Klimaprotest: Radrennen droht Stillstand

Die Kampagne "Gegenstrom" will die Cyclassics am 15. August stören. Ihr Vorwurf: Mit der Förderung des Radsports hänge sich Vattenfall ein grünes Mäntelchen um.

Grünes Mäntelchen: Aktivisten von Gegenstrom wollen die Vattenfall-Cyclassics am 15. August stören. Bild: dpa

Die Kampagne "Gegenstrom 10" will die Vattenfall-Cyclassics zur Bühne für ihren Protest gegen eine Energieversorgung mit Kohle- und Atomstrom machen. Wie bereits berichtet, hat die Kampagne angekündigt, sie werde das Profirennen am 15. August stören. Das Rennen der 160 Radprofis ist der Höhepunkt der Sportveranstaltung, an der in diesem Jahr 20.000 mehr oder weniger gut trainierte Jedermann-Fahrer teilnehmen werden.

Gegenstrom wirft Vattenfall vor, "Greenwashing" zu betreiben: Mit PR-Aktionen wie den "Lesetagen" oder seiner "Klimaakademie" versuche der Energiekonzern von seiner "desaströsen Umweltbilanz" abzulenken. Der ökologisch tadellose Radsport sei für Vattenfall ein Feigenblatt, um seine zerstörerische CO2-Bilanz zu verdecken und von seinem "riskanten Geschäft mit der Kernenergie" abzulenken.

Vattenfall ist Betreiber der beiden seit Sommer 2007 abgeschalteten Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel. Der Konzern errichtet in Hamburg das umstrittene Steinkohlekraftwerk Moorburg - eines der größten der Republik. Und in der Lausitz verstromt Vattenfall Braunkohle, wodurch besonders viel CO2 freigesetzt wird.

Aus Sicht von Jens Fischer rechtfertigt die Bedrohung durch den Klimawandel Aktionen des zivilen Ungehorsams. "Wir wollen durch unsere physische Präsenz dafür sorgen, dass es zu einer Verlangsamung des Rennens bis hin zum Stillstand kommt", umschreibt er das, was beim Profirennen geplant ist. Es sei ein "hochgradig anschlussfähiges" Konzept, das von seiner Offenheit und Kalkulierbarkeit lebe. Um die Sympathien der Öffentlichkeit nicht zu verscherzen, solle eine Eskalation vermieden werden. Im vergangenen Jahr hatten Vattenfall-Kritiker während des Rennens mit einem Transparent gegen die Konzernpolitik demonstriert.

"Wir gehen davon aus, dass wir das Rennen reibungslos über die Bühne bekommen werden", sagt Reinald Achilles vom Veranstalter Upsolut. Die Polizei und die eigenen Ordner seien "sensibilisiert für das Thema". Die Agentur muss dafür sorgen, dass die Strecke frei bleibt. Etwa 1.000 Ordnungskräfte hat sie nach eigenen Angaben am Tag des Rennens dafür zur Verfügung. "Wir sind noch im Prüfstadium", sagte ein Polizeisprecher. Vattenfall verzichtete auf einen Kommentar.

Die Störung des Rennens ordnet sich in eine ganze Reihe von Gegenstrom-Aktionen ein. Unter anderem sollen die Teilnehmer des Rennens dafür gewonnen werden, ebenfalls gegen die Konzernpolitik Flagge zu zeigen. Am 30. Juli um 18 Uhr steigt am Mönckebrunnen ein Agitprop-Ereignis zu dem alles mitgebracht werden soll, was rollt. Am 2. August gibt es im Centro Sociale im Schanzenviertel ein Public Viewing mit Teach-in zur Atomkraft und Vattenfalls Konzernpolitik.

Am 11. und 12. August werden am Alsteranleger die Folgen des Kohlebergbaus in Kolumbien diskutiert. Und am Tag des Rennens soll es Info-Tische und Aktionen im Bereich der Akkreditierung geben. Auf dem Hans-Albers-Platz ist eine Kundgebung geplant. Informationen gibt es im Buttclub, Hafenstraße 126.

Fischer glaubt, dass die Proteste viel erreichen können. "Vattenfall ist angeschlagen", sagt er.

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