Kleine Wortkunde „Superminister“: Suppa oder supi?
Sigmar Gabriel wird als „Superminister“ gefeiert. Aber was soll das eigentlich heißen? Und was ist dann Angela Merkel?
Das Wort SUPER kommt aus dem Lateinischen. Es bedeutet schlicht „über“, fand einst als Präposition oder Präfix Verwendung, kann heute aber auch gut für sich allein stehen. In einem zu gewisser Berühmtheit gelangten Werbe-Spot der Allianz bzw. FC Bayern AG bestreiten Luca Toni und Franck Ribery ihre Konversation, was den deutschsprachigen Teil angeht, wesentlich mit „super“, auf bairisch „suppa“ gesprochen.
Gesamtdeutsch hat das westdeutsche „super“ klar das ostdeutsche „urst“ ausgestochen, ähnlich wie das süddeutsche „halt“ das norddeutsche „eben“ fast schon ausgerottet hat, wenn man vom nordostdeutschen „ebend“ absieht, das aber schon Unterschichtscharakter hat. Ebenso macht das Wort „supi“ weniger als indeklinables Adjektiv von sich reden denn als Diagnose des Bildungsfernen. Wer „supi“ sagt, ist halt nicht „super“ und schon gar nicht „suppa“.
Obacht ist bei falschen Freunden geboten. So kann man den Satz „Er ist ein super Mensch“ eher nicht mit „Er ist ein Übermensch“ supersetzen. Man kann auch kein „Über“ tanken, wobei „über“ auch ins US-Amerikanische Eingang gefunden hat, man denke nur an den Song „California Über Alles“ von den Dead Kennedys, wobei die Version der Disposable Heroes of Hiphoprisy, well, superer ist.
Auch das Wort Minister ist Latein, es bedeutet Diener. Ein „Superminister“, wie aktuell etwa Sigmar Gabriel in der neuen Regierung, wäre also interlinear übersetzt ein Überdiener. Das wiederum erinnert an das Verb überhelfen, welches zwar nicht im Duden steht, das aber viele Seiten im Internet kennen und es mit „jemandem etwas aufschwatzen, was er eigentlich gar nicht braucht“ erklären. Und das ist doch super. Beziehungsweise doch eher: Supi.
Ein „Superminister“ ist aber weniger als ein Überminister. Denn dass eine Supermacht nicht zwangsläufig eine Übermacht darstellt, bewiesen etwa Vietnam und Afghanistan. Und ist Merkel etwa eine Superkanzlerin? Ansichtssache. Eine Überkanzlerin ist sie hingegen unbedingt – jedenfalls für die SPD.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich