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Kohl: BRD will Nuklearwaffen „zu keinem Preis“

■ Zum 25. Jahrestag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages gibt der Bundeskanzler der französischen Tageszeitung Le Monde ein Interview / Deutsch-französische Zusammenarbeit sei von „existentieller Bedeutung“ / „Wir sind nicht die Zuchtmeister“

Paris (afp/taz) – Für die deutsch- französische Zusammenarbeit gibt es nach den Worten von Bundeskanzler Kohl keinen Ersatz. Sie sei, so Kohl in einem Interview mit der Pariser Tageszeitung Le Monde anläßlich des 25. Jahrestages des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages, von „existenzieller Bedeutung“.

Angesprochen auf den gemeinsamen Verteidigungsrat meinte Kohl, dessen Ziel sei, die Zusammenarbeit auf den Gebieten der Verteidigung und der Sicherheit zu verbessern. Wenn man von den Vogesen Richtung Osten blicke, werde offensichtlich, daß man „Straßburg nicht verteidigen kann, ohne auch Karlsruhe zu verteidigen“. Sicherheit sei nur im Rahmen einer gemeinsamen deutsch-französischen Verteidigung zusammen mit der NATO und den Amerikanern gewährleistet. Die Bundesrepublik besitze keine Nuklearwaffen und wolle diese zu „keinem Preis“. Frankreich dagegen sei eine Atommacht, die jedoch nicht die gesamte Verteidigungslast für die BRD und Westeuropa tragen könne. Kohl weiter: „Ich bin beruhigt, daß diese Abschreckungsmacht unter der Kontrolle des französischen Präsidenten existiert. Es steht außer Frage, daß wir keinen zweiten Schlüssel zur Nutzung dieser Waffen wollen.“ Die Bundeswehr stelle die größten konventionellen Kräfte in Westeuropa. Die französischen und deutschen Truppen ergänzten sich daher. Der gemeinsame Verteidigungsrat müsse sich aller Fragen einer gemeinsamen Verteidi gungsstrategie annehmen. Bonn und Paris müßten auch eine gemeinsame Haltung auf dem Gebiet der Abrüstung, der Rüstungskontrolle sowie gegenüber dem Ostblock einnehmen.

Staatspräsident Mitterrand bezeichnete in einem aus gleichen Anlaß gegebenen Interview in der Welt die „Sprache als Mörtel der europäischen Steine“. Jeder Europäer künftiger Generationen solle mindestens drei Sprachen beherrschen. Kohl machte sich in seinem Interview dagegen mit einigen Sprachblüten unsterblich. Zur Verankerung der BRD im Westen verkündete er: „Freiheit ist weitaus wichtiger als Einigung, wichtiger als Grenzen“ und: „Die Bundesrepublik ist nicht einkaufbar.“ Zur Konkurrenz zwischen Paris und Washington um die Gunst der BRD bemühte Kohl ein Lore-Roman-Bild.

Es sei für die BRD nicht „angesagt“, eine „Liebesgeschichte“ mit Frankreich zu unterhalten, gleichzeitig aber Probleme mit den USA zu haben. Zur Rolle der BRD: „Wir sind nicht die Zuchtmeister, wir sind aber auch nicht die Fußabstreifer Europas.“

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