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Knapp am Pokal vorbeitaktisiert

■ Dicke Chancen, dicke Beine, dicke Fehler: taz-Mannschaft holt fünften Platz beim „Tante-Änne-Gedächtnis-Cup“ / Ein Betroffenenbericht

Alles hätte anders werden können, wenn nicht dieses dumme Tor gleich zu Beginn des Spieles gefallen wäre. Wenn nicht der taz-Teamchef Kai Günther die halbe Buten & Binnen-Truppe umfummelt und den Ball hemmungslos eingelocht hätte. 1:0 für die taz, das hatte es das ganze Turnier noch nicht gegeben, und das war praktisch der Todesstoß. Die taz wurde leichtsinnig, begann zu stürmen – und ging am Ende mit einer 1:5-Packung vom Platz. Peinlich, peinlich.

Dabei hatte alles in der Vorrunde so prima angefangen beim „Tante-Änne-Gedächtnis-Cup“. In der Kabine hatte es allerdings noch reichlich lange Gesichter gegeben, weil erstens gerade mal genug Spieler gekommen waren, daß eine Mannschaft aufgestellt werden konnte. Vier tazzen, drei Freunde, und die sollten vier, fünf Spiele an einem Tag machen? Ohne daß einer mal auf der Auswechselbank verpusten kann? Praktisch ohne Training? Und als sich dann noch nebenan der Ex-Werder-Profi Uwe Harttgen umzog, und neben ihm so viele kräftige junge Männer – naja, kommen wir halt eher nach Hause.

Von wegen. Harttgen spielte in einer anderen Vorrunden-Gruppe, die taz hatte sich mit den Truppen der Gaststätten Casablanca und Hofmeister und einer Auswahl der 5. Mannschaft des TuS Schwachhausen auseinanderzusetzen. Zwei Mannschaften pro Gruppe konnten weiterkommen, die taz machte den zweiten Platz – ungeschlagen, wer hätte das gedacht? Dreimal einem Rückstand hinterhergelaufen, zwei Unentschieden und ein gnadenlos glücklich herausgekonterter Sieg gegen Casablanca erkämpft. Das ganze Spiel über hatten die übermotivierten Casablanquisten das glänzend gehütete taz-Tor berannt, davor mal vier, mal fünf dazwischenhauende und grätschende Verteidiger. Vorne hatte dann zweimal der liebe Gott geholfen und die taz-Freunde Eric Veen und Pelle Pelster vom Roten Stern, der Traditionsmannschaft der Wilden Liga.

So taktisch klug eingestellt ging's ins Viertelfinale zum ersehnten Kick gegen die gut besetzte Mannschaft von Radio Bremen Fernsehen. Doch wie taktisch blöde spielte die taz, und schuld war das frühe Führungstor. Das waren die tazzen nun gar nicht gewohnt, die eisenharte Abwehr löste sich auf, der Keeper bekam das Nervenflattern, und es kam, was nach drei Spielen ohne Ersatzbank kommen mußte: dicke Beine, dicke Fehler und ein paar dicke Chancen, die allesamt vergeben wurden. Die Buten & Binnen-Combo dagegen: relativ ausgeruht, gemäßigt leichtfüßig, ziemlich erfolgreich.

Die wurden am Ende dritte, vor dem „Bremer“. Im Endspiel setzte sich „On Air Funk Spot“, eine angebliche Medientruppe aus erstaunlicherweise lauter vereinserfahrenen Kickern gegen die Mannschaft der Plattenhändler „Ear“ durch, die ebenfalls durchweg mit Leuten besetzt war, die den Ball nicht nur einmal die Woche in Thekenmannschaften getreten haben. Da spielte auch Harttgen.

Die taz gewann schließlich noch gegen „Gänseblümchen“, eine Truppe von etwa zwei mal zwei Meter großen lebenden Schränken – in einem gut viertelstündigen Elfmeterschießen. Immerhin da war die mentale Stärke wieder hergestellt, am Ende leider ohne Belohnung mit einem Pokal – aber dafür mit einer wunderschönen Ehrenurkunde. J.G.

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