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Archiv-Artikel

Kohle-König gekürt

Ehemaliger Öl-Manager Bonse-Geuking wird Chef der Steinkohlestiftung. Eichel lehnt Kuratoriumsposten ab

„Ich weiß gar nicht, wie viel Macht ich am Ende habe“

DÜSSELDORF taz ■ Ein Honorarkonsul des Landes Venezuela soll die Abwicklung des deutschen Steinkohlebergbaus beaufsichtigten. Nach monatelangem Streit haben Vertreter der Bundesregierung, der Gewerkschaft IG BCE sowie der Kohleländer Nordrhein-Westfalen und Saarland am Mittwochabend überraschend den ehemaligen Ölmanager Wilhelm Bonse-Geuking als Vorsitzenden der neuen Kohlestiftung benannt.

Mit der Einigung wird der Weg für den Börsengang der RAG frei.

Anfragen seien Anfang vergangener Woche aus der CDU und der Gewerkschaft gekommen, sagte Bonse-Geuking der taz. Seine Aufgabe als Stiftungsvorsitzender ist es, den Erlös des Börsengangs der profitablen Energie-, Chemie- und Immobiliensparte der ehemaligen Ruhrkohle AG zu verwalten und damit für die Folgeschäden und Pensionslasten des subventionierten Bergbaus an Ruhr und Saar aufzukommen. „Ich weiß gar nicht, wie viel Macht ich am Ende habe“, sagte Bonse-Geuking. Noch wisse er nicht einmal, wo er sein Büro haben werde.

Um die Personalie des Stiftungsvorsitzenden war lange gerungen worden: NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), der einen „Nebenkönig“ im Revier fürchtete, kann nun als Erfolg verbuchen, die Berufung von RAG-Chef Werner Müller verhindert zu haben. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister soll künftig den börsennotierten „weißen Bereich des Unternehmens“ führen.

Der Münsterländer Bonse-Geuking ist ein Kompromisskandidat: Er ist CDU-Mitglied, arbeitete beim Eon-Vorgänger Veba jedoch lange mit RAG-Chef Müller zusammen. Seine Berufung wurde von Bund und Nordrhein-Westfalen genauso begrüßt wie von der RAG und der IG BCE. Strittig ist nun nur noch die Besetzung des 13-köpfigen Kuratoriums der Stiftung: Neben dem Eon-Aufsichtsratschef und Rüttgers-Berater Ulrich Hartmann sollte dem Gremium von SPD-Seite auch Ex-Bundesfinanzminister Hans Eichel angehören. Dieser lehnte das „ehrenvolle Angebot“ gestern jedoch überraschend ab. HOP, KAN