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Klimawandel mit drastischen FolgenMehr Steppen, schnelleres Schmelzen

Forscher erwarten schon bei geringem Temperaturanstieg dramatische Konsequenzen. Das Klimaschutzprogramm der EU sei zur Bekämpfung des Klimawandels jedoch nicht ausreichend.

Einmal weg, für immer verloren - der Regenwald. Bild: dpa

POTSDAM dpa Die Folgen des Klimawandels könnten noch deutlich dramatischer ausfallen als bisher angenommen. Das berichtet eine internationale Forschergruppe unter Beteiligung Potsdamer Wissenschaftler. Die aktuellen Werte seien besorgniserregend, schreibt das Team um Stephen Schneider von der US-amerikanischen Stanford Universität in den Proceedings der nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). Hans-Martin Füssel vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sagte am Montag: "Wir müssen die Risiken negativer Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Natur heute höher einschätzen als noch vor einigen Jahren."

Es zeige sich, dass vor allem sensible Ökosysteme wie tropische Korallenriffe empfindlicher auf die globale Erwärmung und den Anstieg der Kohlendioxidwerte reagieren als bisher angenommen. Die Klimaforscher beobachteten zum Beispiel eine dramatische Versteppung des Amazonas-Regenwaldes, dessen Rodung dem Boden auf ewig Mineralstoffe entziehe. Ein neuer Regenwald könne dort nicht mehr wachsen.

Außerdem muss das Schmelzen des grönländischen Eisschilds aus Sicht der Experten neu eingeschätzt werden. Auf Grundlage aktueller Daten könnte es sich viel schneller zurückziehen als bisher erwartet.

Auch extreme Wetterereignisse wie Dürreperioden, Hitzewellen und tropische Wirbelstürme träten heute häufiger und mit größeren Folgeschäden auf, als noch zu Beginn des Jahrzehnts vermutet worden war. Für weite Landstriche der Erde erwarten die Forscher extreme Temperaturen, in Indien und Australien bis zu 50 Grad Celsius.

Das Autorenteam hat unter anderem den Ausstoß von Treibhausgasen und den globalen Temperaturanstieg der vergangenen Jahre beobachtet. Die Werte lägen durchaus im oberen Bereich früherer Prognosen des Weltklimarats IPCC, heißt es in dem Bericht. Die Forscher beziehen sich in ihrer Studie auf den dritten Bericht des IPCC aus dem Jahr 2001.

Die Regierungen müssten auf den Wandel mit nachhaltigeren Klimaschutzprogrammen reagieren, fordern die Forscher. Ansonsten werde die Natur unumkehrbar geschädigt. "Die Zielvorgaben der EU stellen lediglich ein Minimalziel dar", sagte PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber. Um Klimaschäden einzudämmen, hatte sich die Europäische Union auf ein Klimaschutzprogramm geeinigt. Bis zum Ende des Jahrhunderts soll die Temperatur demnach um nicht mehr als 2 Grad ansteigen. Laut Schellnhuber ist das nicht ausreichend.

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2 Kommentare

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  • T
    thiotrix

    Abholzen und Klimawandel

    Die Versteppung des Amazonas-Urwaldes ist nicht eine Folge des Klimawandels, sondern des Abholzens! Warum wird abgeholzt? Schuld ist einerseits die Gier der brasilianischen Elite, die mit der möglichst schnellen Verschleuderung der natürlichen Ressourcen möglichst schnell noch mehr Geld machen möchte. Andererseits werden riesige Urwald-Flächen abgeholzt, um Land für den Anbau von Rohstoffen für die fälschlich so genannten „Biokraftstoffe“ zu gewinnen. Und es gibt noch einen dritten Punkt: die Bevölkerung Brasiliens wächst dramatisch: 1971 hatte das Land 97 Millionen Einwohner, 2002 aber 175 Millionen – und jedes Jahr kommen mehr als 2,5 Millionen Menschen dazu. Solange dieses Wachstum ungebremst weitergeht, werden immer mehr Urwaldflächen verschwinden. Die Bevölkerungsexplosion ist das wirkliche Problem, nicht ein Klimawandel, der eher Fiktion als Realität ist.

  • K
    Karl

    Sehr schade das der neue Erkundungssattelit abgestürzt ist, dessen Daten hätten sicher zu einer Versachlichung der Diskussion beigetragen...

     

    Glück auf!

     

    Karl