Kochbuch gegen Klimawandel: Runterkochen
Klimawandel am eigenen Herd: Ein spezielles Kochbuch des BUND will helfen, Treibhausgase zu reduzieren – allerdings ohne Moralpredigt.
Der Duft strömt durch den Saal und langsam werden die Gäste ungeduldig. Noch ein wenig Salz und Pfeffer streut Jan Lohr in die brodelnde Pfanne, und dann ist das Gericht fertig: Ein klimafreundliches Leipziger Allerlei hat der Koch im Tempodrom zubereitet - schnell kochend und mit Zanderfilet aus der benachbarten Müritz. Es ist eines von über 40 Rezepten aus dem Klimakochbuch der BUND-Jugend, das die Freude am Essen mit ökologischem Bewusstsein verknüpfen will.
"Unser Mittagessen ist politischer als viele denken", erklärt Rosine Schnitzer aus dem Vorstand der BUND-Jugend. "Ernährung wird oft als nicht klimarelevant wahrgenommen. Dabei hat unser Konsum sehr wohl klimapolitische Folgen, vor allem für die Länder der Südhalbkugel."
Allein 18 Prozent aller Treibhausgase entstünden in Deutschland durch unsere Essgewohnheiten, was neben Produktion, Verarbeitung, Zubereitung und Entsorgung auch die Vermarktung und den Transport von Nahrungsmitteln beinhalte.
Das Klimakochbuch möchte Tipps zur Verminderung dieser Emissionen geben. Dies kann durch die Auswahl der Lebensmittel, energieeffiziente Haushaltsgeräte und auch eine klimafreundlichere Zubereitung geschehen.
Zwar soll das Kochbuch das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit klimafreundlicher Ernährung stärken, jedoch nicht als Moralpredigt verstanden werden. "Wir wollen nicht mit dem Zeigefinger auf diejenigen zeigen, die nicht ausschließlich vegan kochen. Das ist nun mal nicht jedermanns Ding", ist sich Mitherausgeber Christian Noll bewusst. "Vielmehr sollen die Rezepte zeigen, wo Klima-Kochen anfangen kann. Der Anfang ist das Entscheidende." Zudem handele es sich in keinem Fall um ein "Verzichtskochbuch": Auch FleischliebhaberInnen kämen auf ihre Kosten, und mit seinen mediterranen und indischen Rezepten führe das Kochbuch auf eine kleine kulinarische Weltreise.
Den fünf HerausgeberInnen war es besonders wichtig, dass sich das Kochbuch an eine möglichst breite Klientel richtet - für jede Ernährung und für jeden Geldbeutel. Davon erhofft sich Boris Demrovski, Pressereferent bei der BUND-Jugend, eine umfangreiche Debatte: "Auch Themen wie Gerechtigkeit sollten in der Diskussion auftauchen: Schließlich kann sich nicht jeder umweltfreundliche Bioprodukte leisten."
Das Thema Essen ist laut Umweltpsychologin Nicola Moczek der richtige Ansatz, um im alltäglichen Leben Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen: "Durch Horrormeldungen zur Klimabilanz empfinden die Menschen ein Gefühl des Nichts-Tun-Könnens. Dabei können wir alle ganz einfach zu Klima-Gourmets werden." Das nächstes Ziel sei nun die Bekanntmachung des Klimakochbuchs im europäischen Ausland.
"Das Klimakochbuch", herausgegeben von der BUND-Jugend, Kosmos Verlag, 12,95 €
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachtcafé für Obdachlose
Störende Armut
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus