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Klima katastrophal

„Was sich heute durch menschliche Tätigkeit anscheinend unabwendbar vollzieht, ist ein Klimawechsel. Eine Veränderung, die vielleicht sogar der gesamten Spannbreite eines natürlichen Übergangs von einer Eiszeit zu einer Warmzeit entspricht. Nur, anders als bei den sehr lange dauernden vorgeschichtlichen Zyklen käme dieser Wechsel extrem rasch und erreichte dann Temperaturhöhen, die der Menschheit bislang unbekannt sind. Die heute Geborenen, dies steht schon heute fest, werden am Ende ihres Lebens in einer Welt mit deutlich veränderten Klima- und Umweltbedingungen leben.“

Über die drohende Gefahr einer weltweiten Klimakatastrophe ist viel geschrieben worden. Bislang fehlte allerdings eine allgemein verständliche und die wichtigsten Informationen liefernde Veröffentlichung zum Thema. Behoben haben dieses Defizit der Naturwissenschaftler Peter Hennicke und der SPD -Umweltpolitiker Michael Müller mit ihrem schlicht Die Klimakatastrophe betitelten Buch, das einerseits die Bedrohung der Erdatmosphäre aufzeigt und andererseits Handlungsfelder eines ökologischen Umbaus benennt.

Als Gefahren für die die Temperatur regelnde Atmosphäre der Erde werden genannt: das durch hohe Luftverschmutzung entstandene Waldsterben, die durch chemische Kunstprodukte durchlöcherte lebenswichtige Ozonschicht, der durch Veränderung in der chemischen Zusammensetzung, im Energiehaushalt und in der Strahlenbilanz der Troposphäre verursachte „Treibhauseffekt“ sowie die Vernichtung der als „Grüne Lunge“ der Erde anzusehenden Tropenwälder.

Die Autoren weisen darauf hin, daß die damit zusammenhängende Entwicklung nicht als das Ergebnis eines schicksalhaft hinzunehmenden Prozesses angesehen werden kann, sondern durch soziale, politische und ökonomische Entscheidungen bedingt und somit prinzipiell veränderbar ist. Ein Ausweg wird dabei nicht im weiteren Ausbau der Kernenergie mit ihren atomaren Risiken gesehen. Vielmehr plädieren die Autoren für eine „Effizienzrevolution“ mit Energiesparen und dem Einstieg in ökologische Alternativen. Weiterhin werden eine neue Verkehrs- und Chemiepolitik sowie ein besserer Landschaftsschutz gefordert.

Eine bestimmte Position von Hennicke und Müller verdient besondere Beachtung: „Den allgemeinen Verweis auf die allgemeine Betroffenheit können wir trotz der Globalität einer Klimakatastrophe nicht akzeptieren. (...) Es existieren immer konkret identifizierbare Haupttäter und Hauptleidtragende.

Undifferenzierte Gemeinschaftsappelle sind von daher nicht selten ein Vorwand, um die eigene Verantwortung zu verschleiern, alte Privilegien zu sichern oder riskante Großtechnologien durchzusetzen.“ Völlig zu Recht wird „eine sozioökonomische Analyse von Ursachen und Betroffenheit sowie ein Offenlegen der jeweiligen sozialen Interessen und Widersprüche“ gefordert, ohne dieses allerdings zu leisten.

Hierin ist ein Mangel in der Darstellung zu sehen, der aber nicht nur den beiden Autoren, sondern auch der überwiegenden Mehrheit der Ökologiebewegung eigen ist. Entsprechende Analysen sind notwendig, daraus ließe sich entscheidende politische Stoßkraft hin zu einer ökologischen Neuorientierung gewinnen.

Armin Pfahl-Traughber

Peter Hennicke/Michael Müller, Die Klima-Katastrophe, Bonn 1989, Dietz-Verlag, 200 S., DM 19,80

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