: Klima-Fest gegen den Umweltgipfel
■ Parallel zum Umweltgipfel in Rio organisieren Berliner Initiativen Veranstaltungsreihe und Aktionen/ Berlin soll Kohlendioxidausstoß halbieren und sich für Schutz der Tropenwälder einsetzen
Berlin. Verschiedene Umweltgruppen und entwicklungspolitische Initiativen bereiten Aktionen zum Schutz der Erdatmosphäre und gegen die Zerstörung der Regenwälder vor. Parallel zur UNO-Konferenz Umwelt und Entwicklung (UNCED), die im Juni dieses Jahres in Rio de Janeiro tagt, organisieren diese »regierungsunabhängigen« Gruppen eine vierwöchige Veranstaltungsreihe. Höhepunkt wird das »Umweltentlastungsfest« sein, das Mitte Juni zwei Tage lang die Entlastungsstraße lahmlegen soll.
Die Gruppen kritisieren, daß auf dem Umweltgipfel in Rio keine Klimakonvention beschlossen werde, da die USA gegen verbindliche Vereinbarungen ein Veto eingelegt haben, erläuterte Hans-Hermann Heschelmann vom Verein »Initiativkreis Klimabündnis«. Der Verein initiiert das Klima-Fest gemeinsam mit dem brasilianischen Kommunikationszentrum »Quilombo«. Vom 27. Mai bis 20. Juni soll am Spreebogen in einem Zelt mit Filmen und Veranstaltungen die Politik der Industrienationen angeprangert werden, die massiv zur Zerstörung der Regenwälder beitrage. Unter anderem soll ein Fünftel des in der Bundesrepublik verarbeiteten Eisens aus dem Amazonasgebiet stammen. Die Veranstalter fordern von Berlin, daß der Senat die mit dem Beitritt zum Klimabündnis eingegangene Verpflichtung einhält, den treibhausfördernden Kohlendioxidausstoß bis zum Jahr 2010 zu halbieren.
Mit dem »Umweltentlastungsfest« am 13. und 14. Juni auf der Entlastungsstraße soll dazu beitragen werden, daß die Berliner Luft weniger belastet wird, da in diesen zwei Tagen die Straße durch den Tiergarten für den Autoverkehr gesperrt sein soll. Die Sperrung soll auch Ausdruck für die Unzufriedenheit mit der Verkehrspolitik sein. Statt eine Milliarde Mark für die Untertunnelung des Tiergartens auszugeben, sollten mit dem Geld ein ökologischer Stadtumbau sowie Projekte der indianischen »Klimapartner« zum Erhalt ihrer naturschonenden Lebensweise finanziert werden.
Bisher sind folgende Programmpunkte vorgesehen: Parallel zu den in Brasilien tagenden non government organisations (NGO, deutsch: regierungsunabhängige Organisationen) wird es am 31. Mai im Spreebogen ein Forum diverser Berliner Initiativen geben, die über den aktuellen Stand aus Brasilien berichten werden. Die »Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges« werden am 15. Juni über die gesundheitliche Belastung durch die schwächer werdende Ozonhülle der Erde informieren. Die Entwicklungspolitik Deutschlands wird am 18. Juni unter die Lupe genommen — brasilianische Umweltgruppen kritisieren, daß noch immer deutsches Geld in den Bau von Straßen fließe, die der Ausbeutung der Regenwälder dienen. Drei Benefizveranstaltungen sollen Projekten in Kurdistan, Brasilien und Indonesien helfen.
Am Samstag sind »Kinder« das Thema des Umweltentlastungsfests. Auf Grund der wirtschaftlichen Misere in den Regenwaldländern nehme die Kinderprostitution zu. Jetzt in den Wochen vor dem Umweltgipfel würden Kinder, die in Rio auf der Straße leben müssen, zunehmend ermordet, sagt Heschelmann.
Am gleichen Tag sollen auf einem »Biobauern-Markt« umweltfreundlich angebaute Produkte feilgeboten werden. Hier wird auch auf den Zusammenhang zwischen Klimabelastung und Landwirtschaft aufmerksam gemacht. Der Sonntag steht unter dem Motto »Mobil ohne Auto«. Die traditionelle Fahrradsternfahrt wird in der Entlastungsstraße enden.
Das Entlastungsfest steht unbeabsichtigt in Konkurrenz zum Umweltmarkt, der jährlich von der Senatsumweltverwaltung veranstaltet wird. Er findet diesmal in Köpenick statt. Heschelmann bedauerte, daß das Entlastungsfest zur gleichen Zeit stattfinde, es habe aber keine andere Möglichkeit gegeben.
Vorbereitungstreffen — für die Veranstaltungen im Zelt und auf der Entlastungsstraße: jeden Dienstag, 19 Uhr, im »Ökodorf«, Kurfürstenstraße 14, 1/30; für einen »satirischen Um(welt)zug«: montags, 19 Uhr, im »Quilombo«, Hohenfriedbergstraße 22, 1/62. Kontakttelefon: Klimabündnisbüro 6934857, »Quilombo« 6232113.
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