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Kohlopfer

Überraschung und keine Überraschung: Der Schauspieler Josef Bierbichler, der für seine Darstellung des Kasimirs in Christoph Marthalers Inszenierung von Kasimir und Karoline am Schauspielhaus im vergangenen Jahr über die Zeitschrift Theater heute zum „Spieler des Jahres“gewählt wurde, erhielt gestern in Bensheim für dieselbe Leistung den mit 20.000 Mark dotierten Gertrud-Eysoldt-Preis. Die renommierte Auszeichnung wird von der Akademie der Darstellenden Kunst in Frankfurt und der Stadt Bensheim verliehen. In der Preisrede ehrte man den 49jährigen als „Zeichen für den Widerstand des Theaters gegen die gefühllose Zunahme der Geschwindigkeit in Gesellschaft und Medien“.

Wesentlich origineller zeigte sich Bierbichler in seiner Dankesrede: Der Bayer sagte, er könne das Geld nicht annehmen, da er „kein Programm mehr“im Sinne der Namensgeberin des Preises, der Schauspielerin Gertrud Eysoldt (1870-1955), habe. Er wolle statt dessen mit dem größten Teil der Preissumme Christoph Schlingensiefs Projekt Tötet Helmut Kohl/Rettet Helmut Kohl/Chance 2000 unterstützen, mit dem der skandalträchtige Filme- und Theatermache im Prater der Berliner Volksbühne „auf das Schicksal der fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland aufmerksam machen“will. Premiere des Projekts ist am Freitag . Dem Hamburger Publikum hatte sich Christoph Schlingensief im vergangenen Oktober mit Passion Impossible – 7 Tage Notruf für Deutschland vorgestellt.

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