: Kohl und Krieg für die Touristen
Mit Weiß-, Grün- und Wirsingkohl allein ist offenbar kein Staat zu machen. Der Kreis Dithmarschen, das größte Kohlanbaugebiet Europas, will nun auch seine Historie Touristen schmackhaft machen. Die „Schlacht bei Hemmingstedt“soll vermarktet werden. Am 17. Februar 2000 jährt sich zum 500. Mal jenes Gemetzel, in der ein Dithmarscher Bauernheer die zahlenmäßig weit überlegenen Landsknechte des dänischen Königs Johann vernichtend schlug. Für Landrat Jörn Klimant und die vier Fraktionen des Kreistages bietet der Sieg von 1500 nun einen willkommenen Anlaß, den Kreis unter dem Motto „Dithmarschen 2000“bundesweit touristisch zu vermarkten.
Dafür wollen SPD, CDU, Unabhängige Wählergemeinschaft und Bündnisgrüne rund 400.000 Mark in den Kreishaushalten 1998, 1999 und 2000 bereitstellen, kündigten die vier Fraktionsvorsitzenden auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Kreisstadt Heide an.
Das bislang letzte Mal wurde die Schlacht bei Hemmingstedt am 17. Februar 1900 mit der Einweihung der „Dusenddüvelswarf“, eines wilhelminischen Denkmals unter schwarz-weiß-roten Fahnen, gefeiert. Das geplante Gegendenkmal zur Relativierung dieser martialischen Granitanlage hat der Kreistag inzwischen aus Kostengründen gestrichen.
Die historische Wahrheit über die jedem Dithmarscher Kind eingebleute Bauern-„Republik“Dithmarschen soll dafür jetzt in Buchform erscheinen. Titel: „Die Große Geschichte Dithmarschens“. lno
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