: Klingbeil-Pläne
■ Steglitzer Kleingärtner fürchten um ihre Lauben
Mit Plänen für 100 bis 150 Wohnungen nahe dem S-Bahnhof Südende in Steglitz erschreckt der Immobilienkonzern Klingbeil die dort ansässigen Kleingärtner. Sie fürchten um die 40 Parzellen, die auf dem Gelände zwischen Bahnhof, Brandenburgischer Straße, Buhrowstraße und Steglitzer Damm liegen. In einer Erklärung protestierten sie jetzt „entschieden“ gegen die Klingbeil-Pläne.
„Wir haben mal Pläne gemalt, aber ganz, ganz vorsichtig“, beruhigte Klingbeil-Geschäftsführer Axel Guttmann gestern. Überdies hätten die Pläne nur Sinn, wenn auch die Laubenpieper mit ihnen einverstanden seien. Sie sollten ihre Parzellen nicht verlieren, sondern lediglich innerhalb des Geländes umziehen, versprach der Geschäftsführer. Ohnehin sei der Plan noch in der „Denkphase“. Senatsvertreter aus Bau- und Umweltverwaltung hätten jedoch bereits durchaus Interesse gezeigt.
Ein Planer aus der AL-geführten Senatsumweltverwaltung konnte das gestern bestätigen. Wohnungsbau sei hier durchaus „sinnvoll“, weil das Grundstück direkt an einem S-Bahnhof liege, der nach Senatsplanung in den nächsten Jahren wiedereröffnet werden soll. Die von Klingbeil vorgeschlagene Wohnnungszahl sei allerdings „eventuell“ zu hoch. Baustaatssekretär Görler gestern: „Ich habe mir noch kein Urteil gebildet.“
Die Kleingärtner berufen sich dagegen auf den Flächennutzungsplan. Der sehe hier eine Grünfläche vor. Dieses Argument läßt der Senatsplaner nicht gelten: nur ein „Grünzug“ unbestimmter Breite sei an dieser Stelle vorgesehen. Auf dem 50 Meter breiten Geländestreifen sei dieser Grünzug mit Klingbeils Wohnbauplänen durchaus vereinbar.
Eigentümerin des 11.000 Quadratmeter großen Grundstücks ist die Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens (VdeR), die erst vor wenigen Tagen mit Bauplänen für ein Grundstück am Anhalter Bahnhof für Diskussionen sorgte. Würde das VdeR -Grundstück an Klingbeil übertragen, geriete der Senat in Widerspruch zu seinen Prinzipien. Landeseigene Flächen sollten nämlich, so die bisherige Absicht von Bausenator Nagel, nicht mehr an private Firmen vergeben werden. Die privaten Firmen scheinen also fixer zu sein als die gemeinnützigen. Von sich aus sei Klingbeil an die VdeR herangetreten, erklärte Abteilungsleiterin Ursula Pliete gestern: „Die Investoren gucken sich halt um in Berlin.“
hmt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen