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Kolumne Aufm PlatzAlphatiere gegen Oranje

Kolumne
von Markus Völker

Sieben Bayern-Spieler stehen voraussichtlich in der Startelf gegen die Niederlande. Diese Blockbildung muss nicht von Vorteil sein. Sie widerspricht der Spielidee des Bundestrainers.

D er Block ist ein stehender Begriff. Wer in politischen Blöcken denkt, der gebiert grobe Klötze, der errichtet Mauern.

Im Fußball ist das Blockdenken nicht ganz so negativ konnotiert. Das liegt daran, dass so ein Block den Kick in der Regel einfacher macht. Die russische Nationalmannschaft hat den St.-Petersburg-Block, die Deutschen haben den Bayern-Block. Blöcke sind eingespielt, man kennt sich, weiß, wohin der andere rennt, und kann ihn folglich gut finden aufm Platz. Das Team muss sich nicht erst aus seinen Einzelteilen vom Trainer zusammensetzen lassen, nein, die Einheit respektive der Block ist schon geformt.

Nun ist aber fraglich, ob der Bayern-Block überhaupt noch ein Segen für die DFB-Elf ist. Im Grunde hat er das deutsche Spiel usurpiert. Die Bayern legen viel Wert auf Ballbesitz. Das führt mitunter zu Tempoverschleppung und einem recht uninspirierten Kick. Und das widerspricht der Spielphilosophie von Bundestrainer Löw. Der will Geschwindigkeit, berauschenden Offensivfußball und Steilpässe in die Spitze sehen. Aber mit den Bayern geht das nicht so richtig.

Bild: taz
Markus Völker

ist Sport-Redakteur der taz und während der EM in Polen unterwegs sowie bei den Spielen der deutschen Mannschaft dabei.

Vorn drin steht Mario Gomez. Er liegt sich zwar nicht wund, wie Mehmet Scholl in der ARD vermutete, aber ihm fehlt die Bindung zum Spiel; er kann auch nicht immer auf einen abgefälschten Ball hoffen, der genau auf seinem Kopf landet. Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Philipp Lahm haben nicht die Form der Südafrika-WM. Wenigstens scheinen Manuel Neuer, Holger Badstuber und Jerome Boateng auf der Höhe zu sein.

Sieben Bayern standen in der Startelf gegen Portugal. Das sollte sich im Spiel gegen Holland nicht ändern. Die Frage ist: Spielen die Bayern wie der FC Bayern oder zertrümmert Löw das Blockdenken mit ein paar taktischen Hammerschlägen? Obsiegt der Ballbesitzfußball oder der Topspeedfußball? Kommt es zu einer gelungenen Synthese beider Systeme?

Die Blockbildung aufm Platz bringt eine Meinungsführerschaft der Bayern im gesamten Team mit sich. Alle Bayern sind Alphatiere. Hinzu kommen die Alphatiere des Deutschen Meisters (Hummels, Schmelzer, Götze, Gündogan, und, wenn man so will, auch Reus). Das ist der weniger einflussreiche BVB-Block. Er steht zur Wachablösung bereit.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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