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Kolumbiens Präsident stolpert über Drogen

■ Offizielle Beschuldigung: Cali- Kartell finanzierte Sampers Wahlsieg

Bogota (AFP) – Die kolumbianische Staatsanwaltschaft hat Präsident Ernesto Samper offiziell beschuldigt, im Zusammenhang mit dem Wahlkampf 1994 mehrere Straftaten begangen zu haben, darunter Wahlbetrug und illegale Bereicherung. Generalstaatsanwalt Alfonso Valdivieso legte am Mittwoch dem zuständigen Parlamentsausschuß eine über 1.000 Seiten umfassende Akte mit Beweisstücken vor. Valdivieso folgt darin den Vorwürfen von Exverteidigungsminister Fernando Botero, wonach Samper seinen Wahlkampf mit mehr als zehn Millionen Dollar (rund 14,8 Millionen Mark) des Drogenkartells von Cali finanzierte. Samper habe von den Drogengeldern nicht nur gewußt, sondern sie selbst angefordert.

Samper reagierte gelassen und beteuerte seine Unschuld. Er sei „ruhig“ und wolle ein „gerechtes und durchschaubares Urteil“ abwarten, sagte er im Fernsehen, „denn ich bin von meiner Unschuld überzeugt“. Samper war im Juni 1994 für vier Jahre gewählt worden. Sollten beide Parlamentskammern zur Auffassung gelangen, daß ausreichend Beweise für seine Schuld vorliegen, kann er zum Rücktritt gezwungen werden.

In den Skandal sind offenbar noch mehr Politiker verstrickt. Die Staatsanwaltschaft beantragte jetzt beim Obersten Gericht, Ermittlungen gegen Innenminister Horacio Serpa einzuleiten, der von den Drogengeldern für den Wahlkampf gewußt habe. Ferner wurde am Mittwoch der Senator Gustavo Espinosa festgenommen, der ebenfalls Drogengelder bei seinem Wahlkampf eingesetzt haben soll. Espinosa ist bereits der vierte Senator, der im Zusammenhang mit der Affäre inhaftiert wurde.

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