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Kohl und Lohn

■ Über Grünkohl, Senf und Lebenswasser

Wer einen halben Kubikmeter Grünkohl in der Badewanne geduscht, im größten verfügbaren Topf zweimal 15 Minuten lang mit viel Wasser gekocht und die bittere Flüssigkeit durchs Spülbecken entsorgt hat, braucht eine Belohnung. Und die kann nur Jubi heißen, aus dem Eisfach natürlich, ebenso wie das Glas.

Die Grünkohlzeit hat, dem Bodenfrost und dem dadurch gestiegenen Zuckergehalt des Kohls sei Dank, begonnen und liefert das denkbar beste kulinarische Argument für das eine und das andere Gläschen eiskalten Lebenswassers. Vor dem zweiten Schluck jedoch muß das unvergleichlich norddeutsche Grünzeug mit einem Viertel Schweineschmalz und zwei kleingehackten Zwiebeln angeschmort, mit reichlich Salz und Pfeffer sowie ordentlichen Prisen Piment und Muskat angereichert, mit einem halben Liter fetter Brühe übergossen und ein knappes Stündchen auf kleiner Flamme geköchelt werden.

Etliche Stunden – optimal sind mindestens 24 – später wird der Kohl erneut auf mittlere Hitze gesetzt. 30 Minuten bevor es heißt, die eintreffende Freundesschar mit einem eiskalten Schlückchen stilvoll zu begrüßen, wird der Backofen auf 175 Grad gestellt, mit einem Blech halbierter, auf der Schnittfläche stehender, mit einem herzhaften Öl-Zucker-Gemisch bepinselter und selbstredend ungeschälter Kartöffelchen bestückt, pro Gast eine Scheibe Kassler und eine grobe Kohlwurst unter den Kohl gehoben und die dritte flüssige Belohnung genossen.

Unabdingbar sind jetzt nur noch diverse Liter gutgekühlten Beugelbuddelbiers und ein Topf schärfsten Senfs. Denn für den gibt es nur ein einziges Gegenmittel: den einen und den anderen Schluck eiskalten Lebenswassers. smv

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