piwik no script img

Kleinkrieg um Radwege

■ Verkehrsausschuß stimmte mehrheitlich gegen weiteren Bau von Radwegen auf Bürgersteigen / Auch Verkehrsverwaltung Wagner von Argumenten überzeugt

West-Berlin. Nach einer offenbar lehrreichen Anhörung der Radlerverbände und einer Inspektionsreise quer durch die Stadt hat gestern der parlamentarische Verkehrsausschuß mehrheitlich gegen den Bau von Radwegen auf Bürgersteigen votiert. Im Falle von insgesamt acht heftig umstrittenen Straßenumbauvorhaben empfahlen SPD und AL dem Hauptausschuß, die Radwegeplanung entweder ersatzlos zu streichen oder aber sich für Radfahrstreifen bzw. eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 auszusprechen.

Bereits im letzten Oktober hatte der Verkehrsausschuß beschlossen, die Radwegeprojekte im einzelnen eingehend zu überprüfen, nachdem zuvor alle Bezirkspläne zum Neubau von Bürgersteigradwegen gestoppt worden waren. Gestern nun lenkte wenigstens die Verkehrsverwaltung ein: Bei den umkämpften Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von täglich 10- bis 15.000 Fahrzeugen böten separate Radwege den RadlerInnen „nicht mehr in dem Maße“ wie an stärker frequentierten Hauptautoschneisen einen Sicherheitsvorsprung, meinte Referatsleiter Peltz.

Für Tempo 30 anstelle von Radwegen plädierte der Ausschuß bei der als Teil einer Veloroute ausgewiesenen Teichstraße und dem Eichborndamm, beide in Reinickendorf. Fahrradstreifen auf der Fahrbahn wurden in der Blissestraße (Wilmersdorf) und der Franklinstraße (Charlottenburg) gefordert. Im Kreuzungsbereich Haupt-/Dominicusstraße in Schöneberg schlugen die Koalitionsparteien eine kombinierte Spur für Busse und Radler vor. Auf der südlichen Seite der Tempelhofer Ringstraße wollen sie Radfahrern die Benutzung des Bürgersteiges künftig freistellen. Lediglich diese letztgenannte Beschlußempfehlung erhielt auch die uneingeschränkte Zustimmung der CDU und des Rep-Vertreters im Ausschuß. Ohne Ersatz auf die Anlage von Radwegen verzichten wollten die Parlamentarier von SPD und AL im Falle der Seegefelder Straße (Spandau) und der Oberlandstraße (Tempelhof).

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen