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Kolumne Aufm PlatzUnendlicher Pass

Kolumne
von Markus Völker

Spaniens Tikitaka-Maschine lief gegen Italien oft ins Leere. Schuld war angeblich der Rasen. Oder lag es doch daran, dass sie keinen Stürmer aufgestellt hatten?

Vor diesem kleinen lustigen Spanier hatten die italienischen Verteidiger keine Angst: David Silva (rechts). Bild: dpa

G roß war die Vorfreude auf die Kicker aus dem Tikitaka-Land, verheißen ihre Auftritte doch immer unendlichen Fußballspaß. Aber irgendwo klemmte es am Sonntagabend im Spiel gegen die Italiener. In Danzig kam nur ein 1:1 heraus.

Xavi Hernández hatte den Grund dafür schnell gefunden: „Das Feld war nicht gut. Die Uefa sollte etwas ändern“, sagte der Mittelfeldstratege. „Es war nicht möglich, unser schnelles Spiel zu spielen.“ Auch Torschütze Cesc Fàbregas und Andres Iniesta bemängelten den Zustand des Platzes. Schwer zu sagen, wo das Problem mit den Halmen lag. Von der Tribüne aus sah der Rasen saftig grün und kurz getrimmt aus.

So kann man das Rasen-Bashing der Spanier getrost als Ablenkungsmanöver abtun, denn in Wirklichkeit waren sie sauer auf sich selbst. Es fehlte ihnen an Durchschlagskraft und Effektivität. Sie versuchten es mit einem 4-3-3-System - ohne echten Stürmer, dafür mit gleich sechs nominellen Mittelfeldspielern. In der Dreier-Offensivformation standen Andrés Iniesta (links), Cesc Fàbregas (zentral) und David Silva (rechts). Sie vertrauten darauf, dass sie es mit Spielintelligenz und schnellen kurzen Pässen schon irgendwie richten würden.

Bild: taz
Markus Völker

ist Redakteur im Sportressort der taz und während der EM in Polen.

Was Iniesta mit dem Ball anstellte, wie er gleich mehrere Italiener umkurvte, sah auch bisweilen wunderbar aus. Doch sein Kollege Silva wirkte gegen die italienischen Abwehrschrate Chiellini, De Rossi und Bonucci wie ein B-Jugendlicher. Vor diesem kleinen lustigen Spanier hatten die italienischen Verteidiger keine Angst.

Spanien ist immer dann überragend, wenn die Passmaschine ohne Stottern läuft und am Ende der Ballstafetten ein Spieler frei vorm Tor auftaucht, der das Ding dann reinmacht. Erwischen sie freilich einen schwächeren Tag, dann entwickelt sich oftmals ein handballartiges Szenario. Spanien kombiniert fröhlich um den Abwehrriegel herum, kann stolz sein auf seinen Ballbesitz, aber im Strafraum wird es nur selten gefährlich.

Vielleicht sollten sie es doch mal mit einem robusten Stoßstürmer versuchen. So einer sitzt mit Fernando Llorente auf der Bank. Fernando Torres brachte in der zweiten Halbzeit zwar viel Dynamik ins teilweise pomadige Spiel, aber er hat offenbar ein mentales Problem: eine Torblockade. Bei zwei Großchancen traf er jeweils die falsche Entscheidung.

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Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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