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KOMMENTARKohl-Partei

■ Nach dem Vereinigungsparteitag bleibt die CDU ein Kanzlerwahlverein

Ulf Fink, heißt es, freut sich. Der CDU-Sozialausschüßler, Parteivorständler, DGB- Vize freut sich zu früh — und mit ihm das klägliche Häuflein der sogenannten Reformer in der Union: Ihre Partei wird nicht „linker“ und liberaler, nicht christlicher und sozialer. Auch nicht, nachdem die Schwesterpartei aus der ehemaligen DDR in ihr aufgegangen ist. Schon die Vorverhandlungen zur Parteienvereinigung legen das nahe. Schon der Eindruck vom gerade zurückliegenden Vereinigungsparteitag macht das klar.

Wo bis ins Detail die Form aufgezwungen werden kann, entfaltet sich kein eigener Inhalt. Kohls Mannen hatten sogar befohlen, die DDR-Landesverbände dürften nicht zusammensitzen. Also saßen diese nicht zusammen. Den Wunsch de Maizières und der Seinen nach einem neuen, gemeinsamen Parteiprogramm überhörte Helmut Kohl einfach. Also äußerte ihn bald niemand mehr.

Nichts weist darauf hin, daß die östlichen Unionschristen sich in Zukunft seltener, weniger schnell unterwerfen. Was sie mit der gewünschten sozialeren, christlicheren, liberaleren CDU meinen, ist diffus. Posten und Pöstchen werden sie dafür nicht aufs Spiel setzen — zumal in den anbrechenden wirtschaftlich rauheren Zeiten. Als KritikerInnen und Aufständische sind die rasch gewendeten FunktionärInnen und Mitglieder der Blockflöte CDU sowenig geübt wie ihre Parteifreunde im Westen. Wie diese danken sie es Helmut Kohl, daß er sie jeder Verantwortung enthebt — etwa der für ihre eigene Vergangenheit: Auf dem Vereinigungsparteitag erklärte der die Ost-CDU einfach zur Widerstandspartei gegen den SED-Staat. Die Delegierten aus der DDR jubelten ihm dafür zu. Wie die bundesdeutschen Unionisten feiern die ostdeutschen Parteigänger Helmut Kohl gerade dafür, daß er so mächtig ist und sie regiert.

Schließlich: Welche BündnispartnerInnen in der West-CDU hätten Hinzugekommene aus der ehemaligen DDR für einen Umbruch? Ulf Fink, der nicht einmal in den immer schwächeren CDU-Sozialausschüssen wohlgelitten ist? Heiner Geißler, auf den kein(e) Unionist(in) mit Einfluß in der CDU noch hört? Rita Süssmuth, Lothar Späth, Ernst Albrecht, Norbert Blüm, die kleinen Kritiker und großen Kneifer? Helmut Kohl freut sich — zu Recht und kein bißchen zu früh. Ferdos Forudastan

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