: Knackis im Arbeitsstreik
■ Insassen lehnen Belegungskonzept wegen „Selektierung“ ab
Eigentlich will Justizsenator Klaus Hardraht (Statt Partei) sich heute feiern lassen: Er stellt nämlich der Öffentlichkeit den umgebauten D-Flügel und die „Maßnahmen zur Verbesserung der inneren Sicherheit“ im Knast Santa Fu vor. Doch die Insassenvertretung steht schon jetzt auf den Barrikaden.
„Selektion und Repression“ sei das Leitmotiv des neuen „Belegungskonzepts“ für den D-Flügel. Die Anstaltsleitung würde nach ihren Kriterien Gefangene für den sogenannten Wohngruppenvollzug aussuchen. „Was de facto nichts anderes heißt, als daß alle Problemfälle nach und nach aussortiert werden sollen“, pressemitteilte die Insassenvertretung gestern.
Diese weitere einschneidende Entscheidung sei nach Ansicht der Mehrheit der Knackis ein Zeichen dafür, daß die Anstaltsleitung den humanen Strafvollzug durch einen „repressiven Verwahrvollzug“ er- setzen wolle. Schon vor zwei Monaten sei dem „Verein zur Förderung von Gefangenen“ die Genehmigung für ihren Kiosk entzogen worden. Dadurch habe man die von Verkaufserlösen finanzierten Projekte „liquidiert“.
Ohne den finanziellen „Lebensnerv“ seien Freizeitangebote wie Box- und Tischtennisgruppe, Fußballplatz, die Beschaffung von Arbeitsmaterial für die Gefangenen, Waschcenter, Bügelstube und die Kinderbetreung während der Besuche nicht zu halten. „Das von Senator Hardraht vollmundig angekündigte neue Belegungskonzept schließt hier nahtlos an“, so die Insassenvertretung.
Gerade den Langzeit-Knackis jede Möglichkeit zu nehmen, Druck, Verzweiflung und Frust konstruktiv abzubauen, werde man nicht tatenlos hinnehmen. Deshalb hätten die Gefangenen beschlossen, die Verantwortlichen mit einem unbefristeten Arbeitsstreik zur Vernunft zu bringen. sim
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