Klimaschutz in Niedersachsen: Verfassung soll Klima retten
Niedersachsens schwarz-rote Regierung hat einen Gesetzentwurf beschlossen, der Klimaschutz zum Staatsziel macht, aber noch konkretisiert werden muss.
Die Idee, Klimaschutz zum Staatsziel zu machen, ist auf Bundesebene zuletzt von CSU-Chef Markus Söder aufgegriffen worden. Die Grünen hatten dazu bereits im September vergangenen Jahres eine ins Detail gehende Grundgesetzänderung vorgeschlagen, die die internationalen Zielvorgaben sowie den Atomausstieg verbindlich machen sollte.
Der niedersächsische Gesetzentwurf ist wesentlich weniger konkret. „Klimaschutz und Klimaanpassung“ soll hinter die Förderung von Kunst und Kultur, die Versorgung mit Arbeit und Wohnraum sowie den Tierschutz als weiteres Staatsziel eingefügt werden. „In Verantwortung auch für die künftigen Generationen schützt das Land das Klima und mindert die Folgen des Klimawandel“, heißt es.
Nun steht bereits in Artikel eins der Landesverfassung, Niedersachsen sei ein „dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen verpflichteter Rechtsstaat“. Das zu konkretisieren, gebe es zwei Gründe, sagt Marcus Bosse, der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion: „Klimaschutz ist eine Aufgabe für Generationen. Und er wird alle Lebensbereiche und alle Menschen in Niedersachsen betreffen.“
Die Grünen haben eigene Ideen
Natürlich sei der Klimaschutz streng betrachtet schon im Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen enthalten, sagt Bosses CDU-Pendant Martin Bäumer, ergänzt aber: „Zu bestimmten Zeiten waren bestimmte Themen den Leuten besonders wichtig und man hat daraufhin die Verfassung geändert.“
Imke Byl von den oppositionellen Grünen begrüßt zwar die geplante Verfassungsänderung, findet sie aber nicht schlagkräftig genug: „Man müsste das so in der Verfassung festhalten, dass es Auswirkungen auf das Regierungshandeln hat.“ Am heutigen Donnerstag stellen die niedersächsischen Grünen ihre Idee vor, wie der Klimaschutz in die Landesverfassung aufgenommen werden sollte.
Der Umweltverband BUND begrüßt zwar ausdrücklich, dass Klimaschutz und Klimaanpassung Verfassungsrang bekommen sollen, kritisiert aber, die große Koalition sei zu langsam und zu wenig ehrgeizig. Bis 2040 müsse Niedersachsen klimaneutral werden. Schwarz-Rot will die Treibhausgasemissionen dagegen bis 2050 nur um „80 bis 95 Prozent“ gegenüber 1990 verringern.
Auch der Grünen Byl ist das zu wenig und zu langsam. „Das was mir aktuell vorliegt, ist leider absolut nicht ausreichend im Hinblick darauf, dass in den vergangenen Jahren alle Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gerissen worden sind.“ Zudem habe der jüngste Bericht des Weltklimarates (IPCC) gezeigt, dass die Lage dramatischer sei als gedacht.
Dem SPD-Umweltpolitiker Bosse zufolge soll das Gesetz den Rahmen für ein Maßnahmenpaket bilden, das auf alle Fälle noch in dieser Legislaturperiode, also spätestens 2022, beschlossen werden und alle Ressorts umfassen soll. „Alle müssen ihren Beitrag leisten“, sagt sein CDU-Kollege Bäumer. Während die SPD-Fraktion dem Gesetzentwurf bereits zugestimmt hat, will sich die CDU nächste Woche damit befassen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links