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Klaus Wowereit siegt in BerlinNächste Station Kanzleramt

Der Sieg von Klaus Wowereit überrascht nicht. Sein Aufstieg war und ist steil - kaum anzunehmen, dass er bis zur Rente nur Berliner Regierender Bürgermeister bleiben will.

Dass Klaus Wowereit vorne landen würde, war schon seit Wochen sehr wahrscheinlich. Bild: dapd

BERLIN taz | Das wäre abgehakt. Klaus Wowereit hat die Abgeordnetenhauswahl in Berlin erneut gewonnen, zum dritten Mal nach 2001 und 2006. Eigentlich müsste es natürlich heißen: die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Klaus Wowereit. Aber das wäre falsch. Denn die SPD, das war in den zurückliegenden Wochen und Monaten des Wahlkampfs nur einer. Wowereit tourte durch die Stadt, Wowereit schüttelte Hände, Wowereit bezirzte vor allem Frauen ab Mitte 40, wo immer er sie traf. Und lieferte das Motiv für die großformatigen SPD-Wahlplakate, die fast völlig auf Text verzichteten.

Dass er vorn landen würde, war schon seit Monaten sehr wahrscheinlich. Mitte Mai lagen die Grünen, die lange geführt hatten, mit ihrer unglücklich agierenden Spitzenkandidatin Renate Künast zum letzten Mal vor Wowereits SPD. Offen war bloß, ob er auch Regierender Bürgermeister bleiben würde.

Doch eine Koalition aus Grünen und CDU - der einzige Weg, ihn als Regierungschef abzulösen - war zehn Tage vor der Wahl endgültig vom Tisch, nachdem auch die CDU in Umfragen an den Grünen vorbeigezogen war. Denn Grün-Schwarz hatte der linke - von der Neuen Zürcher Zeitung jüngst als "linksradikal" eingestufte - Grünen-Flügel, zu Hause vor allem im Bezirk Kreuzberg, weithin nicht mitmachen wollen.

Wahlergebnis

Vorläufig amtlich (Erg. 2006)

SPD: 28,3 (30,8)

CDU: 23,4 (21,3)

Grüne: 17,6 (13,1)

Linke: 11,7 (13,4)

Piraten: 8,9 (0)

NPD: 2,1 (2,6)

FDP: 1,8 (7,6)

Dreimal hat Wowereit gewonnen in einem Bundesland, in dem die CDU vor zwölf Jahren noch über 40 Prozent bekam, bis ein Bankenskandal ihre fast zwei Jahrzehnte währende Vorherrschaft beendete. Erfolgreicher war in der SPD nur Kurt Beck in Rheinland-Pfalz, und der hat seine Chance schon gehabt.

Da wird es Zeit weiterzuziehen. Zu steil war Wowereits Aufstieg, als dass er, bald 58-jährig, bis zur Rente Regierender Bürgermeister bliebe. Er, der Mitte der Neunzigerjahre noch Bildungsdezernent in einem der damals 23 Berliner Bezirke war, wurde binnen sechs Jahren Landesparlamentarier, Fraktionschef und schließlich 2001 als Nachfolger des CDU-Manns Eberhard Diepgen Regierender Bürgermeister. Das war auch das Jahr, in dem sich Wowereit bei einem SPD-Landesparteitag als schwul outete. Sein Satz "Und das ist auch gut so" ist in Berlin längst Allgemeingut geworden.

Darüber kommt nur noch Kanzler. "Ich bleibe in Berlin", sagt er mantrahaft, wann immer er nach derartigen Ambitionen gefragt wird. Und weil in Berlin nicht nur das Rote Rathaus steht, der Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters, sondern auch das Kanzleramt, sagt dieser Satz nichts - und doch alles.

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23 Kommentare

 / 
  • JK
    Johannes Klee

    Indem die taz - wie auch in diesem Kommentar - allzu häufig die Unreflektiertheit und Tendenziösität ihrer Berichterstattung beweist, wird sie zu einer Zeitung, die ich als Jugendlicher vielleicht gern gelesen, mit der ich als angehender Studierender aber rein gar nichts anzufangen habe. Das ist ein wirkliches Ärgernis. Natürlich kann die Meinung vertreten werden, dass Wowereit das Potential habe, Kanzlerkandidat zu werden. Aber doch bitte nicht auf eine so törichte Weise - weder wird bedacht, dass Wowereit nicht aufgrund eigener Stärke, sondern nur der Schwäche Anderer wegen gewonnen hat, noch wird - viel wichtiger! - der Kontext thematisiert, in dem die Kanzlerkandidatur entschieden werden wird. In so ernsthaften Zeiten wie der Eurokrise, ist kaum vorstellbar, das ein zumindest auf Bundesebene doch politisches Leichtgewicht wie Wowereit, der obendrein der SPD-Linken zugerechnet wird, als Kanzlerkandidat antreten darf. Und solche Probleme wenigstens zu benennen, ist von einem Kommentar einer Qualitätszeitung jedenfalls zu erwarten.

  • HN
    HANS NIX

    Die SPD hat in Berlin verloren, kurz davor verlor sie bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen, so eine richtig Qualifizierung für höhere Ämter stelle ich mir anders vor. Mag sein, dass er nicht so nervt wie Siggi Pop, Steinmeier, Steinbrück oder wie sie alle heißen, aber vielleicht liegt das auch daran, dass er weniger macht als diese Leute.

     

    Letztlich ist Berlin voller armer Leute, aber auch voller Spekulanten und Lobbyisten, kann mir eine schönere Zusammensetzung einer Stadt vorstellen. Eigentlich auch schade, weil vor zehn Jahren, dachte man, dass es in Berlin irgendwie anders werden könnte, ist es aber nicht. Dieser Berliner Republik ist schlimmer, weil unsozialer und unkontrollierter als alles, was in Bonn war. Und Wowi ist der Parylöwe für alle und das geht nicht.

  • A
    Andrea

    Hannelore Kraft!

  • C
    Chesterfield

    Klaus Wowereit ist einer der ganz wenigen ehrlichen Politiker.Allei wegen seiner Ehrlichkeit und Offenheit sollte er Bundeskanzler werden.Ich würde ihn,falls das ginge,sdofort wählen.

  • A
    aurorua

    Ich wünschte mir einen linken Sozialdemokraten/in als Kanzler, aber die wurden ja mit Schröder/Steinbrück/Steinmeyer usw. abgeschafft.

    Wowereit soll dann mal schön in PENSION gehen für Rente muss man Beiträge zahlen liebe TAZ.

    Für die PENSION die WOWI dann für 15 Jahre Arbeitsessen und Partie erhält müsste ein deutscher Facharbeiter mehrere hundert Jahre arbeiten und relativ hohe Beiträge bezahlen.

  • S
    Schäng

    Buschkowski hat gewonnen, nicht Wowereit.

  • P
    Peter

    Genau, Wowi for BK.

     

    So sehen Sieger aus. Knapp 28 % der Gesamtstimmen bei einer Wahlbeteiligung von 60 % und 3 % weniger als beim letzten Mal.

    Superrealistischer Artikel.

  • DL
    der lentz

    warum sollte er sich den erzkonservativen bundes spd klüngel antun?

    was die mit einem der im geruch steht nicht ebenfals betonfraktion zu sein tun haben sie doch schon bei platzek gezeigt.

    die seeheimer eimer sehen diese partei halt als ihre beute.

    nahles die ihn als kanzlerkandidaten erwähnt nachdem die presse die verluste der grünen u.a. auf renates bund-statt-oposition option schieben ist da nur EIN beispiel. wer solche freunde hatt...

    an seiner stelle bliebe ich regiermeister bis zur rente und beobachtete gelassen wie die münte-bande den weg der fdp geht.

    es wär ihr zu gönnen

  • H
    Hermy091

    Wowereit wäre der richtige Kandidat. Steinbrück, Gabriel und Steinmeier haben noch keine Wahl gewonnen oder sie wurden abgewählt. Ausserdem sind sie maßgeblich für die Agenda 2010 und die daraus resultierende Spaltung der Linken verantwortlich.

  • M
    Manchurian

    Ich habe kein Problem mit Herrn Wowereit, sehe in aber eindeutig als Berliner Phänomen.

  • A
    alcibiades

    @interpretator: Gott sucht jetzt schon die SPD-Kanzlerkandidaten aus? Na, warum auch nicht. Vielleicht hilft's was.

    @Stefan Alberti: Der wievielte Artikel ist das jetzt, der Wowereit ins Kanzleramt schreiben will? Wowereit ist in Berlin unangreifbar. Aber in der Bundespolitik sieht es anders aus und Steinmeier, -brück und der Rest der Gang sind nicht unbedingt auf Wowereits Seite. Drum können Sie ihm die Aussage glauben, der Mann ist ja nicht blöd. Der Bürgermeisterposten ist eine viel bessere Wahl für ihn als eine Kandidatur als Kanzler, bei der ihn die SPD doch eh im letzten Moment absägen würde.

  • Y
    yberg

    noch hat unter 30% klau s die bürgermeisterwahl im parlament nicht erfolgreich hinter sich gebracht.schleswig holstein und hessen lassen grüßen...

  • AH
    A. Hopfenschauer

    @Interpretator: "Die SPD hat mit Steinbrück einen ausgezeichneten Kandidaten: ernsthaft, reflektiert, integer."

    -

    Guter Witz, Ha-Ha!

  • B
    BoBo

    Wieso sollte jetzt aus der Troika "Steinbrück-Steinmeyer-Gabriel" eine Quadriga werden?

    Die bisherigen 3 werden das Ergebnis in ihrem Sinne interpretieren.

     

    Wowereit hat nicht die 30+ x% geschafft - nur ein überdeutliches Ergebniss hätte ihn evtl auf den 4. Platz der Kanzlerkandidatenliste gesetzt.

     

    Für Ministeraufgaben ist er ja auch bestimmt zu hagben ;-)

  • WB
    Wolfgang Banse

    Landesvater mit Bauchweh,Bundesvater ein klares Nein

    Bauchweh muss man haben,was den wahlsieg des regierenden Bürgermeisters von Berlin Klaus wowereit betrifft.Er wurschelt sich mit seiner Art des Regierens als Landesvater so durch und das Volk toleriert dies durch ihre abgegebene Stimme.Als Bundesvater,Bundeskanzler ist dies um ein vielfaches zu groß für Klaus Wowereit.Die SPD täte schlecht daran,nur auf Grund des erzielten Wahlergebnis Klaus wowereit als spitzenkandidat für die Bundestagswahl zu nominieren.

  • S
    Stefan

    Immer der selbe dumme Reflex: Wahl gewonnen (oder eben nicht total verloren) und schon stellen alle die dumme Frage, wann die Kanzlerkandidatur ruft. Ich befürchte der Slogan "Deutschland, arm aber sexy" zieht nicht.

  • E
    E.A.

    @Interpretator: Du meinst den Steinbrück, der auch viel dafür getan hat, dass die SPD 2009 bei der BTW so einen grandiosen Sieg davongetragen hat?

  • M
    Mirko

    "von Interpretator:

    Gott oder Partei: Bewahre uns vor diesem Kanzler. Die SPD hat mit Steinbrück einen ausgezeichneten Kandidaten: ernsthaft, reflektiert, integer. "

     

    Ist das jetzt Satire?

  • K
    keetenheuve

    soll das ein Witz sein?

  • R
    Roger

    Glückwünsche an Wowi und die Berliner SPD!

    Und eine nette Stimmungsschreibe.

    Aber mal ehrlich: Als Bewerbung für die Kanzlerkandidatur hat es nicht gepasst. Schröder hatte anno dazumal in Niedersachsen eine absolute Mehrheit auf dem Bewerbungszettel.

    Zudem glaube ich nicht, dass das glatte Bundesparkett das Richtige für Wowi wäre. Da doch lieber Steinbrück. Und Wowi darf weiter die spannendste Stadt Europas regieren und repräsentieren - ist doch auch nicht ohne.

  • U
    UHU

    Aber Wowereit ist weniger "Schröder-belastet".

  • P
    peter

    steinbrück integer und ernsthaft ? in welcher welt leben sie- dieser mann ist ein schaumschläger, ein guttenberg der spd.

     

    ich erinner mich geren noch an eine talkshow mit ihm, wo er nict mal erklären konnte was hedfgefonds sind und andere basics. als ökonom eine witznummer.

  • I
    Interpretator

    Gott oder Partei: Bewahre uns vor diesem Kanzler. Die SPD hat mit Steinbrück einen ausgezeichneten Kandidaten: ernsthaft, reflektiert, integer.