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Kohlhaas oder Querulant?

■ Jobloser Beamter auf Odyssee durch seine Behörde / Rache der Vorgesetzten für seine Prozeßwütigkeit?

Im Abgeordnetenhaus geistert ein gutbezahlter Verwaltungsbeamter (5.500 brutto) aufgabenlos durch die Gänge. Er hat weder einen festen Schreibtisch noch ein festes Aufgabengebiet. Seine Vorgesetzten verschieben ihn von Büro zu Büro. Ab und zu bekommt er einen kleinen Job angedient: zum Beispiel alle Bilder in den Büros des Abgeordnetenhauses inventarisieren oder Glückwunschkarten entwerfen. Manchmal zeigt sich auch Parlamentspräsident Wohlrabe in persona gnädig und schanzt ihm eine „vertrauliche Aufgabe“ zu. Oberamtsrat Helmut Degner ist ein Odysseus auf dem Amtsschimmel, gezeichnet von 31 Jahren Berufsbeamtentum. Degner: „Das ist Schikane!“

Der Clinch mit den Vorgesetzten begann 1986 mit einem Zeugnis, das Degner vor Gericht abändern lassen wollte. Darin soll die vernichtende Formulierung stehen: „Wegen seines fortgeschrittenen Lebensalters und seiner ausbleibenden Arbeitserfolge verfiel der Beamte teilweise in Depressionen.“

1987 folgen zwei weitere Schläge. Degner, damals Pressereferent, wird als Redakteur, das heißt Stenograf, in den Plenar- und Ausschußdienst versetzt. Außerdem muß er sich einer schweren Bandscheibenoperation unterziehen. Er darf die Stenografentätigkeit nur noch beschränkt ausüben. Deshalb will ihn die Behörde am liebsten gleich Pensionieren lassen. Degner klagt auf „angemessene Beschäftigung“, die er laut eigener Aussage nicht bekommt. Die Anträge seines Anwalts und disziplinarische Vorermittlungen der Behörde wechseln sich ab. Seitdem kriegt Degner keinen Stuhl mehr unter den Hintern. Sein Termin vor dem Verwaltungsgericht ist am Freitag.

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