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■ Mit Gipfellatein auf du und duKleiner Leitfaden

G-7: Gruppe der sieben reichsten Industrieländer der Welt, die zusammen 75 Prozent der Weltproduktion an Waren und Dienstleistungen auf sich vereinigen. Dazu gehören in der Reihenfolge ihres Reichtums die USA, Japan, die Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada.

Weltwirtschaftsgipfel: dreitägige Auftaktshow zum wirtschaftspolitischen Sommerloch, wird seit 1975 im Juli in jährlich wechselnden G-7-Städten aufgeführt. Es treten auf: Regierungschefs, Außen-, Finanz- und Wirtschaftsminister, Gipfel-Sherpas, Komparsen (ca. 2.000 Delegationsangehörige), Regierungssprecher. Das Publikum (Journalisten, Fotografen, Kameraleute, in München 4.325). Das Publikum wächst unabhängig von G-7-Wirtschaftskonjunkturen.

Sherpas: urspr. Lastenträger für Expeditionen im Himalaya, hier: für die Inszenierung des Weltwirtschaftsgipfels verantwortliche Staatssekretäre.

Gruppenfoto: erster Akt; wird am ersten Gipfel-Tag von den G-7-Regierungschefs geschossen. Das Publikum wird nach ausgeklügelter Strategie auf Tribünen plaziert, zu denen nur ausgewählten Poolkarten- Besitzern Zugang gewährt wird.

Politische Erklärung: zweiter Akt; wird mittags am zweiten Gipfel-Tag verlesen, hat ein Motto (in München „die Partnerschaft gestalten“, London 1990: „die Stärkung der Internationalen Ordnung“). Wichtigste Verben: bekräftigen, unterstreichen, begrüßen; tragende Substantive: Chance, Herausforderung, Grundlage (des Wohlstands), (mit) Nachdruck.

Wirtschaftsdeklaration: offizielles Schlußdokument des Gipfels, wird am dritten Tag nachmittags verlesen, hat ein Motto (s. Politische Erklärung) und enthält neben den aus dem zweiten Akt bekannten Verben und Substantiven folgende Textbausteine: „gemeinsame Anstrengung“, „nachhaltiges Wachstum“, „erfolgreicher Abschluß der Gatt-Uruguay- Runde bis zum Ende des Jahres“, „Zunahme des Welthandels“).

Gemeinsames Treffen: mit dem russischen Präsidenten; findet seit London 1991 nach Verlesen der Wirtschaftsdeklaration statt, eröffnet „dauerhafte partnerschaftliche Zusammenarbeit“.

Gatt: Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (General Agreement on Trade and Tariffs). Im Gatt verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten auf gemeinsame Welthandelsregeln. Über eine Liberalisierung derselben wird seit 1986 verhandelt. Beginn in Uruguay, Ende für Dezember 1990 geplant, seither mehrmals verlängert.

Agrarkompromiß: eine Quadratur des Kreises; schließlich geht's um die Kartoffel. Ein A. muß zwischen Frankreich und der EG, zwischen der EG und den USA, den genannten und Japan gefunden werden, um die Gatt-Uruguay-Runde abschließen zu können.

Schuldenkrise: ist gelöst, seit die Banken in den G-7-Staaten die Verbindlichkeiten der Dritten Welt abgeschrieben haben.

Umwelt: Anlaß zur Sorge.

Rio: Umweltkonferenz 1992 in gleichnamiger brasilianischer Stadt, seither ein recyclingfähiger „Prozeß“ für Politische Erklärungen und Wirtschaftsdeklarationen. dri

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