: „Klick“ geht pleite ohne ABM
■ Die Kinder-Zeitung muß nach 3 Jahren ihr Konzept kleinschrumpfen
Bei den „Klickern“ klickt's bald viel, viel leiser. Die Bremer Kinder-und Jugendzeitung „Klick“, von Kindern für Kinder gemacht, steht vor der Pleite - Gelder fehlen und vor allem die ABM-finanzierten MitarbeiterInnen - von ehemals sieben Erwachsenen, die die Kinder tatkräftig beim Zeitungsmachen unterstützten, sind nur noch die Sozialpädagogin Britta Ratsch-Nenke und die Verwaltungsfrau übriggeblieben. Und auch die beiden müssen demnächst ihre Sachen packen, auch ihre ABM-Verträge werden nicht mehr verlängert.
„Klick“ ist nicht nur eine Zeitung, sondern daran hängt auch ein Kinder-und Jugendzentrum, das das 1985 von Erwin Bienewald, Mitarbeiter von Radio Bremen, initiiert wurde. Kinder und Jugendliche, zwischen 9 und 17 Jahren alt, machen sich ihre eigenen Gedanken über Umweltschutz, Abrüstung, Menschenrechtsverletzungen und mehr, und bringen es aufs Papier - sie sind mal stärker und mal weniger intensiv beim Zeitungsmachen dabei gewesen. „Viele Zeitungen sind für Kinder viel zu schwer. Es nervt total, wenn man kein Wort versteht“, kritisiert die 13jährige Sophia, die seit einem halben Jahr zum festen Klicker-Stamm gehört. „Bei Klick ist das eben anders, darum mache ich mit“.
Die Zeitung war mit einer Auflage von wenigen tausend Exem
plaren auch bundesweit „im Abo“ zu haben. Andreas, 14 Jahre: „Daß wir pleite sind, ist absoluter Mist.“
Die Klicker haben versucht, mit einfachen Worten ihren AltagsgenossInnen politische Themen näherzubringen. Oft sind die Klick'er mit Mikro und Notizblock auf Reportage-Tour gegangen. Zum Beispiel hat sie eine 8tätige Umweltreise von Stade bis zum „kaputten Wald“ im Harz geführt, vor kurzem haben sie Richie in Bonn besucht. Mit dem Verwaltungschef der Bremer Stadtreinigung haben sie sich angelegt, weil der die Bürgersteige mit giftigen Chemikalien gegen „Unkraut“ behandeln läßt.
Seit dem Umzug des „Jugenzentrums“ in die Friesenstraße ging es mit Klick bergab. Ohne die Hilfe von Erwachsenen läuft's - auch bei einer Kinderzeitung - eben nicht. Denn mit dem Lay-outen, dem Setzen und den Verwaltungssachen kommen die Klicker allein nicht zurecht.
„Britta: „Bisher konnten Honorare, zum Beispiel für die Setzerin, hauptsächlich aus Spenden und Mitgliederbeiträgen bezahlt
werden. Aber unser finanzielles Polster ist total aufgebraucht.“ Die reinen Druckkosten können durch den Verkauf gerade erwirtschaftet werden, für Artikel-Honrare reicht es nicht.
Noch zwei Ausgaben werden erscheinen, aber das Ende der 14tägigen Zeitung „Klick“ ist kaum noch aufzuhalten. Die Kinder wollen weitermachen - auf niedrigerem Niveau. Demnächst wird „Klick“ mit Schülerzeitungs-Layout alle zwei Monate erscheinen, Schwerpunkte wie „Zerstörung des Regenwaldes“ oder „Spielzeug-Horror-Figuren Masters of the univers“ sind für den Herbst in Planung. „So ganz untergehen werden wir nicht“, erspricht Timo, ein Aktivst, der beinahe täglich nach der Schule ins Jugendzentrum kommt.
Ein letztes Pfand, um Geld hereinzubekommen, haben die Klick-Kinder im Keller: Sozialsenator Henning Scherf hatte Klick im März 1988 zum Umzug ein Portrait von sich selbst geschenkt. Timo witzelt: „Vielleicht ist mit dem verstaubten Bild in ein paar Jahren noch Geld zu machen.“
Jan und Nic
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