der taz nicht nur im vorderen Teil zumindest Kritikansätze an der neoliberalen Wirklichkeit lesen möchten.

     

    Die verzichtbare Ausweitung des taz-Papierausstoßes ging einher mit einer beliebigen Auswahl der angepackten Themen durch einen austauschbaren Unterhaltungsjournalismus, mit dem man irgendwelche Probe-Abo-Leser gewinnen möchte.

     

    Trotz taz-geno droht so mit dieser Anlehnung an den main-stream-Journalismus langfristig das FR-Schicksal.

  • I
    isolde

    JA !

  • J
    jan

    @Beobachter

    Legen Sie kurz die Schweißerbrille ab und "beobachten" Sie den Beitrag vom VFB-Fan nochmal.

  • J
    jan

    Perfekt zusammengefasst, so ist es. Die Medien waren zusammen mit den Politkern in den letzten 20 Jahren die eifrigsten Schranzen und Jubler bei der neoliberalen Arschlochisierung Deutschlands. Gab es dabei kritische Intelligenz? Demokratisches Bewusstsein? Oder wenigstens Grusel beim Blick hinnüber zum Großen Bruder, der als Modell dient? NADA.

     

    Und jetzt wundern sie sich tatsächlich, dass in einem verarmten Land keiner mehr eine Zeitung kaufen will.

  • S
    Schattenwerfer

    Mein Freund ist Journalist. Schriebe er die ungeschminkte Wahrheit, wäre er sofort weg vom Fenster. Seine Arbeit besteht aus Lavieren, Abwägen, Konsens finden und nur wenn es ungefährlich ist Kante zeigen.

     

    Als Mediennutzer muss man schon in mehreren Quellen zwischen den Zeilen lesen, um einigermaßen verlässliche Infos zu bekommen.

  • A
    anke

    Journalisten sind auch nur Menschen. So what? Hat denn irgend jemand jemals was anderes geglaubt? Vielleicht. Behauptet wird ja viel, und wer der schönen Worten nicht so mächtig ist wie unsere Berufsschreiber, der begreift sie vielleicht nicht unbedingt als Versuch einer Abgrenzung nach unten. Und geglaubt.

     

    Leid tut mir das im Augenblick vor allem für Deniz Yücel. Mitgefangen, mitgehangen.

  • GH
    gerd halter

    na ja, gerade die journaille hat ja eine beeindruckende fähigkeit zur bigotterie:

     

    - nach umfragen fühlen über 70% "rot grün" aber...

    - ...gleichzeitig gibt es kaum widerlichere und aggressivere vorteilsritter (1. hand erfahrung aus früherer tätigkeit bei reise-firma) - stichwort journalistenrabatte

    - die inhaltliche durchdringung von themen ist zu 90% (meine wahrnehmung aus den paar themen in ich mich auskenne...) maximal mangelhaft

    - dann dieses unerträgliche moralinsauer arrogante bessergewisse (ja lieber spiegel, liebe taz betrifft euch ganz speziell)

    -würde mich mal interessieren, ob alle diese edlen saubermänner, die bei den 1000 euro hotelrechnung für den wulf schnappatmung bekommen haben eine pressereise first class ablehnen würden

    - und dann noch diese stimmungsmache über die "generation praktikum", um aus der allgemeinheit kohle für die ganzen typen abzocken zu können, die "was mit medien machen" wollen

    - aussterbender berufsstand halt - sorry für euch, habt zuviel verbrannte erde hinterlassen, als ihr noch die deutungsmacht hattet

    - Viva Internet!!!!!

     

    mal sehen, ob dieser beitrag die zensurschranken der taz übersteht

  • F
    Falk

    Achje, Nachdenken vor dem Schreiben hilft.

     

    Erstens: man muss die FR und die FTD persönlich nicht mögen. Aber ihre Bedeutung für die Medienvielfalt kann man nicht wegdiskutieren. Sie beide sind ein verlust. Allein die FTD hat nicht nur rund 80 Journalistenpreise in den vergangenen 4 Jahren gewonnen. Es verging kaum eine Woche, in der die FTd nicht irgendeine Nachricht hatte, die andere (SPON, Bild, taz) dann zitierten - zu den Euroverhandlungen, zu Fusionsgesprächen, zu Gesetzesentwürfen.

    Die Bedeutung der FTD und der FR waren weit höher als ihre Auflagenzahl - dass sich das nict allein daran misst, sollte gerade die taz wissen.

     

    Zweitens: Redakteuren einer Zeitung vorzuwerfen, dass ihr Unternehmen unwirtschaftlich ist, ist genauso berechtigt, wie Schleckerverkäuferinnen dies vorzuwerfen. Häme wie "Das sehen sie mal, wie das ist" ist billig, kaltherzig und geradezu neoliberal.

     

    Drittens: Ist nur das gut, was Geld verdient? Ist das tatsächlich die Auffassung der taz? Oder dass Journalismus nichts anderes ist als Pizzabacken? Haben Medien wirklich die gleiche gesellschaftliche Rolle wie Pizzabäcker?

     

    und viertens: Wer behauptet, die FTD sei eine finanzkapitalhörige neoliberale regulierungsablehnende marktradikale Zeitung gewesen, der hat sie nie gelesen. Sondern macht das, was angeblich ja Journalisten ständig machen: Bereits urteilen, bevor man sich mit der Sache auch nur ein wenig befasst hat - eine Recherche könnte ja die eigene Meinung widerlegen...

  • S
    Samuel

    Wenn man die Kommentare bei euch so liest, könnte das auch von der NSU kommen oder bei kreuz.net stehen. Ihr merkt gar nicht, wie kaputt euer Denken ist und euren angeblichen "Gegnern" doch so gleicht.

  • I
    Ingo

    Wieso wird die FR mit einem Zitat aus der Welt abgekanzelt? Habe ich das was missverstanden oder übersehen? Andernfalls ergibt das nicht viel Sinn...

  • C
    christianWULFF

    Danke! Yücel ist der einzige Grund die TAZ noch zu lesen.

  • V
    viccy

    @ BeobachterHH

    Googeln Sie mal "Ironie" oder "Zynismus".

  • YD
    Yeniz Dücel

    "Aber den Kapitalismus finden deutsche Journalisten auch nur solange klasse, wie es nicht um ihren eigenen Arsch geht."

     

    Das ist das Schöne an Yücels Kolumnen: Selbst bei einer nur durchschnittlich guten findet sich mindestens ein Satz, den man ausschneiden und in einen goldenen Rahmen an die Wand hängen könnte. Träfe dies für alle Journalisten zu, es gäbe keine Zeitungskrise.

     

    PS: Was sagt denn Frau Pohl dazu?

    http://www.taz.de/Kommentar-FR-Insolvenz/!105494/

  • B
    BeobachterHH

    Anhand der Aussagen von "VfB-Fan" kann man erkennen, das der deutsche Massenverblödungsjournalismus" inhaltlich sehr erfolgreich bei manchen Kleingeistern etwas hat erzielen können. Und solche kleinbürgerlichen Subjekte meinen dann noch der Gesellschaft innovative, tragfähige Vorschläge unterbreiten zu können. Ob da zusätzlich Alkohol mit im Spiel war???

  • M
    Maggi

    Wartet noch ein Weilchen, dann erreicht der "Markt-Radikalismus" euch alle! Es gibt da ein guter Spruch von Heine: "Selten habt ihr mich verstanden -selten auch verstand ich euch. Erst als wir im Kot uns fanden, da verstanden wir uns gleich!"

  • H
    ähm

    für yücel würde ich ja zahlen. aber, liebe taz, könnt ihr mir garantieren, dass das geld auch bei ihm ankommt und nicht bei den vielen aufgeblasenen stümpern und langweiligen nichtskönnern, die sich in der taz tummeln?

  • P
    paul

    "Die WELT - noch so ein alimentiertes Blatt, das nur deshalb existiert, weil der Verlag an anderer Stelle genug Geld mit rassistischen und notgeilen Dumpfbacken verdient."

     

    Korrekt. Nicht weniger zum kotzen finde ich aber die merkbefreiten WELT-Leser, die sich einerseits ernsthaft über das Drecksblatt BILD aufregen und damit niemals etwas zu haben wollen, aber gleichzeitig ein Abo für die WELT abschließen und damit Springer und die BILD doch wieder aktiv finanziell unterstützen!

  • R
    rusti

    Das sehe ich auch so, Deniz Yücel. Nun ist die kapitalistische Maximierungswelle in die etwas abgehobenen Kreisen angekommen. Elitär usw.. Ich mache dies seit den 80 zigern, der geistig, moralischen WEnde, durch. Nun kann und will ich auch nicht mehr, vor allem von anderen verarschen lassen.

     

    Was auch die angeblich liberale Journaille betrifft, Frankfurter etc., die sind doch Jahrzehnte lang diesem kapitalfaschistoiden, asozialen Gedöns hinterhergelaufen und in den Allerwertesten gekrochen und kriechen heute erst recht, um gegebenenfalls noch ihren @ zu retten.

     

    Am besten zu erkennen an der Säuberung, Glättung von Leserkommentaren. Vorauseilenden Gehorsam nennt man so etwas – glaube ich, oder??? Nun kommt die Rechnung und welch Wunder, es wird nach dem Staat gerufen. Einfach nun peinlich. Oder auch Hochmut kommt vor dem Fall.

  • UM
    Ullrich Mies

    Der Mainstream-Journalismus ist eine Hure, nichts anderes. Ein erbärmlicher, niederträchtiger Berufsstand, zu jeder Lüge, zu jedem Verrat bereit, alles wider besseren Wissens. Falls nicht wider besseren Wissens, so handelt es sich um ideologische Verblödung.

     

    Vor allem sind die Wirtschaftszeitungen und ihre Journalisten Täter, die uns seit Jahren die Ohren voll labern mit ihrem Börsenstuss, ihren gefühlten Ansagen, der Verbreitung von Märchen über die "unsichtbare Hand des Marktes", ihrem Freihandels- und Kapitalfreiheits-Ideologiegeplapper, ihren Befeuerungen für Unternehmenssteuersenkungen, den "schlanken Staat", das Erfordernis, die Löhne zu senken, die Vorzüge von cross-border-leasing, public-privite-partnership etc. etc.

     

    Die Früchte all dieses ganzen Ideologiemülls können wir, nach dem die Regierungen dem Rat dieser Oberexperten gefolgt sind, und als Drogenabhängige von dem Wahn immer noch nicht lassen können, in ganz Europa besichtigen.

     

    Wenn diese Zeitungen nun sterben und ihre Journalisten nun "marktbereinigt" als HartzIV - Kräfte in Bulettenbratereien oder Niedrig-Lohn-Sklaven von Logistikunternehmen landen sollten - so wäre das ein ganz klein wenig ausgleichende Gerechtigkeit für begangenes Unrecht, da der Rechtsstaat als Korrektiv weitgehend kollabiert ist.

     

    Fehlt noch die "Marktbereinigung" für neoliberale Parteien.

  • B
    bladerunner28

    Sachwalter des nationalen Wir sind sie (fast) alle. Das gilt auch für die taz. Und deshalb: Nur ein arbeitsloser Journalist ist ein guter Journalist.

  • L
    Libertär

    Uh, der böse Kapitalismus - wie kann er nur dafür sorgen, dass schlechte Publikationen den Bach runter gehen. Die FR ist ein spießiges und langweiliges Blatt - kein Wunder, dass es nicht genügend Käufer findet!

  • KK
    Karl K

    Das Runde muß ins Eckige. Besser ist das.

     

    Deniz Yücel - in gewohnter Manier und locker auf Höhe des Balles. Danke. So - und nicht anders.

  • H
    Harro

    Zeitungen sind keine Pizza-Bringdienste, aber Journalisten sind heute häufig eine sonderbare Spezies: Gerade solche Wirtschaftsjournalisten, wie bei der FTD oder dem Wirtschaftsteil der FR, waren und wurden nicht müde, den Siegeszug des Finanzkapitalismus zu loben und als alternativlose Darseinsform abzubilden. Nun sind sie selber dort angekommen, wo der Finanzkapitalismus sie (und viele andere Menschen) hinbringt: Zunächst ein Jahr Arbeitsamt, dann Jobcenter mit Trainingsmaßnahmen, 1-EURO-Job bei debilen Trägern etc.

     

    Wer vermittelt werden will, erhält eine Kopie der ortsansässigen Zeitarbeitsfirmen, die einem Großteil schlicht sagen wird, 'sie sind zu alt'. Das kann bedeuten, man/ frau ist 35 oder 55 oder 60 Jahre. Angebote werden sich dann bei €8,50 pro Stunde einpendeln, aber nicht fürs Schreiben, sondern Regalebetücken, Plätze fegen und die Arbeitszeiten sind Mo bis Sonntag. Mindestens die Arbeitszeiten ähneln dem Redaktionsalltag, als es ihn noch gab.

  • V
    VfB-Fan

    Was wir brauchen ist eine umfassende Privatisierung aller noch staatlichen Bereiche wie öffentlich-rechtliche Medien, Straßen, Schulen und Gefängnisse. Am Ende sollte auch die Politik lieber kompetenten Wirtschaftsführern überlassen werden als Politikern, die von der Materie keine wirkliche Ahnung haben.

     

    Dann kann man auch die immensen Kosten für Wahlen, Bundestagssitzungen etc. sparen. Für seine Gesundheit sollte jeder ganz allein selbst verantwortlich sein. Wenn einer kein Geld hat, ist das ohnehin ein Zeichen, dass er von Gott zu ewiger Verdammnis prädestiniert wurde.

     

    Das Steuermodell der Zukunft sollte eine Kopfsteuer sein, die jeder vom Konzernchef bis zum Arbeitslosen in gleicher Höhe zahlt. Alles andere ist purer Neid und Überbleibsel des ein für alle Mal gescheiterten sozialistischen Weltbeglückungsversuchs

  • L
    latino

    merhaba, gracias, arkadas. das erste lachen an diesem scheisskalten morgen.

     

    dabei fand ich die FR ganz gut, btw ;) heribert prantl war ok...die welt könnte dafür gehen.

  • S
    Synoptiker

    Ohne die deutschen Journalisten wäre der Kapitalismus bei uns nicht so schnell salonfähig geworden. Sie gehorchen wie subalterne Renegaten ihrer Verleger. Im Volksmund gelten sie als mutlose Feiglinge, die für ein bisschen Partizipation alles schreiben!

     

    Nur wenige, ganz wenige möchte ich aus dieser Beurteilung herausnehmen. Der Autor hat gut gearbeitet, und deshalb zählt er dazu!