Klimaschutz: Fünf Milliarden sparen
Eine Studie des Umweltbundesamtes zeigt, dass sich Investitionen in Klimaschutz auch wirtschaftlich rentieren
BERLIN taz 5 Milliarden Euro können die Deutschen sparen, wenn alle geplanten Klimaschutzmaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Umweltbundesamt (UBA) am Mittwoch in Berlin präsentierte. Danach müssen Verbraucher und Industrie zwar bis 2020 rund 31 Milliarden Euro investieren. Dieses Investment brächte aber Einsparungen in Höhe von 36 Milliarden Euro, rechnete UBA-Präsident Andreas Troge vor. Gleichzeitig würde Deutschland seine CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 36,3 Prozent senken und damit sein Klimaschutzziel von 40 Prozent Einsparungen fast erreichen.
Die Investitionen in Klimaschutz machen sich bezahlt, lautet das Prinzip, das Troge und Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) vor Journalisten immer wieder durchdeklinierten. So müsse ein Industriebetrieb für einen sparsamen Elektromotor mit 11 Kilowatt Leistung zwar 100 Euro mehr ausgeben. Weil dieser aber jährliche Einsparungen in gleicher Höhe bringe, mache er sich ab dem zweiten Jahr bezahlt. Ein hocheffizienter Kühlschrank koste 50 Euro mehr, spare aber 11 Euro pro Jahr. Im fünften Jahr sind die Mehrkosten also mehr als eingespielt. Und die Dämmung einer Kellerdecke in einem Einfamilienhaus amortisiere sich in spätestens zehn Jahren.
Doch nicht alle Instrumente des Klimaschutzes sind so billig. So haben die vom UBA beauftragten Experten errechnet, dass eine Tonne Kohlendioxid, die durch sogenannte Biokraftstoffe eingespart wird, bis zu 168 Euro kostet. Sollte die Produktion von Biokraftstoffen der zweiten Generation, die als effizienter gilt, tatsächlich industriell gelingen, würden die Kosten auf 84 Euro pro Tonne sinken. Allerdings ist die Technologie noch im Versuchsstadium. Und: An der Leipziger Strombörse kostet das Zertifikat, das zum Ausstoß einer Tonne CO2 im Jahr 2008 berechtigt, derzeit rund 22 Euro.
Für Gabriel ist die Förderung von solchen noch teuren Technologien allerdings in Ordnung. Denn schließlich stehe man erst am Anfang einer Entwicklung, und ähnlich wie bei der Produktion von Windenergie würden die Kosten in den kommenden Jahren sinken.
Nicht in den Untersuchungen berücksichtigt ist ein generelles Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen, wie es am Samstag der SPD-Parteitag gefordert hatte. Bislang ist eine solche Maßnahme im Klimaschutzpaket der Bundesregierung nicht vorgesehen.
Gabriel sperrte sich nicht grundsätzlich dagegen, verwies aber darauf, dass die einzusparenden 2,5 Millionen Tonnen angesichts der einzusparenden Gesamtmenge von 270 Millionen Tonnen pro Jahr eher einen "psychologischen Effekt" hätten. Auch Troge räumte ein, dass die in der Diskussion verwendeten Daten etwa 15 Jahre alt sein. Wie Gabriel sprach er sich daher auch für neue Untersuchungen aus.
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