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Kleiner Schäuble: „Ich verabscheue Kohl“

Er heißt Schäuble und er ist wütend. Einen Tag nach dem Rückzug seines Bruders Wolfgang hat Thomas Schäuble den Stab über dem ehemaligen Kanzler gebrochen, wie es kein CDUler vor ihm tat. „Ich verabscheue Kohl“, sagte Schäuble gestern und vergaß nicht anzufügen: „Ich kann da für die ganze Familie sprechen.“ Thomas Schäuble drückt sich sonst gewählter aus, er ist Innenminister in Baden-Württemberg.

Sein Bruder Wolfgang habe bei der Bekanntgabe seines Rücktritts „auffallend befreit gewirkt“. Den früheren Bundeskanzler aber habe er mit keinem Wort erwähnt. Thomas Schäuble mutmaßt, ohne seinen Bruder wäre Kohl nicht 16 Jahre lang Bundeskanzler gewesen. Nun stelle sich die Frage, „ob dies so gut war, ob denn das ein so großes Verdienst war“. „Dies erkennen zu müssen, ist das, worunter mein Bruder leidet.“

Für Thomas Schäuble zählt auch nicht, dass Kohl nach dem Attentat auf seinen Bruder geweint hat – was immer wieder als Beweis der Nähe zwischen Kohl und Schäuble angeführt wird. Kohls Tränen seien für ihn, Thomas Schäuble, fragwürdig. Denn „es ist inzwischen ja bekannt, dass der Altkanzler ja sowieso nah am Wasser gebaut ist. Wir wissen, dass Kohl bei jeder Gelegenheit auf Abruf weinen kann.“ dpa/taz

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